«Verschiedenheiten zulassen – das ist der Kern des Föderalismus»
Zunächst sprach Häsler darüber, wie wichtig es sei, Dinge zuzulassen. Das bedeute aber nicht, untätig zu sein. Damit ein föderalistisches System funktioniert, brauche es Instrumente und Institutionen des Ausgleichs. Was das genau bedeutet, erläuterte Christine Häsler an den Auswirkungen der Coronapandemie auf das Bildungssystem.
Vor allem in der Anfangsphase sei es den Kantonen nicht leichtgefallen, sich abzustimmen. Während die einen schon früh Schulschliessungen verlangten, sahen andere noch keinen Handlungsbedarf. Die durch den Bundesrat verordnete Einstellung des Präsenzunterrichts hatte weitreichende Folgen. «Das Miteinander Lernen und Austauschen – dafür ist der Präsenzunterricht unglaublich wichtig». Diese Überzeugung habe den weiteren Umgang mit der Pandemie massgeblich geprägt. Ziel war es, alles zu unternehmen, dass die Schulen möglichst rasch wieder geöffnet werden konnten.
Die Pandemie sei eine sehr herausfordernde Zeit gewesen, meinte Häsler. Es habe immer wieder intensive, teilweise auch harte Diskussionen gegeben und die Belastung für die Regierungsmitglieder sei gross gewesen. Und trotzdem habe man immer gut zusammengearbeitet: «Rückblickend sind wir in der Regierung der Meinung, dass wir diese Herausforderung gar nicht so schlecht gemeistert haben». Dazu gehöre auch, die eigene Überzeugung zurückzustellen und zu akzeptieren, dass Dinge anders gelöst würden. Die Gesundheit der Bevölkerung stand immer an erster Stelle. Dem sei alles untergeordnet worden. Diese Prämisse sei immer von allen respektiert geworden.
«Ich bin zutiefst überzeugt, dass wir Menschen viel voneinander profitieren, wenn wir unsere Verschiedenheit anerkennen, wenn wir voneinander lernen, wenn wir zusammenarbeiten und wir auch einmal Abstand nehmen von der eigenen Idee. Das ist für mich die Essenz des Föderalismus.»