Die Reise der Uni Bern zum Kometen Chury

Die ESA-Weltraumsonde Rosetta startete am 2. März 2004 ihre Reise zum Kometen Chury. Mit an Bord: Das Massenspektrometer ROSINA der Universität Bern.

Text: Brigit Bucher 04. März 2024

Zum 20-Jahre-Jubiläum des Starts der Weltraummission Rosetta der Europäischen Weltraumorganisation ESA blickt uniAKTUELL zurück auf die wichtigsten Stationen und Forschungshighlights dieses Weltraum-Abenteuers mit Berner Beteiligung.

Die Mission

Die ESA- Weltraumsonde Rosetta startete am 2. März 2004 ihre Reise zum Kometen Chury. Mit an Bord war das Massenspektrometer ROSINA der Universität Bern.

Heikle Phase: Am Mittwoch, dem 8.Juni 2011 versetzte sich die Raumsonde in einen zweieinhalbjährigen Tiefschlaf. Sie hatte sich so weit von der Sonne wegbewegt, dass die Solarenergie nur noch für die Heizung reichte und alle Forschungsgeräte und die Sonde selbst abgeschaltet wurden.

Grosser Jubel an der Universität Bern: Rosetta wacht am 20. Januar 2014 nach 31 Monaten Flug im Energiespar-Modus wieder auf. Links im Bild die ROSINA-Projektleiterin Kathrin Altwegg, rechts ist Hans Balsiger (†) zu sehen.

Rosetta erreicht Chury nach einer 7,1 Milliarden Kilometer langen Reise am 6. August 2014.

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Am 12. November 2014 wurde erstmals überhaupt ein Landemodul auf einem Kometen abgesetzt. Der Lander Philae untersuchte die Oberfläche von Chury.

Nach dem letzten Signal um 13:20 Uhr stürzte die Sonde am 30. September 2016 kontrolliert auf den Kometen Chury ab.

Das Berner Instrument ROSINA

Das Massenspektrometer ROSINA war ein Schlüsselexperiment der Rosetta-Mission der ESA. Unter der Federführung der Universität Bern wurde ROSINA entwickelt, gebaut, getestet und mittels Telekommandos bei Chury betrieben. Es konnte viele Bestandteile der Atmosphäre von Chury nachweisen, einen Grossteil davon sogar zum 1. Mal bei einem Kometen.

ROSINA trug massgeblich dazu bei, neue Erkenntnisse zur Entstehung unseres Sonnensystems zu gewinnen. Das Interesse am Berner Instrument war gross: Besuch des Bundesrats an der Universität Bern inklusive Besichtigung des Modells von ROSINA.

Weltraumforscherin mit Ausstrahlung: Kathrin Altwegg erzählt im Portrait von ihrer Karriere und wie es war, als Projektleiterin des Massenspektrometers ROSINA plötzlich im Rampenlicht zu stehen.

Komet Chury – die Badeente im Weltall

Kometen sind grosse Brocken aus Eis und Staub und die Überreste des Materials, aus dem vor 4,5 Milliarden Jahren unser Planetensystem entstanden ist. Ihre Erforschung kann also Aufschluss über die Entstehung und Entwicklung unseres Sonnensystems geben.

Die Rosetta-Mission hat den Kometen Chury während mehr als zwei Jahren im Detail untersucht. Man war sich rasch einig: Chury hat die Form einer Badeente, wie auch die faszinierende Animation der Weltraumorganisation ESA zeigt.

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Fünf Forschungshighlights

Das Berner Instrument ROSINA nahm dabei bis zum Absturz von Rosetta Messungen vor. Noch heute werden Daten ausgewertet.

Der Komet Chury riecht offenbar ziemlich streng: Nach faulen Eiern, was auf Schwefelwasserstoff zurückzuführen ist, nach Pferdestall wegen Ammoniak und nach beissendem Formaldehyd.

Die grosse Überraschung: Bei der chemischen Analyse der Atmosphäre von Chury fanden die Forschenden einen sehr hohen Anteil an Sauerstoffmolekülen.

Haben Kometeneinschläge organische Moleküle auf die frühe Erde gebracht und damit zur Entstehung des Lebens beigetragen? ROSINA gelang der erste direkte Nachweis von Aminosäuren in der dünnen Atmosphäre eines Kometen.

Auf der Erde bringen uns Aurora als Polarlichter zum Staunen. Dank der Analyse von Daten von ROSINA haben Forschende bei Chury Aurora im ultravioletten Wellenlängenbereich entdeckt.

Daten von ROSINA gestatten den Forschenden zum ersten Mal, Licht in den komplexen organischen Haushalt von Chury zu bringen.

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