Zwischen Hörsaal und Spielfeld
Drei Studentinnen werden Schweizer Fussballmeisterinnen
Mit Leana Zaugg, Nicole Tiller und Stephanie Waeber wurden drei Studentinnen der Universität Bern Schweizer Meisterinnen mit dem Frauenteam des BSC Young Boys (YB Frauen). Neben dem Spielfeld bewältigen sie mit Hingabe und Disziplin die Anforderungen ihres Studiums.

Schon früh rollte der Ball durch das Leben der drei Sportlerinnen: Leana Zaugg wechselte im Alter von acht Jahren vom Unihockey zum Fussball, Stephanie Waeber folgte ihrem Bruder als Neunjährige auf den Trainingsplatz – und blieb: «Ich hatte so Freude, als ich meinen Eltern gesagt habe, dass ich auch im Verein ‹tschuten› möchte.»
«Ich hatte so Freude, als ich meinen Eltern gesagt habe, dass ich auch im Verein ‹tschuten› möchte.»
Stephanie Waeber
Der Fussball blieb bis heute: Die drei Studentinnen der Universität Bern spielen gemeinsam bei den YB Frauen. Dieses Jahr konnten sie mit dem Meistertitel den grössten Erfolg ihrer sportlichen Karriere feiern. Der Weg dorthin war aber nicht immer eben und teilweise von Rückschlägen geprägt.
Verletzungen überwunden
Nicole Tiller musste sich bis vor Kurzem von ihrem zweiten Kreuzbandriss erholen: «Man kann auch viel aus einer Verletzung lernen. Man merkt, wer man ohne Fussball ist – und das ist auch sehr wertvoll.» Die Sehnsucht nach dem Ball und dem Team motivierte sie, sich aufs Spielfeld zurückzukämpfen.

Auch Stephanie Waeber erlitt 2019 einen Kreuzbandriss, und Leana Zaugg hatte mit einer Knieverletzung zu kämpfen. Vor allem Stephanie empfand diese Zeit als nicht einfach: «Ich musste das Team in dieser Zeit von aussen unterstützen. Selbst keinen Einfluss auf das Spiel zu haben, war für mich schwierig.»
Fussball spielen führt nicht zwingend zum Sportstudium
Heute stehen sie als Meisterinnen im Rampenlicht. Und abseits davon im Lern- und Prüfungsstress. Denn die drei Studentinnen stehen vor Abschluss ihres jeweiligen Studienganges – der nicht Sportwissenschaft heisst, obwohl sich sowohl Leana Zaugg wie auch Nicole Tiller ein Sportstudium vorstellen konnten, wie sie sagen. Während sich Stephanie Waeber für BWL und sich Nicole Tiller für Medizin entschied, schrieb sich Leana Zaugg letztlich für Psychologie ein.
Balanceakt zwischen Ball und Büchern
Den Uni-Alltag organisierten sich Leana Zaugg und Stephanie Waeber selbst und ohne das Uni-Programm «Spitzensport und Studium», denn sie erlebten ihr Studienfach als sehr flexibel: «Ich habe mir den Stundenplan selbst einteilen können», resümiert Stephanie Waeber. «Wenn sich Kurse mit dem Training überschnitten, habe ich andere Kurse gewählt. Für mich hat es den Support seitens Uni nicht zwingend gebraucht.»

Nicole Tiller hingegen hätte sich etwas mehr Unterstützung von der Uni gewünscht: «Es gibt im Medizinstudium Veranstaltungen wie Praktika, die man nicht einfach schieben kann. Mehr Flexibilität seitens der Uni hätte mir geholfen. Schliesslich nimmt man auch Kompetenzen und Erfahrungen aus dem Sport mit, die einem später als Ärztin auch weiterhelfen.»
Studium und Sport ergänzen sich
Um beide Karrieren, Sport und Studium, nebeneinander voran bringen zu können, braucht es vor allem gute Selbstorganisation, Disziplin und Ausdauer. «Wenn man vor dem Training keine Zeit mehr hat, macht man danach noch etwas für das Studium. Es ist ein Zusammenspiel aus beidem», erläutert Leana Zaugg. Nicole Tiller ergänzt: «Du willst das Beste aus beiden Bereichen herausholen. Dafür musst du einfach dranbleiben.»

Unterstützung von aussen
Damit das gelingen kann, brauche es jedoch auch den Support von aussen. Den erhalten die jungen Frauen vor allem von Familie und Freunden. Stephanie Waebers Familie ist bei fast jedem Spiel dabei: «Gerade bei Auswärtsspielen spornt es mich enorm an, wenn jemand dabei ist.
«Du willst das Beste aus beiden Bereichen herausholen und auch viel dafür schaffen. Dafür musst du einfach dranbleiben.»
Leana Zaugg
Ziele im Blick
Die Fussballsaison ist vorbei, der Titel gewonnen. So gross die Freude auch ist, der Fokus richtet sich wieder auf das Studium. Im nächsten halben Jahr schliessen Leana Zaugg und Stephanie Waeber ihr Masterstudium ab. Gleichzeitig verwirklicht sie gerade ihren Wunsch nach neuen fussballerischen Zielen: Sie wechselt nach dieser erfolgreichen Saison zum VfL Bochum.
Einmal im Ausland zu spielen – das wünscht sich auch Stephanie Waeber. Daneben möchte sie sich während eines Praktikums ein besseres Bild von ihrer beruflichen Zukunft abseits des Fussballs machen.
Nicole Tiller hingegen schliesst den Bachelor in Medizin ab und studiert danach im Master weiter. Ausserdem will sie nach ihrer Verletzung auch wieder auf dem Fussballplatz durchstarten. Mit ihrer Hingabe und Disziplin werden sie sicher auch diese Ziele erreichen.
Spitzenport und Studium
Die Universität Bern unterstützt ausgewiesene Spitzensportlerinnen und Spitzensportler, damit sie Studium und Sport bestmöglich vereinbaren können. Mit den jeweiligen Fakultäten können individuelle Flexibilisierungen des Studienplans vereinbart werden.
Frauen-EM 2025
Am 02.07.2025 startet die Frauen Fussball EM in der Schweiz. Auch wenn unsere drei Studentinnen nicht für den Kader nominiert sind, wünschen wir der Frauen-Nati viel Erfolg!
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