Was sind die nächsten Schritte?
Im kommenden Jahr wollen wir ein Innosuisse-Projekt einreichen. Damit können wir die Phase bis zur Gründung des Spin-offs überbrücken. Das sollte Anfang 2024 stattfinden. Nach der Gründung würden wir gerne ein zweites Innosuisse-Projekt mit unserem Biotech Spin-off als Umsetzungspartner starten. Zeitgleich gilt es dann Investoren zu finden, um die kostenintensiven Schritte bei der Medikamentenentwicklung finanzieren zu können.
Auf einer wissenschaftlichen Ebene ist der nächste Schritt, das, was im Mausmodell funktioniert hat, auf den Menschen zu übertragen und ein für den Menschen wirksames und sicheres Produkt zu entwickeln. Wenn alle regulatorischen und sicherheitsrelevanten Schritte getan sind, kann eine klinische Studie folgen. Das wird aber voraussichtlich erst in ein paar Jahren der Fall sein.
Warum haben Sie sich für diesen Weg und nicht für einen akademischen Weg entschieden?
In der Grundlagenforschung wendet man sich häufig nach einer Publikation der Ergebnisse – zum Beispiel im Rahmen einer Dissertation – neuen und anderen Fragen zu. Ich finde es spannend, den Weg weiterzugehen und hoffentlich irgendwann den Erfolg meiner Grundlagenforschung bei den Patientinnen und Patienten sehen zu können. Die Horizonterweiterung mit all den verschiedenen Aufgaben, die ich auf diesem Weg bekomme, finde ich sehr spannend und herausfordernd.
Ich finde es schade, dass an vielen Unis sehr stark auf diesen rein akademischen Weg fokussiert wird. Der alternative Weg, seine Forschungsresultate in Zusammenarbeit mit der Universität wirtschaftlich umzusetzen, wurde zumindest während meiner Studienzeit nicht thematisiert. Mit dem neuen Innovation Office der Uni Bern und dem Schweizer Institut für translationale- und unternehmerische Medizin sitem-insel gibt es allerdings zwei hervorragende Institutionen, die genau das fördern.
Während meiner Forschungsarbeit lag die Option einer Unternehmensgründung allerdings nicht von Anfang an auf dem Tisch – sie entstand eher aus Zufall.
Zufall?
Eigentlich habe ich bei dem Experiment wie gesagt ein genau gegenteiliges Resultat erwartet. Zuerst dachte ich, dass ein Fehler vorliegt. Erst, nachdem wir das Experiment mehrfach wiederholt und immer dasselbe positive Resultat erhalten haben, habe ich gespürt, dass ich da auf etwas Besonderes gestossen bin. Ich glaube, das erlebt man als Wissenschaftler nicht oft.
Wir hätten das Ganze dann auch zusammen mit einem Industriepartner umsetzen können, haben uns aber entschieden in die Vollen zu gehen und ein Spin-off zu gründen.
Haben Sie manchmal auch Angst vor dem Scheitern?
Eigentlich nicht. Denn selbst wenn wir scheitern – und wir wissen: nur ein kleiner Prozentteil der Start-ups ist erfolgreich –, habe ich auf dem Weg bis dahin viel gelernt, was ich für andere Aktivitäten nutzen kann. Dieser Weg hat auch andere grosse Vorteile. Man bekommt ein breites Netzwerk und erarbeitet sich neue Fähigkeiten.