Absenderin: Berner Bildungskommission
Wünsche und Erwartungen aus der Politik
Sieben Mitglieder der Bildungskommission des Grossen Rats schreiben der Universität Bern. Sie schildern ihre Sicht auf die Rolle der Hochschule im Bildungssystem, auf deren Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und ihre Vorstellung davon, wie sichtbar und zugänglich eine Uni heute sein sollte.

«Die Uni soll nahbar sein»
Bildung ist insgesamt – von der frühkindlichen Bildung über alle Stufen unseres Schul- und Ausbildungssystems bis hin zur Nachholbildung und zu Seniorenangeboten – ein zentraler Faktor für das Wohlergehen einer Gesellschaft. Bildung ist auf individueller Ebene der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben sowie volkswirtschaftlich die Grundlage für Innovationskraft und Entwicklung wie auch für die Sicherstellung von genügend Fachkräften und Arbeitsplätzen. Bei alldem nimmt die Universität in der Berner Bildungslandschaft eine wichtige Führungsrolle ein. Mit ihren besonderen Stärken, etwa im Medizin- und Gesundheitsbereich, in den Geisteswissenschaften oder in den Klima- und Umweltwissenschaften, forscht und lehrt sie in Bereichen, die für das tägliche Leben der Menschen entscheidend sind. Als Politikerin will ich die Universität in ihren Aufgaben weiter stärken und unterstützen.
Von der Uni Bern erwarte ich, dass sie sich als Teil der gesamten Bildungslandschaft versteht und bereit ist zur Zusammenarbeit, beispielsweise mit Fachhochschulen oder Institutionen der beruflichen Weiterbildung. Das tut ihrem hochwertigen Bildungsangebot – dieses ist hochzuhalten! – keinen Abbruch. Die Uni soll nahbar sein, kein Elfenbeinturm, und der Bevölkerung immer wieder zeigen, was sie Gutes tut. Und: Bitte macht vorwärts mit dem Frauenanteil in den Führungsgremien und bei den Professuren!
Mehr Sichtbarkeit

«Willst du für ein Jahr vorausplanen, so baue Reis. Willst du für ein Jahrzehnt vorausplanen, so pflanze Bäume. Willst du für ein Jahrhundert planen, so bilde Menschen.»
Genauso wie dies Tschuang-Tse vor Hunderten von Jahren sagte, trifft dies noch heute für unsere Bildungsstätten und im speziellen Mass für die Universität Bern zu. Wissen vermitteln, Zukunft planen, fit sein für die zukünftigen Herausforderungen. Einige der Themen, die zu bewältigen sind und bei denen die Uni Bern Schwerpunkte setzt, sind, dem Klimawandel nachhaltig zu begegnen, Gesundheit und Medizin voranzutreiben und den Weltraum zu erforschen. Für unsere Region und den Kanton Bern, aber auch national und international bedeutet dies, attraktive Studienplätze anbieten zu können und Wissen zu vermitteln, um fit für die Zukunft zu sein. Dank der einzigartigen Lage von Bern und dem hervorragenden internationalen Ruf bietet die Universität zudem Top-Arbeitsplätze an, um talentiertes und hoch qualifiziertes Fachpersonal für die verschiedenen Fakultäten und Institute zu gewinnen.
Von der Universität Bern wünsche ich mir mehr Sichtbarkeit. Es wird Grosses geleistet, jedoch geschieht vieles im Verborgenen und ist nur interessierten Fachgruppen zugänglich oder wird nur in Fachzeitschriften öffentlich gemacht. Für die Uni wünsche ich mir die Rückkehr und den Zugang zum EU-Forschungs- und Innovationsprogramm «Horizon Europe».
Der Universität Bern schon immer sagen wollte ich: Nutzt die Chance der globalen Unsicherheiten, als Universität mit internationaler Ausstrahlung für sichere und topqualifizierte Arbeitsplätze zu sorgen und damit verbunden für unsere Studierenden ein geschützter Lernort ohne Einschränkungen zu sein.
Magazin uniFOKUS

