KIHOB: Grosses Engagement in kleineren Kita-Gruppen

Seit über 55 Jahren führt die Stiftung Kinderbetreuung im Hochschulraum Bern (KIHOB) Kitas für Studierende und Mitarbeitende der Universität Bern. Dabei passt sie das Angebot laufend neuen Bedürfnissen an.

So bunt wie hier Jacken und Schuhe hängen, so vielfältig und lebendig ist der Alltag in der KIHOB.

Bei ihrer Gründung 1969 war die KIHOB noch eine Rarität. Heute aber gibt es eine Vielzahl von Kitas. Warum braucht es überhaupt noch ein UniBE-spezifisches Kinderbetreuungsangebot?

Aline Bamberger: Weil wir unser Angebot näher an den Bedürfnissen von Eltern ausrichten können, die an der Universität Bern oder der Pädagogischen Hochschule studieren oder arbeiten. Eine wesentliche Stärke ist unsere Flexibilität: Unsere Kündigungsfristen für Kitaplätze sind kürzer als üblich, sodass die Eltern vor jedem Semester das Betreuungspensum und die Betreuungstage neu buchen können.

Wo zeigt sich diese Flexibilität sonst noch?

Wir springen auch bei kurzfristigen Engpässen ein. Wenn ein Kind krank wird oder ein betreuender Elternteil ausfällt, greift unser «Plan B»-Angebot: eine Eins-zu-eins-Betreuung beim Kind zu Hause durch eine unserer Fachpersonen, montags bis donnerstags zwischen 9 und 18 Uhr. Dies gilt nicht nur für Eltern, deren Kinder bei uns einen Kitaplatz haben, sondern für alle Hochschulangehörigen. Diese Einsätze verlangen viel Organisation von unserer Seite. Aber wir sind stolz darauf, solche Situationen damit entschärfen zu können.

Ausserfamiliäre Kinderbetreuung ist wichtig, aber noch immer relativ teuer. Wie begegnen Sie diesem Dilemma?

Anders als öffentliche Kitas der Stadt Bern nehmen wir zwar keine «kiBon» entgegen, also die Betreuungsgutscheine der Wohngemeinden. Trotzdem sind unsere Preise vergleichbar mit jenen öffentlicher Institutionen. Einerseits berücksichtigen wir bei der Berechnung des Tarifs – anders als der «kiBon» – nur das Einkommen, nicht noch zusätzlich das Vermögen. Zudem kennen wir 29 Abstufungen, um den Tarif je nach Lohn zu differenzieren. Und wenn es innerhalb eines Semesters zu drastischen Änderungen wie einer Arbeitslosigkeit kommt, kann die Tarifstufe angepasst werden. Andererseits unterstützen uns die Universität Bern und die PHBern als Trägerinnen mit Beiträgen.

Aline Bamberger ist seit Januar 2025 Geschäftsführerin der KIHOB.

Herausforderungen mit der Kinderbetreuung gibt es auch, wenn man etwa eine Uni-Veranstaltung besuchen sollte.

Darum bieten wir den Veranstaltern von Tagungen an, bei der KIHOB eine Kinderbetreuung zu buchen und den Teilnehmenden kostenlos anzubieten. Meist werden die Kinder in einem Nebenraum der Veranstaltung betreut, so sind die Eltern immer in der Nähe. Sind nur ein oder zwei Kinder angemeldet, bringen die Eltern ihr Kind an einen der drei Standorte, je nach Kapazität an diesem Tag, und holen sie nach Tagungsschluss wieder ab. In diesen Fällen übernimmt der Veranstalter die Kosten.

Im Casa Tutti Frutti werden auf vier Gruppen Kinder der Angehörigen der Universität Bern und der Pädagogischen Hochschule PHBern betreut.

Trotz des attraktiven Angebots haben Sie noch freie Plätze. Woran liegt das?

Bis vor der Pandemie war die KIHOB ständig ausgebucht, wir führten Wartelisten. Doch Corona hat Homeoffice zum Durchbruch verholfen. Das hat zur Folge, dass seither viele Eltern von Kindern im Vorschulalter den Nachwuchs daheim betreuen. Die Pandemie hat auch das Netz von Verwandten und Nachbarinnen gestärkt, die sich um die Kinder kümmern. An sich ist das eine positive Entwicklung. Die Folge ist aber, dass manche Kinder unter der Woche an verschiedenen Orten betreut werden, davon nur noch einen Tag bei uns. Wir haben uns dem Bedürfnis angepasst und die Mindestbelegung auf einen Tag gesenkt.

«Es ist pädagogisch sinnvoll, das Kind häufiger am selben Ort fremdbetreuen zu lassen.»

- Aline Bamberger

Pädagogisch wäre es aber sinnvoller, das Kind häufiger am selben Ort betreuen zu lassen, damit es sich besser einleben und Beziehungen knüpfen kann. Für uns ist es auch ein Nachteil, dass die Kinder heute häufig bereits mit vier Jahren in den Kindergarten kommen. Schliesslich sind es geburtenschwache Jahrgänge, die aktuell im Kleinkinderalter sind.

