Ein Abschied mit Freude, aber auch mit Sorgen

Susanna Krähenbühl hat während 18 Jahren die räumliche Entwicklung der Universität Bern mitgeprägt. Im Gespräch erzählt die kürzlich abgetretene Leiterin der Abteilung Bau und Raum, welche Baustellen die Universität noch lange beschäftigen werden – und wieso das nicht nur die Hochschule selbst betrifft.

Susanna Krähenbühl im vonRoll Areal. © Universität Bern / Foto: Vera Knöpfel
Susanna Krähenbühl, vor fast zehn Jahren übernahmen Sie die Leitung der Abteilung Bau und Raum. Fast gleichzeitig wurde das vonRoll Areal eröffnet, woran Sie massgeblich beteiligt waren.

Die Eröffnung des vonRoll Areals war sicher ein Meilenstein für die Universität Bern und für die PHBern. Gemeinsame Gebäude für zwei Hochschulen zu entwickeln und schliesslich in die Nutzung zu überführen, war einer der schönsten Momente in meinem Berufsleben. Ich könnte viele weitere Projekte erwähnen, denn jedes Bauvorhaben ist hinsichtlich Nutzung, Grösse und Ort anders und das macht diese Arbeit so spannend.

Und wenn Sie nach vorne schauen: was kommt auf die Universität Bern zu?

Die Universität wächst nach wie vor stark: in den letzten zehn Jahren sind die Studierendenzahlen um gut 20 Prozent und die Mitarbeitendenzahlen um mehr als 30 Prozent gestiegen. Das Flächenwachstum konnte in dieser Zeit mit einem Plus von gut 25 Prozent fast Schritt halten. Aktuell stehen viele weitere Bauprojekte an, was aber einer stark überlasteten gesamtkantonalen Investitionsplanung gegenübersteht. Und das wiederum hat zeitliche Verschiebungen und den Verzicht auf Bauprojekte zur Folge. Das bereitet mir grosse Sorgen für die Entwicklung der Universität und ihr Bestehen im Wettbewerb.

Welche Lösungsansätze sehen Sie?

Die Universität muss aufgrund dieser Entwicklungen immer wieder aufzeigen, welch wichtigen Faktor sie für den Kanton Bern darstellt, indem sie die Wirtschaft ankurbelt und Wissen für die Gesellschaft generiert. Kleine Optimierungsmöglichkeiten sehe ich noch im Infrastrukturbereich, beispielsweise durch die vermehrte Zusammenfassung und gemeinsame Nutzung von kosten- und platzintensiven Geräten in Form von Core Facilities. Im Bürobereich eröffnen neue Arbeitsplatzkonzepte gewisse Spielräume, doch auch das führt nicht zu einer Platzersparnis im grossen Stil.

Wie stark verändert die Digitalisierung Ihre Arbeit?

Im Bürobereich ist die Abteilung Bau und Raum daran, neue Arbeitsplatzkonzepte zu entwickeln, welche den veränderten Arbeitsweisen entsprechen. Im Planungs- und Baubereich ist das Building Information Modeling – kurz BIM – in aller Munde, das zur Verbesserung der Planung und der Bauabläufe beiträgt. Bei der Entwicklung von zukunftsfähigen Raum- und Gebäudekonzepten bleibt etwas aber gleich: Wir müssen möglichst gut verstehen, wie die Menschen an unserer Universität forschen, lehren, studieren oder in anderer Weise tätig sind. Dieses Ziel erreichen wir am besten mit vielen Gesprächen und mit Besuchen vor Ort, also mit ganz analogen Tätigkeiten.

Ihre Arbeit klingt sehr vielfältig.

Das ist sie! Mich begeistert insbesondere, dass Bauvorhaben immer Gemeinschaftswerke sind, die nur dann erfolgreich sind, wenn alle ungefähr in die gleiche Richtung ziehen und ihr Bestes geben. Dazu braucht es die Nutzerinnen und Nutzer, Immobilienmanagerinnen, Projektleiter, Architektinnen, Ingenieure, Haustechnik-Fachleute, Amtsvorsteherinnen, Kostenplaner, Unileitungsmitglieder, Regierungsrätinnen und noch viele mehr. Es braucht Menschen aus allen Gesellschafts- und Bildungsschichten, die mit gegenseitigem Verständnis zusammenarbeiten.

«Mich begeistert, dass Bauvorhaben immer Gemeinschaftswerke sind», erzählt Susanna Krähenbühl. © Universität Bern / Foto: Vera Knöpfel
Machen die langwierigen Verfahren bei den Bauvorhaben manchmal auch ungeduldig?

Es braucht sicher einen langen Atem. Bei den grösseren Projekten sind es mindestens zehn Jahre vom Start der Überlegungen bis zur Realisierung. Dazwischen erlebt man immer wieder Höhen und Tiefen, Erfolge und Rückschläge. Spannend fand ich die Momente, in denen die anfängliche Skepsis der Nutzerinnen und Nutzer der Begeisterung wich. Wenn aus der technischen Visualisierung ein reales Gebäude geworden ist und von den Menschen genutzt und belebt wird, erntet man die Früchte der eigenen Arbeit.

Was wird Ihnen sonst noch bleiben von Ihrer Zeit an der Universität Bern?

Es sind hauptsächlich die Menschen, die vielen interessanten Begegnungen. Die Arbeit an der Uni als Bildungs- und Forschungsinstitution empfinde ich als sinnstiftend. Ausserdem werde ich es vermissen, mich mit dem qualitativ hochstehenden und vielfältigen Gebäudebestand zu beschäftigen. Aber die Universitätsgebäude bestehen ja fort, sind grösstenteils öffentlich und gehören uns allen. Wenn ich auf einem Spaziergang durch das Hochschulquartier Länggasse an all den Unigebäuden vorbeikomme, erfüllt mich das mit Freude und auch ein bisschen mit Stolz.

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Zur Abteilung

Bau und Raum

Die Abteilung Bau und Raum setzt sich für eine zukunftsfähige und bedarfsgerechte räumliche Infrastruktur für die ganze Universität ein. Das Team ermittelt den Bedarf, arbeitet in den Bauprojekten mit und bewirtschaftet die vom Kanton zur Verfügung gestellten Gebäude. Anfang 2023 hat Stefan Rufer die Abteilungsleitung von Susanna Krähenbühl übernommen.

Zur Autorin

Isabelle Aeschlimann

leitet die Stabsstelle der Abteilung Kommunikation & Marketing.

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