«Ein Teil von Bern»
Dieser Artikel erschien erstmals in uniFOKUS, dem Printmagazin der Universität Bern. uniFOKUS beleuchtet viermal pro Jahr einen thematischen Schwerpunkt aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Aktuelles Fokusthema: «Ein Teil von Bern»
Mit Defiziten konfrontiert

In einer Zeit der Rankings, der Output-Manie und der grassierenden Testitis erreichen mich immer wieder wohltuende Schilderungen über pädagogische Werte und solide Unterrichtsqualität aus der Universität Bern. Dies bestätigten mir nicht nur zwei Töchter, die an der Universität Bern studiert hatten, sondern auch ehemalige Schülerinnen und Schüler.
Als Grossrat und Bildungspolitiker bin ich allerdings mit Defiziten und einer immer grösser werdenden Anspruchshaltung konfrontiert. In den Wirtschaftswissenschaften wird das Gesetz der Knappheit der Ressourcen gelehrt. Vielleicht gilt es, allen Studierenden und Mitarbeitenden der Universität auch mal in Erinnerung zu rufen, welch unglaubliche Leistungen die Universität Bern im internationalen Vergleich zu erbringen vermag und welch grossartiges Angebot sie den Lernenden immer noch bieten kann. Dieses Level – das übrigens auch von der Reinigungsfachfrau Dzemaili und dem Polymechaniker Gentili finanziert wird – zu halten, wird eine grosse Herausforderung sein. Helfen könnten hier Schlagzeilen, die weniger die Uni-Besetzungen als vielmehr die Erfolge in der Forschung und die gute fachliche Ausbildung unserer Medizinerinnen und Mediziner in den Fokus rücken.
«Danke für die Offenheit»

Die Universität Bern ist weit mehr als ein Ort der Forschung und Lehre – sie ist ein zentraler Motor für die wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung der Region und des Kantons. Mit ihren zahlreichen Studierenden, Mitarbeitenden und Forschungseinrichtungen belebt sie die Stadt, stärkt die lokale Wirtschaft und schafft Arbeitsplätze. Gleichzeitig ist sie ein Magnet für kluge Köpfe aus dem In- und Ausland, was die Region weltoffen, dynamisch und zukunftsorientiert macht. Die Uni Bern ist damit ein bedeutender Pfeiler des Bildungsstandorts Schweiz und ein wichtiger Teil der Identität unseres Kantons.
Was ich mir von der Uni Bern wünsche, ist, dass sie sich weiterhin für eine breite, kritische und unabhängige Bildung einsetzt – offen für neue Ideen, aber mit klarer Haltung gegenüber gesellschaftlichen Herausforderungen wie der aktuellen Weltlage, dem Klimawandel und sozialer Ungleichheit. Mir ist es wichtig, dass die Uni-Leitung weiterhin kritisch hinschaut und handelt, wenn Extrempositionen vertreten werden. Ich hoffe, dass sie Studierende nicht nur fachlich, sondern auch menschlich stärkt, sie ermutigt, Verantwortung zu übernehmen und kreative Wege zu gehen.
Und was ich der Uni Bern schon immer sagen wollte: Danke. Danke für ihren Beitrag zum Wissen, zur Innovation und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Danke für ihre Offenheit und ihre Vielfalt. Und danke, dass sie unsere Region mit Leben füllt – Tag für Tag.
Problemen begegnen

