Erste UniBE Venture Fellowships vergeben

Erstmals hat die Universität Bern «UniBE Venture Fellowships» vergeben, die vier unternehmerisch denkende Jungforschende und ihre vielversprechenden Innovationsprojekte fördern: zwei dienen der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen, eines der Therapie von Lebererkrankungen und das vierte verbesserten Psychotherapien.

Von Sébastien Hug 11. März 2022

Von links nach rechts: Olivier Schären, Matheus Notter, Felix Baier, und Florence von Gunten
Von links nach rechts: Olivier Schären, Matheus Notter, Felix Baier, und Florence von Gunten © Universität Bern / Bild: Manu Friedrich

Das Fellowship Programm ermöglicht es den vier Jungforscherinnen und Jungforschern, während eines Jahres ihre translationale Forschung weiterzuführen, um die technische Machbarkeit (Proof-of-Concept) ihrer Projekte zu prüfen und die Vermarktung entsprechend vorzubereiten. Das Innovation Office der Universität Bern unterstützt sie dabei mit Beratung, Mentoring und Vernetzung, in Kooperation mit be-advanced, der Startup-Coaching Plattform des Kantons Bern.

Die mit je 100'000 Franken dotierten Fellowships werden gemeinschaftlich finanziert durch das Innovation Office, das ARTORG Center for Biomedical Engineering Research sowie das Inselspital, Universitätsspital Bern. Ferner unterstützt das Institut für Geistiges Eigentum (IGE) das Programm mit begleiteten Patentrecherchen und Patentumfeldanalysen.

In dieser ersten Ausgabe wurden von elf Bewerberinnen und Bewerbern sechs von der Jury zu einer Pitch Präsentation eingeladen. Die Jury setzte sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Universität Bern und des Inselspitals wie auch aus Fachleuten aus dem Schweizer Startup-Ökosystem zusammen.

Vier spannende Venture Fellows und ihre Projekte

Dr. Olivier Schären, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Infektionskrankheiten (IFIK), entwickelt einen genetisch veränderten Lebendimpfstoff zur Bekämpfung von Kolibakterien (E. coli) bei Geflügel. In einer ersten Marktabklärung stellte sich heraus, dass das Kolibakterium zu hohen Kosten in der Nutztierhaltung führt und aktuell vor allem mit Antibiotika behandelt wird. Mit dem Spin-off Projekt Santella wollen Schären und sein Team nun einen neuen Impfstoff entwickeln, an dessen Grundlagen Schären während seines Doktorats forschte, und damit einen Beitrag zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen leisten.

Dem Kampf gegen Antibiotikaresistenzen hat sich auch PhD-Student Matheus Notter verschrieben. Im Rahmen der Interfakultären Forschungskooperation (IRC) «One Health» der Universität Bern wurden Substanzen entdeckt, die das Bakterium Helicobacter pylori bekämpfen können. Dieses Bakterium ist im Magen vorzufinden und der häufigste Auslöser von chronischer Gastritis, peptischen Geschwüren und Magenkrebs. Mit dem Spin-off Enzoxa wollen er und sein Team ein neues Mittel gegen diesen Keim auf den Markt bringen. Seine Forschung ist eine Zusammenarbeit des Instituts für Pflanzenwissenschaften (IPS) und des Instituts für Infektionskrankheiten (IFIK).

Mit der Webplattform ILAH entwickelt die Psychologin Florence von Gunten und ihr Team eine neue Applikation für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die eine Therapiekontinuität im Alltag der Patientinnen und Patienten ermöglicht. Wirksamkeit und Effizienz der Therapie sollen durch therapeutische Aktivitäten verbessert werden, die den Klientinnen und Klienten zwischen den Sitzungen automatisch vermittelt werden. Die Vorteile der sogenannten Blended Psychotherapie wurden in Forschungsarbeiten von Prof. Thomas Berger am Institut für Psychologie belegt. Für sein internetbasiertes Psychotherapieprogramm wurde Berger kürzlich mit dem Marcel Benoist-Preis ausgezeichnet. Nicht zuletzt können mit ILAH wichtige therapierelevante Informationen erfasst und zwecks Qualitätssicherung verwertet werden.

Dr. Felix Baier, aktuell Postdoc an der Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin am Inselspital, Universitätsspital Bern und der Universität Bern, forscht an einer neuen Behandlungsmethode für cholestatische Lebererkrankungen. Charakteristische Symptome von Cholestase sind u.a. Gelbsucht und Juckreiz und entstehen dadurch, dass die von der Leber produzierte Verdauungsflüssigkeit (Galle) nicht wie gewohnt in den Darm abfliessen kann. Rund 10 Prozent aller Lebertransplantationen in Europa gehen auf diese Krankheit zurück.

Kurzbiographien der vier UniBE Venture Fellows 2022

Dr. Felix Baier

Felix Baier ist Postdoc im Visceral Surgery Research Laboratory im Department for BioMedical Research (DBMR), wo er eng mit dem Inselspital, Universitätsspital Bern, zusammenarbeitet. Seinen PhD hat er an der Graduate School for Cellular and Biomedical Sciences (GCB) der Universität Bern mit summa cum laude im 2019 abgeschlossen.

Matheus Notter

Matheus Notter ist PhD-Kandidat am Institut für Infektionskrankheiten (IFIK)  der Universität Bern mit Spezialisierung in Mikrobiologie. Im kommenden Mai wird er seine Dissertation verteidigen. Seinen Master in Biomedical Sciences hat er an der Universität Bern erworben.

Florence von Gunten

Florence von Gunten hat den Master in Psychologie an der Universität Bern 2020 abgeschlossen und absolviert gegenwärtig sowohl den MAS in Translational Medicine and Biomedical Entrepreneurship  an der sitem-Insel School  als auch den MAS in Psychotherapie der Universität Bern. Sie bringt jahrelange praktische Erfahrung u.a. als Pflegefachfrau und Assistenzpsychologin an den Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD) mit.

Dr. Olivier Schären

Im Juli 2021 hat Olivier Schären sein PhD-Studium am Institut für Infektionskrankheiten (IFIK) der Universität Bern abgeschlossen und forscht seither im gleichen Institut als Postdoc. An der Universität Bern hat er auch einen Bachelor in Biologie und den Master in Molecular Life Sciences erworben.

Innovation Office

Das Innovation Office im Vizerektorat Forschung ist die zentrale Anlaufstelle für Fragen zu Innovation und Unternehmertum. Es wurde im September 2021 mit dem Ziel gegründet, an der Universität Bern und am Inselspital, Universitätsspital Bern, die Unternehmer- und Innovationskultur stärker zu fördern. Dabei sensibilisiert und unterstützt es Studierende, Forschende und Professoren in Bezug auf neue Ideen und Erfindungen und stärkt dadurch den Transfer innovativer Forschung in Wirtschaft und Gesellschaft.

Das Innovation Office wurde im September 2021 gegründet, um eine dynamische Innovationskultur an der Universität Bern stärker zu fördern. Das Innovation Office sensibilisiert und unterstützt Studierende, Forschende und Professoren in Bezug auf neue Ideen und Erfindungen und stärkt dadurch den Transfer innovativer Forschung in Wirtschaft und Gesellschaft.

Über den Autor

Sébastien Hug ist Leiter des Innovation Office der Universität Bern.

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