Zusätzliche Klimatote in der Schweiz

Bereits heute führt die globale Erwärmung zu einem Anstieg der hitzebedingten Todesfälle in der Schweiz. Forschende der Uni Bern haben untersucht, wie sich diese Zahlen in den kommenden Jahrzehnten entwickeln werden – und rufen zum Handeln auf.

Text: Arian Bastani 05. September 2023

Im Zuge des Klimawandels nehmen nicht nur die hitzebedingten Todesfälle zu, sondern auch die kältebedingte Sterblichkeit. Bild: iStock

«Unsere Prognosen deuten auf einen erheblichen Anstieg dieser Todesfälle hin», erklärt Studienleiter Evan de Schrijver vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) und vom Oeschger-Zentrum für Klimaforschung (OCCR) der Universität Bern. Konkret resultiert bei einer globalen Erwärmung um 3 Grad Celsius ein Anstieg der hitzebedingten Sterblichkeit von rund 300 auf 1900 Menschen pro Jahr in der Schweiz. «Im Gegensatz zu bisherigen Studien kommen wir ausserdem zum Schluss, dass trotz der Erwärmung auch die kältebedingte Sterblichkeit deutlich zunehmen wird – von 4100 auf etwa 6600 Menschen pro Jahr», sagt de Schrijver.

Zunahme der hitze- und kältebedingten Sterblichkeit in der Schweiz nach Bezirken – bei einer globalen Erwärmung um 3 Grad Celsius. Bild: Evan De Schrijver

Alternde Bevölkerung

Gerade für die kältebedingte Sterblichkeit ist die Entwicklung der Bevölkerungszusammensetzung wichtig: «Der Anteil der über 65 Jahre alten Menschen wird von heute rund einem Sechstel bis 2060 auf knapp ein Drittel ansteigen», sagt de Schrijver. Da ältere Personen empfindlicher auf Extremtemperaturen reagieren, führt dies zu einer erhöhten Sterblichkeit. Dieser Aspekt sei von bisherigen Studien nicht berücksichtig worden. Ausserdem basieren die Ergebnisse auf bisher nicht verwendeten besonders detaillierten Temperatur-Sterblichkeitsdaten, die exaktere Ergebnisse ermöglichen.

Anpassungsmassnahmen notwendig

Neben Klimaschutzmassnahmen, die weiterhin unerlässlich seien, sind laut den Forschenden auch besondere Anpassungsmassnahmen wichtig. «Wir benötigen umfassende Hitzeaktionspläne, kühle Räume und eine Stadtplanung, die auf besonders gefährdete Gruppen wie ältere Menschen, schwangere Frauen und Menschen mit psychischen Problemen ausgerichtet sind», sagt de Schrijver. Grüne Städte würden gesundheitliche Zusatznutzen bieten, indem sie die Umweltverschmutzung bekämpfen, Wasser speichern und den Wind zur Kühlung nutzen. Angepasste Arbeitszeiten würden ebenfalls zum Wohlbefinden der Arbeitnehmer beitragen.

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