Arbeitsplätze an der Uni Bern
«Zeitgemässe Infrastruktur zieht Talente an»
Mehr Flexibilität, Sharing, hybride Modelle – neue Ansätze ermöglichen zeitgemässes Arbeiten und helfen, Rauminfrastruktur effizienter zu nutzen. Doch nun braucht es Investitionen, damit die Universität Bern weiterhin Spitzenleistungen erbringen kann, sagt Stefan Rufer, Leiter der Abteilung Bau und Raum.

Stefan Rufer: Meiner Definition nach entsteht ein moderner Arbeitsplatz dort, wo digitale und physische Infrastruktur gut ineinandergreifen. Diese Verbindung ermöglicht eine Arbeitsumgebung, die flexibel, vernetzt und zukunftsfähig ist. Gerade an einer Universität mit äusserst vielfältigen Tätigkeiten und Bedürfnissen ist diese Abstimmung zentral.
Zur Person

Stefan Rufer
studierte Architektur an der ETH Lausanne und der ETH Zürich und absolvierte sein Nachdiplomstudium in Denkmalpflege an der ETH Zürich. Er ist seit 25 Jahren in der Architektur und Denkmalpflege tätig. Seit 2022 leitet er die Abteilung Bau und Raum an der Universität Bern.
So vielseitig die Arbeitsmodalitäten an einer Universität sind, so vielseitig muss auch das Immobilienportfolio sein. Eine unserer Hauptherausforderungen besteht darin, massgeschneiderte und qualitativ hochwertige Arbeitsumgebungen bereitzustellen und gleichzeitig eine grösstmögliche Flächeneffizienz zu erreichen.
Die Universität Bern ist eine Stadtuniversität mit einzigartigen Qualitäten und zahlreichen Liegenschaften. Das ist eine Herausforderung, aber auch eine grosse Chance. Meine Vision ist, diese dezentrale Struktur intelligent zu vernetzen, um flexible Arbeitsmodelle zu fördern und die Zusammenarbeit über Fachgrenzen hinweg zu erleichtern. Zwischen dem Zentralbereich und den Fakultäten, zwischen einzelnen Forschungseinheiten, aber punktuell auch zwischen Forschung und Lehrbetrieb. Die Infrastruktur soll dabei nicht nur funktional sein, sondern auch den wissenschaftlichen Austausch aktiv unterstützen. Momentan dominiert vielerorts noch ein stark proprietäres Denken, das es erschwert, Infrastrukturen über die Grenzen von Organisationseinheiten hinweg zu teilen. Das möchten wir als Raumverantwortliche der Universität Bern aufbrechen, hin zu einem Verständnis von Raum und Arbeit, das die Kollaboration über die Fachgrenzen hinweg aktiv fördert.
Magazin uniFOKUS

