In Liebe und Freundschaft verbunden

Freundinnen, zusammengeschweisst durchs Statistikbüffeln, Familiengründung dank Sportstudium: Die Universität Bern ist auch eine Plattform, um neue Leute kennenzulernen. Was daraus entstehen kann, beschreiben Alumni und International Students der Universität Bern in ihren persönlichen Geschichten.

Texte: Janna Nussbaumer 16. März 2023

 

Gemeinsam Grenzen überwinden

Lilach Sheiner & Omar Harb ©Faryal Mirza/UniBE International
Lilach Sheiner & Omar Harb ©Faryal Mirza/UniBE International

Sie kommt aus Israel, er aus Palästina – zusammengebracht hat Lilach Sheiner und Omar Harb ihr gemeinsames Interesse am Fachgebiet der Parasitenbiologie. Sie hatten die Idee, Studierende aus dem Nahen Osten und dem Maghreb an einem neutralen Ort frei von Politik zusammenzubringen, um gemeinsame Forschung und Fortbildung in der Parasitenbiologie zu fördern. Die Uni Bern als etablierte Institution in diesem Bereich bot sich an. So entstand die Summer School (www.mebop.org), die seit 2016 Grenzen überwindet und scheinbar unmögliche Freundschaften ermöglicht.

 

Little Milan in Bern

Simone Poli & Emile Talon ©zvg
Simone Poli & Emile Talon ©zvg

«Simone und ich haben beide 2016 Biomedizinische Technik am Politecnico di Milano studiert. Wir kannten uns vom Sehen, standen uns aber nicht sehr nahe. Dann, im September 2019, zog ich für meine Masterarbeit nach Bern und blieb auch für die Doktorarbeit. Dann kam Simone ebenfalls nach Bern, um im März 2020 zu promovieren. Die Tatsache, dass wir beide aus Mailand in Bern gelandet sind, war etwas ganz Besonderes und hat uns zusammengeschweisst. Dass wir nun so eng befreundet sind, haben wir zu einem grossen Teil auch der Universität Bern zu verdanken: Als Simone in die Schweiz zog, war ich bereits Teil einer Studentenorganisation namens Erasmus Student Network Bern (ESN Bern), die Veranstaltungen für internationale Studierende organisiert. Simone beschloss, ebenfalls beizutreten. Seitdem haben wir dank unserem gemeinsamen Ziel, den internationalen Studierenden Bern näherzubringen, viele tolle Dinge zusammen unternommen. Bis heute ist ESN Bern ein wichtiger Teil unseres Lebens, da wir beide zentrale Rollen in der Organisation einnehmen – Simone ist Präsident und ich bin Eventmanager. Und vor einem Jahr sind wir auch zusammen in eine WG in Bern gezogen. Wir können mit Stolz sagen, dass unsere Wohnung eine Art Treffpunkt für Abendessen und Zusammenkünfte all unserer Freunde ist.»

 

Ein Team seit 30 Jahren

Henriette Graf & Annie Cottier © zvg
Henriette Graf & Annie Cottier © zvg

«Kennengelernt haben wir uns 1989 im Untergymnasium. Wir haben uns rasch befreundet und sind es bis heute geblieben. Aufgrund gemeinsamer Interessen und auch ein paar glücklicher Zufälle gab es immer wieder Parallelen in unserem Leben: Annie studierte Englisch und Geschichte, Henriette Geschichte und Englisch an der Uni Bern. Beide haben längere Zeit, aber nicht gleichzeitig, in Paris gelebt. Henriette arbeitete während dem Studium bei der Praktikumvermittlungsstelle StudEx. Annie stiess später zum Team und nach einigen Jahren haben wir StudEx gemeinsam geleitet. StudEx war auch der Beginn unserer Karriere im internationalen Bildungsbereich. Nach abgeschlossener Dissertation fing Annie Ihre Arbeit bei UniBE International an. Als Henriette 2019 aus Paris in die Schweiz zurückkehrte und bei UniBE International eine Stelle frei wurde, zögerte sie nicht lange – nun arbeiten wir zum zweiten Mal zusammen, was wir sehr schätzen.»

 

Vereint durch die Liebe zum Sport

Sabina & Michael Geissbühler-Strupler damals …
Sabina & Michael Geissbühler-Strupler damals …
… und heute. © zvg
… und heute. © zvg

Kennengelernt haben sich die beiden an der Uni in der Diplomturnlehrer-Ausbildung. Dabei hätten sie sich schon viel früher über den Weg laufen können – besuchten sie doch beide das Lehrerseminar, Sabina im Marzili und Michael in Hofwil. Die beiden Seminare feierten gemeinsame Partys, jedoch nie beide Klassen zusammen. Nach dem Seminar unterrichtete Michael im ganzen Kanton und ging ins Militär. Sabina unterrichtete in Wiler bei Innertkirchen und ging danach nach England. 1970 kamen beide an die Uni. Sie weiss noch, wie ihr Michael das erste Mal aufgefallen ist. Wegen des Militärdiensts fing er zwei Wochen später an als die anderen. Und dann kam er auch noch verspätet in den Theoriekurs! Er fiel auf: coole Pilotensonnenbrille, schwarzes Haar, schwarzer Bart – und dazu fuhr er einen roten MG, bei dem man das Dach herunterlassen konnte. Doch niemand schien viel über ihn zu wissen. Dann hatten sie einen zweiwöchigen Kurs in Magglingen. Wie es der Zufall wollte, erhielten sie zu zweit den Auftrag, einen OL vorzubereiten. Sabina kannte sich nicht gut mit Kompasslesen aus, Michael dafür umso mehr – so war die Aufgabe rasch erledigt, und sie hatten Zeit, sich zu unterhalten. Schnell merkte Sabina, dass ihr Michael nicht nur äusserlich gefiel, sondern auch sein Charakter viel vereinte, was sie mochte. In diesen zwei Wochen verbrachten sie fast jeden Abend zusammen und waren ab da unzertrennlich. So kam es, dass Michael ihr bald darauf einen Antrag machte – das war 1972, am Ende der Ausbildung. Im Oktober desselben Jahres heirateten sie und gründeten eine Familie. Dass sie 2022 die goldene Hochzeit feiern konnten, verdanken sie vor allem dem gegenseitigen Vertrauen und ihrem Grundsatz, dass sie sich immer viel Freiraum geben und einander unterstützen. Und natürlich der Uni Bern, die sie damals zusammengeführt hat.