Die Universität Bern ist ein Angebot für unsere jungen Menschen, ein idealer Standort mit ihren Angeboten und ihrer geografischen Lage – für uns Romands des Kantons Bern, aus dem Berner Jura beziehungsweise dem Grand Chasseral, sicherlich eine sprachliche Herausforderung. Die Uni bedeutet auch eine Brücke in einem Lebensverlauf. Für den Kanton ist sie ein Leuchtturm, eine Hochburg, die zwischen Traditionen und Innovationen sowie gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen jongliert.
Die Universität hat die Aufgabe, ein Ort der exzellenten Bildung, des Austauschs, des Teilens und des Respekts für den Einzelnen zu sein. Sie muss in einem zweisprachigen Kanton die Stimme der Zweisprachigkeit im Besonderen, aber natürlich auch der Mehrsprachigkeit, zeigen, die im akademischen Umfeld obligatorisch ist. Ich erwarte von der Uni Bern, dass sie sich den Herausforderungen unserer Zeit in den Bereichen Klima, Energie, Gesellschaft und Umwelt stellt, sich immer daran erinnert, woher sie kommt, und sich eine klare Vorstellung davon verschafft, wohin ihr Weg gehen soll.
Es gibt nichts Besonderes, das ich der Universität Bern schon lange sagen wollte. Wenn ich etwas zu sagen habe, sage ich es. Stattdessen würde ich gerne Wünsche äussern: Ich wünsche ihr, dass es ihr gelingt, sich mit begeisterten und leidenschaftlichen Dozierenden zu umgeben. Einen Rahmen und Kurse zu entwickeln, die viele Studierende anziehen, und sie auf eine manchmal raue Berufswelt vorzubereiten. Ich wünsche mir, dass sie ein nachhaltiges finanzielles Gleichgewicht findet und eine renommierte und weithin geschätzte Universität bleibt. Viel Erfolg!
Auf Stärken konzentrieren

Die Universität Bern ist ein zentraler Pfeiler für Bildung, Forschung und Innovation im Kanton Bern. Aus meiner und der Sicht der FDP Kanton Bern stärkt sie den Wirtschaftsstandort, zieht Talente aus dem In- und Ausland an und schafft hochwertige Arbeitsplätze. Sie fördert Unternehmertum und Technologieentwicklung und trägt wesentlich zur internationalen Vernetzung bei. Damit ist sie ein Motor für Fortschritt und Wohlstand in der Region.
Von der Universität Bern wünsche ich mir aber mehr Effizienz und Kooperation. Studiengänge mit wenigen Studierenden sollen in Absprache mit anderen Unis zentralisiert werden. So können Ressourcen gebündelt, die Qualität gesteigert und unnötige Doppelspurigkeiten vermieden werden – im Sinne von Exzellenz und Kostenbewusstsein.
Gefühlt werden die Mittel (sei es vom Bund oder vom Kanton) in den nächsten zehn Jahren nicht zunehmen. Konzentriert euch auf eure Stärken, um eure Exzellenz halten zu können.
«Suchen Sie den Dialog!»

Wenn ich an die Universität Bern denke, sehe ich nicht nur ein akademisches Zentrum, sondern auch eine Brücke zwischen Stadt und Land, ja sogar zum Ausland. Als ehemaliger Schulleiter und Musiker habe ich erlebt, wie wichtig diese Brücken sind: Wissen, Forschung und Inspiration sollen nicht hinter den Mauern einer Institution verborgen bleiben, sondern ihren Weg hinausfinden bis nach Steffisburg und in alle Regionen des Kantons.
Internationalität und Regionalität sollen kein Widerspruch sein, im Gegenteil: Gerade in der Verankerung im Kanton liegt die Kraft, langfristig Wirkung zu entfalten. Suchen Sie den Dialog mit Gemeinden, Schulen und Unternehmen. Denn eine Universität, die nicht nur forscht und lehrt, sondern auch sichtbar nahbar ist, schafft Mehrwert für alle in Stadt und Land, in Wissenschaft und Alltag.
Heute als Gemeindepräsident von Steffisburg, Grossrat und Mitglied der Bildungskommission, sehe ich die Universität Bern als Motor für Bildung, Forschung und Innovation. Sie prägt unsere Forschenden und Fachkräfte. Menschen, die ihre Kompetenzen wieder in unsere Gemeinden tragen. Für uns in Steffisburg bedeutet das: Wir profitieren von einer starken Uni, auch wenn wir räumlich nicht in ihrer unmittelbaren Nähe sind. Der Kanton lebt von seiner Vielfalt, von der internationalen Forschung in der Hauptstadt bis zu den Schulen, Gemeinden und Unternehmen in den Regionen. Bildung ist weit mehr als Fachwissen: Sie inspiriert, eröffnet Horizonte, fördert Kreativität und baut Brücken zwischen Menschen.
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