Das Fellowship Programm ermöglicht es den vier Jungforscherinnen und Jungforschern, während eines Jahres ihre translationale Forschung weiterzuführen, um die technische Machbarkeit (Proof-of-Concept) ihrer Projekte zu prüfen und die Vermarktung entsprechend vorzubereiten. Das Innovation Office der Universität Bern unterstützt sie dabei mit Beratung, Mentoring und Vernetzung, in Kooperation mit be-advanced, der Startup-Coaching Plattform des Kantons Bern.
Die mit je 100'000 Franken dotierten Fellowships werden gemeinschaftlich finanziert durch das Innovation Office, das ARTORG Center for Biomedical Engineering Research sowie das Inselspital, Universitätsspital Bern. Ferner unterstützt das Institut für Geistiges Eigentum (IGE) das Programm mit begleiteten Patentrecherchen und Patentumfeldanalysen.
In dieser ersten Ausgabe wurden von elf Bewerberinnen und Bewerbern sechs von der Jury zu einer Pitch Präsentation eingeladen. Die Jury setzte sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Universität Bern und des Inselspitals wie auch aus Fachleuten aus dem Schweizer Startup-Ökosystem zusammen.
Vier spannende Venture Fellows und ihre Projekte
Dr. Olivier Schären, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Infektionskrankheiten (IFIK), entwickelt einen genetisch veränderten Lebendimpfstoff zur Bekämpfung von Kolibakterien (E. coli) bei Geflügel. In einer ersten Marktabklärung stellte sich heraus, dass das Kolibakterium zu hohen Kosten in der Nutztierhaltung führt und aktuell vor allem mit Antibiotika behandelt wird. Mit dem Spin-off Projekt Santella wollen Schären und sein Team nun einen neuen Impfstoff entwickeln, an dessen Grundlagen Schären während seines Doktorats forschte, und damit einen Beitrag zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen leisten.
Dem Kampf gegen Antibiotikaresistenzen hat sich auch PhD-Student Matheus Notter verschrieben. Im Rahmen der Interfakultären Forschungskooperation (IRC) «One Health» der Universität Bern wurden Substanzen entdeckt, die das Bakterium Helicobacter pylori bekämpfen können. Dieses Bakterium ist im Magen vorzufinden und der häufigste Auslöser von chronischer Gastritis, peptischen Geschwüren und Magenkrebs. Mit dem Spin-off Enzoxa wollen er und sein Team ein neues Mittel gegen diesen Keim auf den Markt bringen. Seine Forschung ist eine Zusammenarbeit des Instituts für Pflanzenwissenschaften (IPS) und des Instituts für Infektionskrankheiten (IFIK).
Mit der Webplattform ILAH entwickelt die Psychologin Florence von Gunten und ihr Team eine neue Applikation für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die eine Therapiekontinuität im Alltag der Patientinnen und Patienten ermöglicht. Wirksamkeit und Effizienz der Therapie sollen durch therapeutische Aktivitäten verbessert werden, die den Klientinnen und Klienten zwischen den Sitzungen automatisch vermittelt werden. Die Vorteile der sogenannten Blended Psychotherapie wurden in Forschungsarbeiten von Prof. Thomas Berger am Institut für Psychologie belegt. Für sein internetbasiertes Psychotherapieprogramm wurde Berger kürzlich mit dem Marcel Benoist-Preis ausgezeichnet. Nicht zuletzt können mit ILAH wichtige therapierelevante Informationen erfasst und zwecks Qualitätssicherung verwertet werden.
Dr. Felix Baier, aktuell Postdoc an der Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin am Inselspital, Universitätsspital Bern und der Universität Bern, forscht an einer neuen Behandlungsmethode für cholestatische Lebererkrankungen. Charakteristische Symptome von Cholestase sind u.a. Gelbsucht und Juckreiz und entstehen dadurch, dass die von der Leber produzierte Verdauungsflüssigkeit (Galle) nicht wie gewohnt in den Darm abfliessen kann. Rund 10 Prozent aller Lebertransplantationen in Europa gehen auf diese Krankheit zurück.