Gemeinsam für die Wissenschaft am Dies academicus

Der 191. Dies academicus stand im Zeichen globaler Vernetzung, wachsender Herausforderungen und der Bedeutung internationaler Kooperationen. Es wurden fünf Ehrendoktortitel sowie zehn akademische Preise verliehen.

Die 191. Stiftungsfeier fand im Casino Bern statt. © Universität Bern, Bild: Ramon Lehmann

Mit einem festlichen Auftakt durch das Uniorchester Bern wurden die Besucherinnen und Besucher am 191. Dies academicus der Universität Bern empfangen.

Analog zu James Joyce’s Ein Porträt des Künstlers als junger Mann widmete sich Rektorin Virginia Richter in ihrer Begrüssungsrede der Frage nach Zugehörigkeit und Selbstverständnis:  «Die Universität Bern hat verschiedene Identitäten, verschiedene Verortungen.» Dabei spannte sie den Bogen von der wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung für die Stadt Bern über die Wertschöpfung für den Kanton unter anderem als siebtgrösste Arbeitgeberin, über ihre Stellung als drittgrösste Universität der Schweiz bis hin zu ihrer Präsenz in der Weltraumforschung.

Die Weibelin führte die Rektorin der Universität Bern, die Bildungs- und Kulturdirektorin, Universitätsleitung, Dekaninnen und Dekane, auswärtige Rektorinnen und Rektoren bzw. deren Vertreterinnen und Vertreter in den Saal. © Universität Bern, Bild: Ramon Lehmann

Lokal verankert, international vernetzt

 «Um stark in der Lehre zu sein, um in der Forschung wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die Universität Bern international hervorragend vernetzt sein», so die Rektorin. Ihre aktive Mitgliedschaft in internationalen Netzwerken wie der europäischen Universitätsallianz «ENLIGHT» oder «The Guild», der Vereinigung von 23 der renommiertesten forschungsintensiven Universitäten Europas, zeuge von den länderübergreifenden Verbindungen der Universität Bern. Doch angesichts der globalen Unruhen stehe das Wissenschaftssystem zunehmend vor neuen Herausforderungen. In einer von Unsicherheit und Konflikten geprägten Welt sei die internationale Kooperation wichtiger denn je. Vor diesem Hintergrund ist die jüngste Nachricht zur Reassoziierung der Schweizer Hochschulen am Forschungsprogramm Horizon Europe besonders erfreulich.

Bekenntnis zur Wissenschaftsfreiheit

«In Forschung und Studium darf es keine Einschüchterung, keinen Zwang bei der Wahl der Themen und Methoden, keine Behinderung beim Zugang zu Materialien und Quellen und keine Einschränkung bei der Wahl von Kooperationspartnern geben.» Mit diesen klaren Worten unterstrich Virginia Richter die Haltung der Universität Bern zur Wissenschaftsfreiheit.

Virginia Richter, Rektorin der Universität Bern. © Universität Bern, Bild: Manu Friederich

Damit griff Richter auch die Debatte zum Umgang mit Israel und dem Krieg in Gaza auf. Die Kritik, der sich die Universität in diesem Zusammenhang stellen musste, liess sie dabei nicht aussen vor: «Die Universitätsleitung war in den letzten beiden Jahren gezwungen, schwere Entscheidungen zu treffen. Mit Kritik daran, auch aus den eigenen Reihen, haben wir uns sehr intensiv auseinandergesetzt und das Gespräch mit verschiedenen Gruppen gesucht.»

Sorgen um Forschungsfinanzierung

In ihrer Rede äusserte die Rektorin auch ihre Sorgen hinsichtlich der nationalen Forschungsfinanzierung: «Bereits heute ist die Förderquote des Schweizerischen Nationalfonds SNF für Forschungsprojekte von über 50 Prozent auf etwas über 20 Prozent gesunken.» Trotz der positiven Entwicklung des Kantonsbeitrags in den vergangenen Jahren seien die Ausgaben der Universität wegen der gestiegenen Anforderungen an den Wissenschaftsbetrieb jedoch schneller gestiegen als die Einnahmen. Virginia Richter brachte damit auch die moderaten Sparmassnahmen der Universität zur Sprache, die zur Verbesserung der finanziellen Lage beitragen sollen. Ebenfalls steuere die vom Regierungsrat beschlossene Erhöhung der Studiengebühren zur Finanzkonsolidierung bei, wobei besonders der Beschluss zur Erhöhung der Zusatzgebühren für ausländische Studierende bedauert werde: «Dies macht uns zweifellos weniger attraktiv für die Talentiertesten, und kann sich negativ auf die Qualität einiger Masterstudiengänge, insbesondere in den Naturwissenschaften, auswirken.»

Trotz des Ausblicks auf diese Herausforderungen endete die Ansprache der Rektorin mit einer positiven Note. Sie erinnerte an die erfolgreiche Nacht der Forschung, bei der rund 800 Forschende unzähligen Besucherinnen und Besuchern Einblicke in ihre wissenschaftliche Arbeit bieten konnten. Dabei stellte sie fest: «Begeisterung kann man nur wecken, wenn man selbst begeistert ist.»

Bedeutung des Miteinanders

Die Leistung und grosse Bedeutung der Universität Bern für die Gesellschaft im Kanton Bern und darüber hinaus betonte auch Regierungsrätin Christine Häsler in ihrer Ansprache.
Dabei sei auch die Universität Bern Teil eines grossen Gefüges, in dem viele Menschen innerhalb als auch ausserhalb zum Erfolg beitragen würden. Gemeinsam sei es möglich, etwas zu bewegen und zum Besseren zu verändern: «Je mehr man über die Grenzen des eigenen Bereichs hinaus zusammenarbeitet, das Wissen und Erfahrung von weiteren engagierten Menschen einbezieht, desto besser gelingt das.» Die Universität Bern gehe dabei aktiv auch auf Menschen zu, die ihr weniger nahestünden, fördere den Dialog und tausche Wissen aus.

