Science Slam 3.0
And the Golden Sloth goes to…!
Am 26. November fand die dritte Ausgabe des Science-Slam Bern im Stellwerk Bern statt. Die «Slammys» präsentierten ihre wissenschaftlichen Projekte auf humorvolle Weise einem Laienpublikum.
Um den Tagessieg kämpften sechs «Slammys». Zu gewinnen gab es «kein Geld», wie Moderatorin Nicola von Greyerz scherzhaft rief: «Genau wie in der Forschung!» Stattdessen kämpften die Slammys traditionsgemäss um einen goldenen Tier-Pokal, beim dritten Science Slam in der Form eines goldenen Faultiers. Wie in den Vorjahren wurde der Science Slam von «Alumni UniBE» gemeinsam mit Philippe Bähler von der Berner Fachhochschule BFH und zahlreichen Sponsoren organisiert.
Nicola von Greyerz begrüsste das Publikum im gut gefüllten Stellwerk und erklärte die wichtigsten Regeln des Science Slams: «Keine Fake News und keine alternativen Fakten! Die Zeitgrenze von 10 Minuten nicht überschreiten und nicht langweilig sein!» Nachdem also die Grundlagen geklärt waren, konnte es losgehen.
Vorrunde 1: der Besserwisser
Jasmin Barmann eröffnete den dritten Science Slam Bern. Sie nahm das Publikum mit ins Mittelalter und erklärte einen seltenen Gendefekt: «Gendefekte sind wie Einhörner. Man glaubt zwar irgendwie, dass es sie gibt, doch wenn man dann wirklich einem begegnet, ist man komplett überfordert.» Beim von ihr thematisierten Gendefekt wird zu wenig roter Blutfarbstoff gebildet und es entsteht ein Eisenüberschuss. Die Behandlung des Leidens mutet archaisch an, ist aber erfolgreich: Durch die mittelalterliche Technik des Aderlasses, also der Entnahme von venösem Blut, wird das Eisen «rückreguliert». Die Symptome können dadurch gelindert werden.
Im Zentrum von Jonas Biedermanns Slam stand seine Besserwisserei: Bei einem Pub-Quiz neulich hatte er eine Frage vermeintlich falsch beantwortet. Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Wie lange die Landesgrenze von Grossbritannien sei, lautete die Frage: 3‘000, 12‘000 oder 20‘000 km? Jonas zeigte im Anschluss auf, dass jede der Antworten ihre Richtigkeit habe, denn «die Küste wird länger, je genauer man misst». Es gebe somit keine richtige Lösung und er habe die Frage daher gar nicht falsch beantwortet. Man könne nicht genau genug messen: «Das entzieht sich den Grenzen der Messbarkeit».
Simona Procacci versuchte in ihrem Slam die Frage zu beantworten, was die heisseste Temperatur im Universum ist. Zum ersten Mal hatte sie sich diese Frage gestellt, als sie als Achtjährige vor ihrer ganzen Klasse singen musste: Vor lauter Scham lief sie rot an und begann zu schwitzen. Nach ausführlichen Erklärungen zu Temperaturschwankungen und Ausdehnung im Universum über die vergangenen Jahrmilliarden, konnte Simona Procacci keine Antwort auf ihre Frage finden: «Wir wissen es schlicht noch nicht.» Aber ihre eigene maximale Temperatur habe sie definitiv als Achtjährige erreicht.
In der Vorrunde erhielten alle drei Slammys viele Lacher und Applaus. Am meisten Jubel-Dezibel erkämpfte sich aber Jonas Biedermann. Er stand zur Pause daher als erster Finalist fest.
Vorrunde 2: der Molekül-Flüsterer
In seinem Slam thematisierte Yaser Balmohammadi Moleküle und die Frage, ob diese uns verstehen würden oder gar mit uns kommunizieren könnten. Er ist nämlich der Überzeugung, dass Moleküle uns verstehen. Es komme nur darauf an, wie wir mit ihnen reden. Die richtige Sprache habe er aber offenbar noch nicht gefunden, stellte er fest: «Ich singe zum Beispiel regelmässig für meine Kristalle, aber sie verstehen meine ‹Love Language › irgendwie nicht.»
Peter Lenart setzte sich in seinem Slam mit der Fortpflanzung der winzigen Würmer der Spezies C. elegansauseinander. Er forscht nämlich zum Heranwachsen der Würmer vom «Baby» zum «voll funktionsfähigen Erwachsenen». Die C. elegans-Würmer hat Peter sich für seine Forschung ausgesucht, weil sie innerhalb von einem Tag erwachsen werden. «Ich würde wohl keine Forschungsfinanzierung finden, wenn ich dasselbe beim Menschen untersuchen wollen würde.»
Als letzter Slammy trat Mehmet Aksözen vor das Publikum. Der Mitarbeiter des Bundesamts für Statistik verglich sein Metier mit dem Backen. Beiden Themen hätten nämlich mehr gemeinsam als die Tortendiagramme: «Wie beim Backen benötigt man in der Statistik Rezepte, die man genau befolgen muss», erklärte er. Er präsentierte in seinem Slam mehrere Fehler, die einem sowohl beim Backen wie auch in der Statistik unterlaufen können, zum Beispiel die Auswahl der korrekten Zutat sowie der richtigen Daten, um gestellte Forschungsfragen zu beantworten.
Die Finalrunde: Wissenschaft zum Vortanzen
Nach der Pause wurde Peter Lenart als zweiter Finalist erneut mit einer Dezibel-Messung gekürt. Er trat im Finale gegen Jonas Biedermann an. Die beiden mussten ihren Slam in 30 Sekunden zusammenfassen – pantomimisch, also ohne Worte! Das Publikum wählte Jonas Biedermann zum Tagessieger. Er setzte sich mit seinem Slam zu Landesgrenzen durch und konnte endlich das begehrte goldene Faultier entgegennehmen.
Über Alumni UniBE
Alumni UniBE ist das akademische Netzwerk der Universität Bern. Es bildet mit Studierenden, Ehemaligen, Alumni-Fachorganisationen sowie den Unterstützerinnen und Unterstützern eine vernetzte Community und will ein Netzwerk auf Lebzeiten sein. Alumni UniBE verbindet seine Mitglieder mit den Fachorganisationen des eigenen Fachs. So verschafft das Netzwerk den Alumni den Zugang zu persönlichen und beruflichen Beziehungen wie auch die Verbindung zu Forschung und Wissen der Universität Bern.