 

Von Bayern nach Bern

Lucia Wagner © zvg
Lucia Wagner © zvg

«Ursprünglich aus Bayern, lebte ich in Lugano, arbeitete als Physiotherapeutin und hatte mir ein Umfeld aufgebaut. Trotzdem reizte mich das Studieren. Mit zusätzlich verlangter und bestandener eidgenössischer Matura zog ich 1992 nach Bern, um Wirtschaftswissenschaften und Ökologie zu studieren. Der Wechsel wurde schwierig: Mein damaliger Partner verliess mich einige Wochen vor dem Semesterstart. Mit riesigem Herzschmerz schloss ich mit dem Süden ab und übersiedelte in die für mich unbekannte Deutschschweiz. Hier gab ich mich voll ins Studium und sass immer in der vordersten Reihe, um nichts zu verpassen. Und dort fand ich – älter als der Durchschnitt und als Deutsche – meinen ersten Uni-Freund. Doch bei dieser einen Freundschaft sollte es nicht bleiben. Auch aus dem von mir abgewehrten Flirtversuch eines Assistenten und einer unverhofften Begegnung mit einem Soziologiestudenten wurden enge Freundschaften. Alle drei pflege ich bis heute, und sie sind mir sehr wichtig.»

 

Freundschaft durch Datenanalyse

Ana Stojiljkovic & Marianna Rosso © zvg
Ana Stojiljkovic & Marianna Rosso © zvg

«Dass wir uns kennengelernt haben, ist eigentlich eher ein Zufall. Wir arbeiteten zwar am selben Ort, aber in unterschiedlichen Forschungsgruppen. Aufgrund der gemeinsamen Muttersprache und der Leidenschaft für die Heimatstadt von Marianna, Turin, kamen wir ins Gespräch. Die allgemein positive Stimmung im Büro führte dann zur Idee, als Gruppe Ferien zu machen. Ziel: Mallorca. Auch wenn am Ende fast alle in letzter Minute abgesagt haben, war annullieren keine Option. So hatten Marianna und ich viel Zeit, uns besser kennenzulernen. Der Urlaub war super – wir fanden heraus, dass wir sehr viele Interessen teilen. Es entstand eine Freundschaft, die uns durch den PhD-Abschluss geholfen hat. Besonders was die Datenanalyse angeht: Während des stundenlangen Kodierens und Analysierens konnten wir uns gegenseitig viel helfen. Die Datenanalyse liess uns nicht mehr los: 2022 haben wir ein Start-up gegründet, mit dem wir Forscherinnen und Studenten bei ihren Datenanalysen unterstützen. Trotzdem vergessen wir nicht, einmal im Jahr gemeinsam zu verreisen – eine Tradition unserer Freundschaft.»

 

Manuel Jann & Verena Dellenbusch ©zvg

Zu zweit gehts besser

Verena Dellenbusch & Manuel Jann

«Kennengelernt haben wir uns im Frühlingssemester 2019 im Seminar Migrationsgeschichte. Zufälligerweise sassen wir nebeneinander und kamen ins Gespräch. So suchten wir uns dann auch gemeinsam ein Thema aus, über welches wir ein Referat halten sollten. Bei den Treffen zur Vorbereitung des Referates fanden wir heraus, dass Verena sich auf eine Stelle beworben hatte, welche Manuel bereits seit mehreren Jahren als Studijob ausführte. So weit, so gut – doch dann entschied sich Manuel, das Seminar sein zu lassen. Verena musste das Referat also kurzerhand allein abhalten und der Kontakt war unterbrochen.

Kurz nach dem Referat trafen wir dann aber wieder aufeinander: Verena trat die neue Stelle an und wurde von Manuel eingeführt. Der Verlassende musste die Verlassene einführen. Nachdem sich Manuel aber reichlich entschuldigt hatte und ein offeriertes Feierabendbier in Aussicht stellte, war die Sache schnell wieder vergessen und es entstand eine Freundschaft. Diese half uns durch die Höhen und Tiefen unseres Studiums, vom Literaturliste lernen bis hin zur Masterarbeit schreiben. Nach unserem zeitgleichen Abschluss im März 2022 gingen wir sogar gemeinsam nach Bochum, wo Verena vor der Uni Bern studiert hatte. Heute engagieren wir uns gemeinsam bei Alumni UniBE.»

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Dieser Artikel erschien erstmals in uniFOKUS, dem neuen Printmagazin der Universität Bern. uniFOKUS zeigt viermal pro Jahr, was Wissenschaft zu leisten vermag. Jede Ausgabe fokussiert aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf einen thematischen Schwerpunkt und will so möglichst viel an Expertise und Forschungsergebnissen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Bern zusammenführen.

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