Sie haben eine «Eccellenza Professorial Fellowship» vom Schweizerischen Nationalfonds empfangen. Was bedeutet es für Sie, dieses Forschungsstipendium zu erhalten?
In erster Linie ist es ein Beweis für das Vertrauen, das die Gemeinschaft in meine Forschung setzt. Dafür bin ich sehr dankbar. Es wird mir ermöglichen, ein Team aufzubauen, um das volle Potenzial meines Projekts auszuschöpfen.
Ich freue mich darauf, eine neue Generation von Praktikerinnen und Praktikern auszubilden und ihnen mein Wissen über die Hochenergiephysik im Allgemeinen und ihre rechnerischen Aspekte im Besonderen zu vermitteln. Die grundlegenden Theorien der Physik sind im Laufe der Zeit immer abstrakter geworden, und ich glaube, dass ihr tiefes Verständnis eng mit der Fähigkeit zusammenhängt, ihre logischen Implikationen – oft quantitativ – zu berechnen.
Sie wurden vom SNF für Ihr Forschungsprojekt «Ein neuer Ansatz für perturbative Berechnungen in der Quantenfeldtheorie» ausgewählt. Worum geht es in dem Projekt?
Wenn wir vorhersagen wollen, wie sich eine Billardkugel von Punkt A nach B auf dem Tisch bewegt, denken wir nur an ihren geraden, den so genannten «klassischen» Weg. Wenn sich hingegen Teilchen bewegen und zusammenstoßen, müssen wir die Wahrscheinlichkeiten für alle möglichen Wege, auf denen der Prozess stattfinden kann, zusammenrechnen. Die Bahnen, die nicht gerade sind, tragen zwar weniger dazu bei, aber sie tragen dennoch bei!
In unserer kontinuierlichen Raumzeit nimmt diese Summe die Form eines Integrals an. In den traditionellen Ansätzen werden diese Integrale in Teile zerlegt, die bis ins Unendliche gehen. Im Laufe des letzten halben Jahrhunderts haben Mathematiker und Physikerinnen daran gearbeitet, Wege zu finden, diese Unendlichkeiten formal zu charakterisieren und zu regulieren – mit dem Ziel sie aufzuheben, wenn alle Teile der Berechnung wieder zusammengefügt werden.
In meiner Forschung wird eine alternative Formulierung mit dem Namen «Local Unitarity» vorgeschlagen, die diese Trennung vermeidet und jeden Term endlich werden lässt. Dies bietet praktische Vorteile bei der numerischen Auswertung der Integrale. Vielleicht noch wichtiger ist jedoch, dass es auch neue theoretische Erkenntnisse darüber liefert, warum, wenn Gott «würfelt», um Einstein zu paraphrasieren, er nie «unendlich» zu erhalten scheint.