Prof. em. Dr. Martin Täuber (1951-2025)

Die Nachricht vom Tod Martin Täubers hat grosse Betroffenheit und Trauer ausgelöst. Der Altrektor ist am 7. Dezember 2025 nach langer schwerer Krankheit verstorben.

12. Dezember 2025

Martin George Täuber wurde 1951 in Boston, Massachusetts, geboren und wuchs nach der Rückkehr der Familie in die Schweiz in Baden auf. Das Leben und die akademische Karriere des schweizerisch-amerikanischen Doppelbürgers waren durch seine Anbindung an seine beiden Heimaten geprägt: Er studierte Medizin an der Universität Zürich und arbeitete als Oberarzt am Universitätsspital Zürich. Danach führte ihn seine Arbeit wieder in die USA zurück, diesmal an die Westküste. Zehn Jahre arbeitete Martin Täuber an der University of California und am San Francisco General Hospital. Dort lernte er seine Frau Belle Lee-Täuber, eine US-Amerikanerin, kennen und dort kamen auch ihre beiden Kinder zur Welt. Auch nach seiner endgültigen Rückkehr in die Schweiz riss die Verbindung nicht ab, wie er in einem Interview anlässlich seines Rücktritts als Rektor berichtete: «San Francisco ist sozusagen unsere zweite Heimat. Wir besuchen mindestens einmal pro Jahr die Familie meiner Frau, die hier lebt.» (Berner Zeitung, 30.07.2016)

Anlass zu dieser Rückkehr im Jahr 1997 war die Berufung von Martin Täuber als ordentlicher Professor für Infektiologie und Mitdirektor des Instituts für Infektionskrankheiten an die Universität Bern. Er war zugleich Direktor und Chefarzt der Klinik für Infektiologie am Inselspital. Von 2004 bis 2008 war er sodann Dekan der Medizinischen Fakultät. Im Jahr 2011 schliesslich trat er die Nachfolge von Urs Würgler als Rektor der Universität Bern an. Mit 3700 Angestellten und 15'000 Studierenden war die Universität damals noch um Einiges kleiner als heute. Nach der Profilierungsstrategie unter Rektor Würgler verfolgte der neue Rektor eher einen Konsolidierungskurs und verstand sich als Brückenbauer. Als passionierter Mediziner, der sein Leben der Erforschung und Prävention von Infektionskrankheiten wie der Meningitis gewidmet hatte, stellte er sich nun der Herausforderung, eine komplexe Bildungsinstitution mit unterschiedlichen Fachkulturen zu leiten.

Porträt Martin Täuber
Martin Täuber während seiner Amtszeit als Rektor. © Manu Friederich/Universität Bern

In dieser Phase durfte ich ihn als Dekanin der Philosophisch-historischen Fakultät kennenlernen und war tief beeindruckt von seiner Weltläufigkeit und intellektuellen Offenheit, vor allem aber seiner menschlichen Wärme. Seine Fähigkeit, auf andere Menschen zuzugehen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen hat dem neuen Rektor schnell grosse Anerkennung in allen acht Fakultäten verschafft. Die kam ihn auch für das Anliegen zugute, die wissenschaftliche Auseinandersetzung der Universität Bern mit aktuellen politischen Themen zu fördern und so einen Beitrag für eine faktenbasierte Diskussion zu leisten. Ein grosses Anliegen von Martin Täuber waren auch Klimafragen, deren wissenschaftliche Bearbeitung in seiner Amtszeit weiter ausgebaut wurde. Er konnte auch gut mit Persönlichkeiten ausserhalb der akademischen Welt kommunizieren und setzte sich dafür ein, die Belange der Universität verständlich an die Politik und die Bevölkerung zu vermitteln. Zu den beeindruckendsten Begegnungen in seiner Amtszeit zählte er selbst den Besuch des Dalai Lama im Jahr 2013 und die Vergabe des Ehrendoktorats an Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2015.

Neben seiner Familie und seinem Beruf spielte Religiosität eine grosse Rolle in seinem Leben. «Der Glaube prägt meine ethischen Vorstellungen und ist heute eine wichtige Basis für mein Leben», sagte der Rektor bei seinem Amtsantritt (Der Bund, 20.08.2011). Das Interesse an Glaubensfragen verband er mit wissenschaftlichen Fragestellungen, welche an der Universität am in seiner Amtszeit gegründeten interdisziplinären Center for Space and Habitability vertieft angegangen werden, so etwa die Frage, was die Entdeckung von Leben auf anderen Planeten für das Selbstverständnis der Menschheit bedeuten würde. Der Glaube half ihm auch, als er kurz nach seinem Rektorat mit einer schweren Krankheit diagnostiziert wurde. Er litt an einer Form von Alzheimer, die zu Orientierungsschwierigkeiten und Sehstörungen führte.

Mit dieser Erkrankung und auch den schweren Belastungen, die seine zunehmende Pflegebedürftigkeit für die nächsten Angehörigen bedeutete, ging Martin Täuber offen um. Er wurde damit zu einer Identifikationsfigur für alle, die sich für die Enttabuisierung von Demenz und gegen die Isolation der Erkrankten und ihrer Angehörigen einsetzen. So nahm er im Herbst 2021 an einer Velotour teil, die zum einen dem Fundraising für Organisationen, die Demenzbetroffene unterstützen, diente, zum anderen seine ungebrochene Lebensfreude zum Ausdruck bringen sollte. Seine persönliche Botschaft lautete: «Auch mit der Diagnose Demenz ist ein gutes Leben möglich.» Damit machte er vielen Betroffenen Mut (Portrait von Martin Täuber, alzheimer-schweiz.ch).

Aus dem engagierten Arzt und Forscher war am Ende seines Lebens ein Patient geworden. Er nahm dieses Schicksal mit grosser Würde auf sich. Die Universität Bern trauert um eine ihrer grossen Führungspersönlichkeiten und dankt ihm für sein langjähriges Engagement als Institutsleiter, Dekan und Rektor. Alle, die ihn kannten, schätzten ihn für seinen grossen Einsatz, seine Offenheit und vor allem seine grosse Menschlichkeit.

Die Trauerfeier findet am 9. Januar 2026 um 14 Uhr in der Friedenskirche statt.

Virginia Richter, Rektorin Universität Bern, im Dezember 2025