«Arbeitswelt im Wandel»
Dieser Artikel erschien erstmals in uniFOKUS, dem Printmagazin der Universität Bern. uniFOKUS beleuchtet viermal pro Jahr einen thematischen Schwerpunkt aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Aktuelles Fokusthema: «Arbeitswelt im Wandel»
Erst einmal ist es eine Chance: Die Verflechtung mit der Stadt wird sowohl von Mitarbeitenden als auch von Studierenden geschätzt und wir wollen die Qualitäten, die daraus entstehen können, auch aktiv fördern. So können Uni-Angehörige zum Beispiel von der guten Verkehrsanbindung profitieren und vom gastronomischen Angebot der Stadt, aber die Stadtbevölkerung kann umgekehrt auch vom Verpflegungsangebot der Universität Gebrauch machen.
Dass wir als Universität in ein Stadtquartier eingebettet sind, setzt der räumlichen Entwicklung aber enge Grenzen. Die Studierenden- und Mitarbeitendenzahlen wachsen stetig. Um konkurrenzfähig zu bleiben, muss die räumliche Struktur mitwachsen, und es müssen in Zukunft auch externe Standorte als Satelliten in die Entwicklungsstrategie einbezogen werden. Hier sehe ich eine grosse Herausforderung.
«Will sich Bern eine exzellente Universität leisten, muss der Kanton auch die notwendigen Investitionsmittel bereitstellen.»
Stefan Rufer
Warum?Beim Flächenangebot sind wir stark vom Kanton abhängig. Oft stehen dringend benötigte Räume erst Jahre später zur Verfügung, als sie eigentlich gebraucht würden.
Wie gehen Sie damit um?Wir müssen das Beste aus den bestehenden Strukturen herausholen, neue Nutzungskonzepte erarbeiten oder versuchen, Effizienzsteigerung im Bestand zu erreichen. Ich denke da zum Beispiel auch an geteilte Infrastrukturen, damit Gebäude besser ausgelastet werden können.
Reicht das?Nein, langfristig braucht es auf der politischen Ebene ein wirkliches Bekenntnis, dass die Universität Bern, die auf vielen verschiedenen Gebieten Spitzenforschung betreibt, auch eine adäquate Infrastruktur erhält, mit der sie konkurrenzfähig bleiben kann. Will sich Bern eine exzellente Universität leisten, muss der Kanton auch die notwendigen Investitionsmittel bereitstellen, um der Universität dieses Wachstum zu ermöglichen.
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Ja, besonders Forschende, die auf gut ausgestattete Laborinfrastrukturen angewiesen sind, spüren die Konsequenzen der schwierigen räumlichen Situation am stärksten. Es ist beeindruckend, mit welcher Resilienz seitens der Forschenden in teilweise veralteten Raumausstattungen Höchstleistungen erbracht werden – doch die Forschung benötigt ein zeitgemässes Arbeitsumfeld, um das Niveau auch in Zukunft halten zu können. Dabei stellen die langen Durchlaufzeiten von Projekten ein zusätzliches Problem dar. Was wir heute planen, wird vielleicht erst in 15 oder 20 Jahren realisiert. Das erschwert es, flexibel auf Veränderungen zu reagieren.
Inwiefern bestimmt die Infrastruktur die Möglichkeit der Universität Bern, eine Spitzenuniversität zu sein?Gute Infrastrukturen sind die Grundlage dafür, dass Menschen ihr volles Potenzial entfalten können. Mit zeitgemässer Infrastruktur kann das Arbeiten an unterschiedlichen Orten ermöglicht und das für innovative Forschung oft unverzichtbare interdisziplinäre Arbeiten erleichtert werden. Dies wiederum zieht talentierte Mitarbeitende an, die für eine Spitzenuniversität letztlich entscheidend sind.
Aktuelle Projekte
Neue Arbeitsformen
Hybride Modelle: Auch wenn sich die Universität Bern als Präsenzuniversität versteht, spielt das flexible Arbeiten eine zentrale Rolle. Die Universität setzt auf Modelle, die sowohl Präsenz als auch digitale Flexibilität ermöglichen – etwa konzentriertes Arbeiten im Homeoffice, Meetings vor Ort oder hybride Formate für interdisziplinäre Projekte. Diese Kombination erlaubt es, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen und gleichzeitig die Vorteile physischer Nähe zu nutzen.
Desksharing: In den Büroräumlichkeiten wird zunehmend auf eine effizientere Nutzung gesetzt. Die Universität strebt vermehrt Desksharing an, um eine bessere Auslastung der vorhandenen Raumressourcen zu erreichen. Dadurch können Flächen für zusätzliche Mitarbeitende oder neue Nutzungsmöglichkeiten wie Rückzugsräume, Telefonboxen oder kleinere Sitzungszimmer gewonnen werden.
Im Zentralbereich der Universität Bern wurde ein Pilotprojekt mit Shared Desk und sogenannten «modernen» Büroflächen umgesetzt, das positive Erfahrungen brachte. Nun wird das Konzept gezielt weiterentwickelt. Sollte dieser Weg an der Universität konsequent weiterverfolgt werden, müssen Ausnahmen reduziert werden, um eine einheitliche Umsetzung zu gewährleisten. Neben geteilten Arbeitsplätzen ist auch die gemeinsame Nutzung weiterer Infrastrukturen ein wichtiger Aspekt moderner Arbeitsformen. In den Fakultäten und Instituten übernimmt die Abteilung Bau und Raum eine unterstützende Rolle und begleitet interessierte Einheiten bei der Umsetzung neuer Arbeitsplatzkonzepte.