Mensch und Umwelt verschärften Dürre in Südspanien

Die Axarquía-Region in Südspanien erlebte von 2019 bis 2024 eine extreme Wasserkrise. Eine neue Studie unter der Leitung von Victoria Junquera von der Universität Bern beleuchtet die Ursachen: Alles deutet auf eine «anthropogenen Dürre» hin.

Text: Patrizia Jaeggi 09. Dezember 2025

Axarquía ist ein bedeutendes Zentrum für die Produktion von Avocados und Mangos in Europa.  Zwischen 2019 und 2024 war die südspanische Region mit einer beispiellosen Wasserkrise konfrontiert. Diese führte zu einer fast vollständigen Erschöpfung des grossen Stausees Axarquías. Zudem sank in weiten Teilen des Hauptgrundwasserleiters der Grundwasserspiegel auf Meereshöhe ab.

Diese Situation hatte gravierende wirtschaftliche Folgen für die Region. «Die Wasserknappheit hat in der Erntesaison 2022/2023 zu Ernteausfällen von bis zu 80 Prozent bei Mangos und 50 Prozent bei Avocados im Vergleich zum Vorjahr geführt», erklärt Ökologin Victoria Junquera.

Der Viñuela-Staudamm im Dezember 2021: Der Wasserstand sank im folgenden Jahr rapide, und die Nutzung des Staudammwassers für Bewässerungszwecke wurde im Oktober 2022 eingestellt. © Victoria Junquera

Eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Junquera – heute Postdoktorandin am Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern – untersuchte die Ursachen dieser Krise. Am Projekt beteiligt waren die Universität Málaga und die Princeton University.

Menschlicher Einfluss auf die Wasserknappheit

Die Forschenden analysierten die Wasserkrise aus einer Perspektive, die menschliche und natürliche Faktoren miteinander verknüpft. «Wasserkrisen und andere Extremereignisse wie Überschwemmungen oder Waldbrände sind fast immer das Ergebnis einer Kombination aus Wechselwirkungen und Reaktionen zwischen Mensch und Umwelt», erklärt Junquera. «Daher ist es wichtig, sie aus einer multidisziplinären Perspektive zu analysieren.»

Um die Haupteinflussfaktoren der Krise zu verstehen, führten die Forschenden eine detaillierte Analyse der Land- und Wasserbewirtschaftung, hydrologischer und meteorologischer Zeitreihendaten sowie räumlicher Daten durch. Ihre Ergebnisse zeigen: Hauptursachen der Krise war eine Kombination aus kurz- und langfristigen Dynamiken. Einerseits herrschte eine ungewöhnlich schwere mehrjährige meteorologische Dürre. Andererseits bestand ein langjähriges strukturelles Ungleichgewicht zwischen dem Wasserverbrauch und den verfügbaren Wasserressourcen.

In den letzten 20 Jahren wurde die bewässerte Landwirtschaft in Axarquía immerzu ausgeweitet. Das hat den Wasserbedarf stetig erhöht. Im Zusammenspiel mit der fehlenden Kontrolle durch die Behörden hat das entscheidend zu dieser Wasserknappheit beigetragen. Victoria Junquera und die beteiligten Forschenden nennen die Dürre in der Region daher eine «anthropogene Dürre», das heisst eine Dürre, bei der menschliche Faktoren und Wechselwirkungen zwischen menschlichen und natürlichen Prozessen eine zentrale Rolle spielen.

Geländevorbereitung für eine neue subtropische Plantage und damit verbundener Verlust der natürlichen Vegetation in höheren Lagen in der Region Axarquía. © Victoria Junquera

Forderung nach Reformen

Die Forschenden empfehlen aufgrund ihrer Ergebnisse, die Nutzung von Land und Wasser in der ganzen Region gemeinsam zu planen. Sie schlagen vor, strengere Kontrollen der bewässerten Flächen einzuführen und die Wasserverfügbarkeit und -nutzung durch Echtzeitmessungen besser zu überwachen. «Ausserdem könnten flexible Genehmigungen, die sich an den verfügbaren Wasserressourcen orientieren, dabei helfen, zukünftige Krisen abwenden», sagt Victoria Junquera. Dürren dürften sich künftig aufgrund des Klimawandels verschärfen. Die Forschenden betonen daher, dass die Anpassung an solche Extremereignisse nicht nur technische Lösungen, sondern auch wirksame regulatorische Massnahmen und eine effektive Regierungsführung erfordert.

Brunnen mit hoher Wasserentnahme in der mittleren Zone des Grundwasserleiters von Vélez. © Marta Llamas Dios

Zur Person

Victoria Junquera ist Postdoktorandin am Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern und Teil der Forschungsgruppe Plant Ecology.

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