Venture Fellowships gehen in die zweite Runde

Neue Behandlungsmethoden gegen Leberkrebs und Hornhauterkrankungen, eine Tumore auf Chiptechnologie für Arzneimitteltests und ein KI-gestütztes Tool für Landwirte: Das sind die Innovationsprojekte, die für die zweite Runde des Venture Fellowship Programms der Universität Bern ausgewählt wurden.

Text: Sébastien Hug 02. Juni 2023

Im Jahr 2021 wurde das Venture Fellowship Programm der Universität Bern mit dem Ziel ins Leben gerufen, den Transfer von Forschung und neuen Technologien in Wirtschaft und Gesellschaft zu fördern. Die erste Generation von Forschenden, die sich für den Schritt in das Unternehmertum entschieden haben, werden ihre Fellowships in den nächsten Monaten abschliessen. Erste Erfolge konnten bereits verzeichnet werden: Das Spinoff-Projekt Enzoxa von Prof. Christelle Robert und Matheus Notter hat soeben den ersten Platz im Stage-Up Wettbewerb gewonnen. Der im Stage-Up drittplatzierte Felix Baier konnte mit dem Projekt Caldre bereits Fördermittel von rund CHF 800'000.- einwerben. Und Florence von Gunten hat die Firma YLAH AG mitgegründet, einen BRIDGE Proof-of-Concept Grant gewonnen und erste private Investoren an Bord geholt.   

Im Herbst 2022 wurden nun die zweite Runde ausgeschrieben und aus zwölf eingegangenen Bewerbungen konnte die Jury vier weitere vielversprechende Projekte unterstützen. 

Künstliche Intelligenz für die Landwirtschaft

Bild: zvg

Fabian Guignard – derzeit Postdoktorand am Institut für Mathematische Statistik und Versicherungslehre – entwickelt ein auf künstlicher Intelligenz basierendes Tool für Landwirte. Damit sollen diese die optimale Winterweizensorte für ihre Felder auswählen können. Während die Sortenempfehlungen momentan für alle Landwirte gleich sind, ermöglicht die vorgeschlagene Innovation personalisierte Empfehlungen, die den jeweiligen lokalen Bedingungen, wie z.B. dem Wetter, Rechnung tragen. Dies soll dazu beitragen, Ertrag und Qualität der Ernte zu verbessern. Das Fellowship-Projekt basiert auf einer mehr als einjährigen Forschungsarbeit, die an der Universität Bern gemeinsam mit Agroscope und Unterstützung des Bundesamts für Landwirtschaft, der Branchenorganisation swiss granum, sowie verschiedener privater Partnerorganisationen durchgeführt wurde.

Präzisionsonkologie 

 

Bild: zvg

Organ-on-Chip-Technologien zielen darauf ab, komplexe Mikroumgebungen, welchen Zellen ausgesetzt sind, in Laborumgebungen nachzuahmen. Mit einer innovativen Tumor-on-Chip-Technologie einer neuen Generation von in-vitro-Modellen, schafft Soheila Zeinali eine personalisierte Mikroumgebung, die es erlaubt, verschiedene Medikamente und Medikamentendosierungen an individuellen Tumorpatientenproben zu testen. Diese Technologie soll die Präzisionsonkologie dabei unterstützen, die wirksamste Behandlung für jeden Patienten individuell zu ermitteln. Das Projekt von Zeinali ist bei dem ARTORG Center for Biomedical Engineering Research angesiedelt, aus welchem bereits erfolgreiche Start-Up-Unternehmen hervorgegangen sind.  

Neue Therapie bei Hornhauterkrankungen

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Miguel Ariza ist der zweite Venture Fellow des ARTORG Center for Biomedical Engineering Research. Er schlägt eine neuartige Behandlung für Keratokonus vor – eine fortschreitende Krankheit, die zur Verdünnung der Hornhaut und im schlimmsten Fall zur Erblindung führt. In Zusammenarbeit mit Philippe Büchler, dem Leiter der Forschungsgruppe Computational Bioengineering, entwirft Ariza eine neuartige minimal-invasive Behandlungsmethode zur Behandlung der Verformung der Hornhaut. Dazu will er einen personalisierten biomechanischen Ansatz entwickeln, der die Hornhaut stärken soll. 

Therapie gegen Leberkrebs  

 

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Nicolas Melin, ehemaliger Postdoktorand der Abteilung für Viszeralchirurgie und -medizin am Inselspital Universitätsspital Bern und der Universität Bern, befasst sich mit der begrenzten Wirksamkeit der derzeitigen Behandlungen gegen Hepatozelluläre Karzinome. Diese sind weltweit für mehr als 80 Prozent der primären Leberkrebserkrankungen verantwortlich. Diese Tumore sind höchst aggressiv, die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt bei unter zehn Prozent. Mit dem von Melin vorgeschlagenen neuen Ansatz sollen die heutigen Immuntherapien, welche für die Patientinnen und Patienten äusserst belastend sind, wesentlich wirksamer gemacht werden und damit die Überlebenschancen der Patienten verbessern. 

Venture Fellowship

Das Venture Fellowship Programm der Universität Bern

Das Venture Fellowship Programm der Universität Bern ermöglicht jährlich vier Jungforscherinnen und Jungforschern während eines Jahres ihre translationale Forschung weiterzuführen, um die technische Machbarkeit (Proof-of-Concept) ihrer Projekte zu prüfen und die Vermarktung entsprechend vorzubereiten. Das Innovation Office der Universität Bern unterstützt sie dabei mit Beratung, Mentoring und Vernetzung, in Kooperation mit be-advanced – der Startup-Coaching Plattform des Kantons Bern. Die mit je 100'000 Franken dotierten Fellowships werden gemeinschaftlich finanziert durch die Universität Bern, das ARTORG Center for Biomedical Engineering Research und das Inselspital. Ferner unterstützt das Institut für Geistiges Eigentum (IGE) das Programm mit begleiteten Patentrecherchen und Patentumfeldanalysen. Der nächste Aufruf zur Einreichung von Vorschlägen wird im September 2023 veröffentlicht.

Innovation Office

Innovation Office

Das Innovation Office wurde im September 2021 gegründet, um eine dynamische Innovationskultur an der Universität Bern stärker zu fördern. Das Innovation Office sensibilisiert und unterstützt Studierende, Forschende und Professoren in Bezug auf neue Ideen und Erfindungen und stärkt dadurch den Transfer innovativer Forschung in Wirtschaft und Gesellschaft.

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