Wie finden Sie Ideen für Ihre Forschungsprojekte?
Manchmal inspiriert mich die Praxis. Häufig arbeite ich aber auch an einem Thema, und dabei entstehen immer neue Seitenzweige und Fragestellungen. Im Rahmen des geförderten Projektes kann ich nicht alles bearbeiten, und es würde sich lohnen, bestimmte Aspekte in einem nächsten Projekt aufzugreifen. Manchmal werden aber auch Fragestellungen direkt an mich herangetragen.
Welches ist Ihre grösste Sorge in Bezug auf die Qualität Ihrer Forschung?
Die Herausforderung bei zeitgenössischer Forschung ist die fehlende Distanz. Aktuelle Forschung ist wichtig, aber sie wird sicher dadurch reifen, dass in Zukunft weitere Ansätze und Perspektiven zusammenkommen werden. Meine Forschung soll eine Basis bilden und Neues stimulieren.
Was ärgert Sie am meisten in Ihrem Forschungsgebiet?
Mich interessiert bei meiner Arbeit vor allem auch der Blick auf bisher marginalisierte Bevölkerungsgruppen, die Musiktheater machen. Der stark eurozentristische Fokus in der Opernforschung ist problematisch. Allerdings bewegt sich hier langsam etwas, wie ich an der tosc@bayreuth erfreulicherweise feststellen konnte.
Warum haben Sie sich für diesen beruflichen Weg entschieden?
Ich erhielt schon mit vier Jahren eine frühmusikalische Erziehung. Später faszinierte mich am Musiktheater der Zusammenhang zwischen Musik, Musiktheater und Politik. Als ich das Doktorat begann, war ich besonders angetan davon, weiterhin an eigenen Themen forschen zu können. Mit meinen Anstellungen an der Uni hat mich jedoch auch immer mehr die Bandbreite der verschiedenen Aufgaben in dieser Position begeistert. Ich schätze es, eigene Themen setzen zu können. Erfüllend sind auch die Lehre und der vielfältige Austausch mit Studierenden oder mit Kollegen und Kolleginnen auf internationalen Konferenzen. Daneben sind wir Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auch in der Wissenschaftskommunikation tätig. Das führt zu einem Dialog mit der Öffentlichkeit. Und schliesslich dürfen wir eigene Veranstaltungen organisieren und hoffentlich gesellschaftsrelevante Diskurse mitgestalten.
Wem könnten Sie Ihre Arbeit weiterempfehlen?
Es braucht Durchhaltevermögen. Während einer langen Phase wird in Sachen Pensum viel von einem verlangt, dazu müssen wir örtlich flexibel und hoch innovativ sein, während die berufliche Zukunft nicht gewährleistet ist. Damit muss man umgehen können. Hat man das Glück, irgendwann eine sichere Stelle zu finden, kann der Beruf sehr erfüllend und vielseitig sein. Die immer neuen Herausforderungen geben enorm viele Gestaltungsmöglichkeiten.
Sind Sie mit einem akademischen Hintergrund aufgewachsen?
Nein, deshalb war es für meine Laufbahn auch so wichtig, dass ich Mentorinnen hatte. Sie zeigen einem, was möglich ist. Nun hoffe ich, Mentorin für meine Studierenden sein zu können.
Wie wurden Sie selbst gefördert?
Neben den Mentorinnen gab es Stipendien, und ich wurde für einen Preis vorgeschlagen, den ich dann auch erhielt. Mir half auch das Nachwuchsförderungsprogramm der Uni Bayreuth, das mit dem Berner «Comet» vergleichbar ist.
Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht in der Forschung gelandet wären?
Dramaturgin. Als Dramaturgin an einem Opernhaus hätte ich zum Teil ähnlich gearbeitet, nur praxisnäher.
Wie teilen Sie Ihre Arbeit auf?
Während der Vorlesungszeiten sind es zwischen 40 und 50 Prozent für Lehre und Betreuung, 20 Prozent für die Selbstverwaltung und 40 Prozent für die Forschung, in denen ich an meiner Habilitation schreibe, Veranstaltungen durchführe, forsche und Anträge stelle. Während der vorlesungsfreien Zeit kann ich 70 Prozent für die Forschung aufwenden. Dann reichen 20 Prozent für Betreuung und Vorbereitung der Lehre und 10 Prozent für die Selbstverwaltung.
Was war Ihr grösster Erfolg in Ihrer Laufbahn?
Diese Professur zu erhalten!
Und wo liegen neben der Forschung noch Ihre Interessen?
Als Musiktheaterwissenschaftlerin habe ich natürlich eine Passion für Musiktheater, Musik und Theater. Zum Ausgleich gehe ich sehr gern wandern. Seitdem ich in der Schweiz wohne, habe ich da ganz neue Möglichkeiten.