«Nutzen Sie die Beratungsangebote»

Schweizer Medien berichteten kürzlich über Machtmissbrauch an Universitäten. Die Universität Bern möchte diese Berichterstattung zum Anlass nehmen, um explizit auf ihr Beratungsangebot hinzuweisen, wie Vizerektorin Heike Mayer im Interview erklärt.

Interview: Christian Degen 04. November 2025

Prof. Dr. Heike Mayer, Vizerektorin Qualität und Nachhaltige Entwicklung an der Universität Bern. © Universität Bern

Heike Mayer, es gab Berichterstattung über systembedingte Machtmissbräuche an Universitäten in der Schweiz. Wie beurteilen Sie diese Berichte?

Heike Mayer: Die Umfrage des Recherche-Kollektivs REFLEKT ist zwar nicht repräsentativ, aber sie weist auf reale Erfahrungen hin. Diese Berichte zeigen deshalb in erster Linie, dass es Fälle von Missbrauch der Macht an Universitäten und Forschungseinrichtungen in der Schweiz gibt. Wir wissen aber nicht, wann diese Missbräuche passiert sind oder auch wie stark einzelne Universitäten oder Forschungseinrichtungen betroffen sind, und wir müssen sicherlich auch etwas differenzieren, denn nicht jedes unhöfliche und respektlose Verhalten von Führungspersonen ist immer mit Machtmissbrauch gleichzusetzen. Aber wir sind uns alle bewusst, dass die Wissenschaftskultur und das akademische System nicht perfekt sind. Wir wissen auch, dass es insbesondere zwischen dem akademischen Nachwuchs und den Professuren eine starke Abhängigkeit und ausgeprägte Hierarchien gibt und dass solche Strukturen anfälliger sind für Fehlverhalten. Die Universität Bern setzt sich deshalb auch dafür ein, dass die Wissenschaftskultur im Sinne der Better Science Initiative verbessert wird, denn ein wertschätzendes und faires Umfeld ist grundlegend für wissenschaftliche Exzellenz. Ich möchte aber betonen, dass die Universität Bern Machtmissbräuche in keiner Art und Weise toleriert.

Sind Ihnen Fälle von Machtmissbrauch an der UniBE bekannt und wie geht die Universitätsleitung damit um?

Auch an der Universität Bern gab und gibt es solche Fälle. Wenn diese bis zur Universitätsleitung gelangen – es sind pro Jahr maximal eine Handvoll – behandeln wir sie unabhängig von Position oder Hierarchie. Die meisten werden aber bereits in den Vorinstanzen gut und seriös abgeklärt und bearbeitet. Wir überprüfen zudem stetig, wo unsere Strukturen verbessert werden können, um  Situationen von Machtmissbrauch gar nicht erst entstehen zu lassen. Wir haben zum Beispiel eingeführt, dass es zwischen Doktorierenden beziehungsweise Postdoktorierenden und ihren Betreuungspersonen eine schriftliche Vereinbarung über die Rahmenbedingungen geben muss. Wir legen zudem grossen Wert darauf, dass unsere Führungspersonen die Werte der Universität Bern kennen und leben. Wir weisen dezidiert in Einführungsveranstaltungen und Anstellungsgesprächen auf die Verantwortung hin, fördern Weiterbildungenund bieten dafür auch einen eigens entwickelten Zertifikatslehrgang an, den CAS Academic Leadership.

Was kann jemand tun, der oder die betroffen ist und Hilfe sucht?

Die Universität Bern hat eine Vielzahl von Stellen, an die sich betroffene Personen wenden können. Ich möchte deshalb explizit auf unseren Beratungswegweiser für Studierende und Mitarbeitende hinweisen. Dieser vermittelt einen Überblick der Universität sowie Informationen zu den Möglichkeiten des Vorgehens bei solchen Fällen. Ich verstehe, dass es für Betroffene schwierig ist, bei offiziellen Stellen Hilfe zu holen, etwa weil man Angst hat, dass dies negative Konsequenzen haben könnte. Es braucht Mut, über Machtmissbrauch zu sprechen, aber die Beratungsstellen können helfen. Ich empfehle deshalb allen Betroffenen, diese Angebote zu nutzen.

Anlaufstellen und Beratungswegweiser

Die Universität Bern bietet allen Mitarbeitenden einen umfassenden Beratungswegweiser an. Dieser bietet einen klaren Überblick über die vielfältigen Beratungsangebote und Anlaufstellen und hilft schnell die passende Unterstützung zu finden.

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