Wie reagieren Sie auf die sinkende Nachfrage?

Wir haben die Gruppengrösse leicht reduziert und entsprechend auch das Betreuungspersonal. Trotzdem sind die Kinder in der KIHOB überdurchschnittlich intensiv betreut: Auf die 78 Kinder kommen ein 34-köpfiges Fachpersonal, acht Lernende und zwei Zivis. Im Übrigen bleiben wir unserer pädagogischen Ausrichtung treu und arbeiten mit den sogenannten Bildungs- und Lerngeschichten BULG: Wir beobachten die Entwicklungsschritte des Kindes und gestalten die Spiel- und Lernumgebung entsprechend. Das so erstellte Portfolio mit Fotos und Einträgen ist für die Eltern nützlich, später aber auch für das Kind selbst interessant.

Bewährt hat sich auch, dass wir konsequent Mundart sprechen. Gerade fremdsprachige Eltern schätzen es, wenn ihr Kind im Kindergarten fähig ist, sich auf Mundart zu verständigen, und sich so im Alltag einfacher zurechtfindet.

Eine der vielen Spiel- und Lernumgebungen der KIHOB.

Ein häufiges Betreuungsproblem sind die langen Schulferien. Wie kann die KIHOB helfen?

Für unsere Gruppe mit Kindergarten- und Schul-Kindern ist die Betreuung auch während den Schulferien und an schulfreien Tagen möglich. Im Jahr 2026 werden wir nur während einer Woche im Sommer und zwischen Weihnachten und Neujahr ganz schliessen.

Haben Studierende, Dozierende oder Professorinnen unterschiedliche Bedürfnisse, was die Betreuung angeht?

Studierende sind besonders froh, dass sie die Horttage zu Semesterbeginn flexibel justieren können. Dozierende schätzen die Möglichkeit, dass sie bei einem längeren Auslandsaufenthalt den Kitaplatz nicht kündigen müssen, sondern zum halben Tarif beibehalten können. Damit ist nach der Rückkehr ein Platz in derselben Gruppe garantiert.

Und alle Hochschulangehörigen nehmen gerne einen zusätzlichen Betreuungstag in Anspruch – dieser wird wie die fest gebuchten Tage verrechnet. Schliesslich ist die geografische Nähe unserer drei Standorte zur Universität optimal: Man bringt das Kind auf dem Weg zur Uni bei uns vorbei, oder eine Mutter kommt über Mittag, um das Kind zu stillen.

Und welche Qualität der KIHOB nützt allen?

Wir werden immer wieder für unsere Herzlichkeit gelobt. Besonders wichtig ist unserer Kundschaft aber der gute Betreuungsschlüssel, denn dieser ist zentral für das Wohlergehen des Kindes. Nehmen wir die Gruppe «Himbeeri»: Für die elf Kinder stehen jeweils zur gleichen Zeit drei Fachleute und ein bis zwei Lernende zur Verfügung. Das ist nicht nur für die Kinder attraktiv, sondern auch für das Personal.

Wie schwierig ist es, geeignete Fachleute zu finden?

Natürlich gibt es auch bei uns hektische Zeiten, gerade während der Eingewöhnungsphasen nach den Sommerferien. Doch es ist kein Dauerzustand. Meist kann man sich dem einzelnen Kind zuwenden. Das ist wohl auch der Grund, weshalb immer wieder Lernende nach ihrem Abschluss bei uns nach einer Festanstellung fragen. Die Mundpropaganda ist bei der KIHOB wichtig. So blieb bisher trotz allgemein knappem Fachpersonal noch nie eine Stelle unbesetzt. Immer häufiger arbeiten übrigens Männer bei uns, in der Casa Tutti Frutti sind es schon 20 Prozent. Männliche Bezugspersonen sind für die Kinder wertvoll, ein gemischtes Team verbessert zudem das Betriebsklima. Und motiviertes Personal ist ein wesentlicher Faktor, damit es den Kindern gut geht.

KIHOB

Auf Anregung der Vereinigung Bernischer Akademikerinnen (VBA) entstand 1969 eine professionelle Betreuung für Kinder von Studierenden und Mitarbeitenden der Universität Bern. Die Uni-Kita war vorerst als Verein organisiert und damit nicht Teil der Universität. 2012 ging der Verein in der Stiftung Kinderbetreuung im Hochschulraum Bern (KIHOB) auf, deren Trägerinnen die Universität Bern und die PHBern sind. Für die Universität und die PHBern bedeutet die Kinderbetreuung an den beiden Hochschulen ein wichtiges Instrument für die Gleichstellung von Frauen und Männern.

Vereinbarkeit an der Universität Bern

Die Vereinbarkeit von Studium, Familie und Beruf stellt für viele Eltern eine Herausforderung dar. Darum bietet die Universität Bern vielfältige Unterstützungsangebote, um diese Balance zu erleichtern: von kinderfreundlicher Infrastruktur bis zu flexiblen Betreuungsoptionen.

uniAKTUELL-Newsletter abonnieren

Entdecken Sie Geschichten rund um die Forschung an der Universität Bern und die Menschen dahinter.