Eine Frage an Claudia M. Roebers
Ab wann sind Kinder fähig zu entscheiden?
Natürlich kann sich ein dreijähriges Kind zwischen Erdbeer- und Schoggi-Glace entscheiden. Aber die Fähigkeit zu Entscheidungen, die sich auf komplexere oder abstraktere Dinge mit ungewissen, in ferner Zukunft liegenden Auswirkungen beziehen, bildet sich erst viel später heraus.
Im Primarschulalter entwickelt sich das Arbeitsgedächtnis so weit, dass Kinder sich bis zu vier Informationseinheiten zugleich merken können. Damit werden vielschichtige Entscheidungen erleichtert. Zudem verbessert sich die Fähigkeit, erst Für- und Widerargumente zu sammeln, zu gewichten und dann zu entscheiden.
Die Fähigkeit, in die Zukunft zu denken, entfaltet sich noch stark etwa nach dem zehnten Geburtstag. Entscheidungen, deren Auswirkungen die Heranwachsenden nicht direkt betreffen, bleiben aber bis zum Alter von 14 bis 16 Jahren anspruchsvoll. Danach entscheiden Jugendliche genauso gut oder schlecht wie Erwachsene!
Zur Autorin
Claudia M. Roebers
ist Leiterin der Abteilung Entwicklungspsychologie am Institut für Psychologie. Sie lehrt und forscht vor allem über die kognitive Entwicklung von Kindern. Metakognitive Fähigkeiten und die Fähigkeit zur Selbstregulation sind dabei ihre Forschungsschwerpunkte.
Das Print-Magazin der Universität Bern
4x im Jahr uniFOKUS im Briefkasten
Dieser Artikel erschien erstmals in uniFOKUS, dem Printmagazin der Universität Bern. uniFOKUS zeigt viermal pro Jahr, was Wissenschaft zu leisten vermag. Jede Ausgabe fokussiert aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf einen thematischen Schwerpunkt und will so möglichst viel an Expertise und Forschungsergebnissen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Bern zusammenführen.