Christine Häsler, Regierungsrätin und Berner Bildungs- und Kulturdirektorin. © Universität Bern, Bild: Manu Friederich

Christine Häsler dankte den Angehörigen der Universität Bern für diese wichtige Arbeit. «Die Politik anerkennt diese Leistung und die grosse Bedeutung der Universität Bern. Sie setzt alles daran, unsere Universität zu stützen und mit den notwendigen Mitteln auszustatten.» Nach einer Steigerung des Kantonsbeitrags auf 4 Prozent für 2025 sei für das Folgejahr gar eine finanzielle Unterstützung von über 7 Prozent seitens des Kantons geplant.

Über Grenzen hinweg

Jan Palmowski, Generalsekretär von The Guild of European Research-Intensive Universities, rückte in seiner Rede die verschärfte Debatte um Internationalisierung ins Zentrum, wobei er folgende Tendenzen hervorhob: Einerseits würden die internationalen Beziehungen von Universitäten in Politik und Gesellschaft zusehends öffentlich hinterfragt. Ausserdem sei Europa längst nicht mehr wissenschaftlich führend und mache sich dadurch abhängig von anderen Ländern auf anderen Kontinenten, die ihre eigenen Interessen verfolgten. Schliesslich drohten sich wissenschaftliche Ungleichgewichte durch private Akteure, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz, weiter zu verstärken.

Jan Palmowski, Generalsekretär The Guild of European Research-Intensive Universities. © Universität Bern, Bild: Manu Friederich

Doch auch wenn internationale Kooperationen mit diesen neuen Entwicklungen auf die Probe gestellt werden, liessen sich globale Probleme nur grenzübergreifend lösen. Internationalisierung müsse neu gedacht werden, wie Palmowski ausführte: «Wir brauchen eine neue Einstellung zur Internationalisierung, eine Einstellung, die Internationalisierung nicht nur zunehmend als Herausforderung sieht, sondern die ihre Chancen, ihre Potentiale und ihre ethischen und strukturellen Grundlagen aktiv und bewusst angeht.»

Austausch auf Augenhöhe

Zuletzt richteten Ainhoa Martinelli und Jill Federer, Vorstandsmitglieder der Studierendenschaft der Universität Bern (SUB), ihr Wort an die Gäste. Den Studierenden sei es ein besonderes Anliegen, am politischen und gesellschaftlichen Diskurs beteiligt zu sein: «Die Studierenden von heute werden die Gesellschaft, die Politik und die Wissenschaft der Zukunft mitgestalten.»

Ainhoa Martinelli und Jill Federer, Vorstandsmitglieder Studierendenschaft der Universität Bern (SUB). © Universität Bern, Bild: Manu Friederich

Die Rolle der Universität Bern liege dabei nicht nur in ihrer Vorbildfunktion. Die Studierenden wollten lernen, kritisch zu denken und zu hinterfragen. «Wir werden die Entscheidungsträgerinnen und -träger der Zukunft sein. Umso wichtiger ist es, dass diese Fähigkeiten bereits in der Lehre gefördert werden.» Mit dem Wunsch an die Universität, weiterhin miteinbezogen zu werden, appellierten Martinelli und Federer an das Miteinander an der Universität Bern.

Exzellenz in der Lehre

Es folgte die traditionelle Verleihung der Ehrendoktorate, bei der fünf Persönlichkeiten durch die Fakultäten ausgezeichnet wurden. Ein weiterer Höhepunkt stellte die Vergabe der akademischen Preise an zehn Forschende und Mitglieder des universitären Lehrkörpers dar. Dabei wurde zum «Teacher of the Year 2025 Universität Bern» ein Videobeitrag gezeigt.

Video Preview Picture

Gegen Ende der Veranstaltung richtete die Rektion in einem ausserplanmässigen Einschub noch einmal ihr Wort an die Versammelten und gab die baldige Verabschiedung von Generalsekretär Christoph Pappa bekannt. Unter anhaltendem Applaus verlieh sie ihm im Namen der Universität eine Ehrenurkunde für seine jahrzehntelange Arbeit und unermüdliches Engagement für die Universität Bern.

Am 191. Dies academicus der Universität Bern erhielten fünf Persönlichkeiten ein Ehrendoktorat (mit roter Diplomrolle). V.l.n.r.: Franziska Tschan Semmer, P. N. Sylaja, Virginia Richter (Rektorin), Bice Curiger, Elisabeth Bik. Auf dem Bild fehlt: Patricia Kopatchinskaja. © Universität Bern, Bild: Manu Friederich
Zehn Personen erhielten am Dies academicus 2025 einen akademischen Preis (mit roter Urkunde). Hinten v.l.n.r.: Etienne Bonvin, Andrea Schärli, Stefan Andreas Tschanz, Jonas Schmid, Ruben Michael Bill und Martín González-Fernández. Vorne v.l.n.r.: Christina Voigt, Céline Jacqueline Zeller, Virginia Richter (Rektorin), Gabi Sonderegger und Verdiana Trappetti. © Universität Bern, Bild: Manu Friederich

Der Dies academicus

Der Dies academicus erinnert an die Gründung der Universität Bern im Jahre 1834. Die Stiftungsfeier der Universität Bern findet jährlich am ersten Samstag im Dezember statt. Auf der Website zum Dies academicus finden Sie weitere Impressionen vom Anlass, Informationen zu allen Ehrendoktorinnen und Ehrendoktoren sowie Preisträgerinnen und Preisträgern.

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