Hochrangige israelische Delegation besucht Bern

Die Universitätsleitung begrüsste anfangs Juli eine Delegation von Führungskräften israelischer Universitäten. Ziel des Besuchs war der gemeinsame Wissensaustausch zu Themen an der Schnittstelle von Forschung und Verwaltung.

Von Caspar Bienek 13. Juli 2022

Rektor Christian Leumann spricht vor der Delegation
Rektor Christian Leumann präsentierte die Strategie der Universität Bern. Bild: Manu Friedrich

Universitäten stehen vor gemeinsamen grenzüberschreitenden Herausforderungen wie dem Klimawandel und disruptiven Technologien – Themen, die nicht im Alleingang gemeistert werden können und einen vielseitigen Austausch voraussetzen. In diesem Rahmen besuchten Rektorinnen, Dekaninnen und weitere leitende Mitarbeitende aus der Verwaltung verschiedener israelischer Universitäten die Universität Bern. Es ist die erste grosse internationale Delegation, die seit Anfang der Pandemie die Universität Bern besucht – der ursprüngliche Besuchstermin im Juli 2020 musste abgesagt werden.

Die Mitglieder der Delegation absolvieren das Weiterbildungsprogramm, «Leadership in Academia», welches von der Edmond de Rothschild Foundation und dem Rat für Hochschulbildung in Israel gegründet wurde. In dem Programm geht es darum, Führungskräfte an Universitäten weiterzubilden und den Austausch zwischen Universitäten zu fördern. Die Teilnehmenden möchten voneinander lernen und gemeinsam Lösungsansätze erarbeiten. In den vergangenen Jahren hatte das «Leadership in Academia» Programm schon die Universität Zürich und die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich besucht.

Die Universität Bern als Best-Practice-Modell

Die Gäste wurden von der Universitätsleitung empfangen, vertreten durch Rektor Christian Leumann, Virginia Richter, Vizerektorin Entwicklung, Hugues Abriel, Vizerektor Forschung und Daniel Candinas, ehemaliger Vizerektor Forschung. Christian Leumann präsentierte die Strategie der Universität und betonte die Wichtigkeit, interdisziplinär zu arbeiten, um Probleme besser zu verstehen sowie Lösungsansätze zu entwickeln.

Der erste Teil des Besuchs beinhaltete einen Austausch zu Best Practices in den Bereichen Strategie, Forschungsmanagement, Innovation und Internationalisierung. In den Diskussionen hörte man immer wieder den Ausspruch: «Bei Euch funktioniert alles ganz anders als bei uns». Aus solchen Verschiedenheiten zu lernen und Eindrücke aus der Schweiz nach Hause zu tragen, ist ein wichtiges Element des Besuchs der Delegation.

Bern als führender Medizinalstandort

Der Nachmittag war der Medizin gewidmet und konzentrierte sich auf den Insel Campus Bern. Simon Rothen, Chief Executive Officer von sitem-insel, dem Schweizer Institut für Translationale und Unternehmerische Medizin, präsentierte den Prozess, wie aus einer Idee ein marktfähiges Produkt entwickelt wird. Rothen erklärte auch den Cluster-Effekt des Insel Campus Bern, in welchem auf engem geografischem Raum eine grosse Menge an interdisziplinärem Wissen zur Verfügung steht.

Ein Höhepunkt des Besuchs bei sitem-insel war der Einblick in das Clinical Anatomy Training and Research Center, mit modernster Ausstattung: per Video-Link ist so eine Übertragung direkt vom Operationstisch in den Hörsaal möglich.

Simon Rothen, CEO von sitem-insel, demonstriert die Schlüsselloch-Chirurgie-Ausstattung im Clinical Anatomy Training and Research Center von sitem-insel
Simon Rothen, CEO von sitem-insel, demonstriert die Schlüsselloch-Chirurgie-Ausstattung im Clinical Anatomy Training and Research Center von sitem-insel. Bild: Caspar Bienek

Ein paar Gehminuten von sitem-insel befindet sich das ARTORG Center for Biomedical Engineering Research. Der Direktor des Zentrums, Raphael Sznitman, erklärte, wie hier Innovationen durch die Zusammenarbeit von Ingenieurinnen und Medizinerinnen vorangetrieben werden. In interdisziplinären Teams werden Lösungen entwickelt, um Krankheiten mit innovativen Technologien, wie z. B. künstlicher Intelligenz, besser heilen zu können.

Die Besuchenden erhielten einen Einblick in die Forschungsgruppen «Artificial Intelligence in Health and Nutrition», «Hearing Research Lab», «Gerontechnology and Rehabilitation» sowie «Organs-on-Chip Technologies» (OOC). In Letzterer gelang Forschenden ein Durchbruch in der Bildung eines neuartigen Lungenmodells, welches vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in der Forschung haben wird und das Potenzial hat, Tierversuche zu reduzieren. Die erste Generation dieses Modells wird derzeit vom Start-up AlveoliX für die kommerzielle Verwendung weiterentwickelt. Das Büro von AlveoliX befindet sich direkt im Gebäude von sitem-insel und zeigt die Vorteile des Netzwerkeffekts am Medizinalstandort Bern.

Raphael Sznitman, Direktor des ARTORG Center for Biomedical Engineering Research, erklärt die enge Zusammenarbeit von Ingenieurinnen und Medizinerinnen beim Zentrum.
Raphael Sznitman, Direktor des ARTORG Center for Biomedical Engineering Research, erklärt die enge Zusammenarbeit von Ingenieurinnen und Medizinerinnen beim Zentrum. Bild: Caspar Bienek

Nach dem Besuch in Bern reiste die Delegation weiter nach Genf, wo sie die Universität, das Büro der Vereinten Nationen in Genf und die Europäische Organisation für Kernforschung (CERN) besichtigten. Der entstandene Austausch bietet den Teilnehmenden vielfältige Inputs und Werkzeuge, um künftige Herausforderungen anzugehen. So hat der Besuch der «Leadership in Academia» Delegation das Potenzial, zum Teil eines grösseren Netzwerks zu werden, um zukünftige Innovationen gemeinsam weiterzuverfolgen.

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