Die Meereswissenschaftlerin und der Klimawandel

Charlotte Laufkötter forscht zur sogenannten Biologischen Pumpe, die von winzigen Plankton-Organismen angetrieben grosse Mengen Kohlenstoff von der Ozeanoberfläche in die Tiefsee befördert. Ihr Forschungsprojekt BioCycle soll zu einem besseren Verständnis der Weltmeere und des Klimawandels beitragen.

Interview: Maura Widmer 06. Januar 2022

Die Förderinstrumente Eccellenza und PRIMA des Schweizerischen Nationalfonds SNF ermöglichen hochqualifizierten Forschenden, ihre Projekte im Rahmen einer Assistenzprofessur an einer Schweizer Universität umzusetzen. In einer Serie von Interviews stellen wir sechs neu ausgezeichnete Forschende und ihre Projekte vor.

Dr. Charlotte Laufkötter erhält eine «Eccellenza Professorial Fellowship» für ihr Projekt «Biologischer Kohlenstoffkreislauf im Ozean der Zukunft (BioCycle)».
Dr. Charlotte Laufkötter erhält eine «Eccellenza Professorial Fellowship» für ihr Projekt «Biologischer Kohlenstoffkreislauf im Ozean der Zukunft (BioCycle)». ©zvg
Sie haben eine «Eccellenza Professorial Fellowship» vom Schweizerischen Nationalfonds empfangen. Was bedeutet es für Sie, dieses Forschungsstipendium zu erhalten?

Ich freue mich, in den nächsten Jahren einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Ozeans sowie zum Verständnis des Klimawandels erarbeiten zu können. Ausserdem wird das Eccellenza Fellowship mir ermöglichen, meine eigene Forschungsgruppe aufzubauen und Schwerpunkte im Bereich Meeres- und Klimaforschung an der Universität Bern zu setzen.

Sie wurden vom SNF für Ihr Forschungsprojekt «Biologischer Kohlenstoffkreislauf im Ozean der Zukunft (BioCycle)» ausgewählt. Worum geht es in dem Projekt?

Es geht um die Biologische Pumpe, das ist der Abwärtsfluss von organischem Kohlenstoff aus dem oberen Ozean. Der Motor dieser Pumpe ist Plankton: Die Mikroorganismen transportieren das von ihnen verarbeitete Kohlendioxid in grossen Mengen in die Tiefsee und zum Meeresgrund. Ohne diesen Prozess wäre die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre viel höher.

Marine Planktongemeinschaften beeinflussen also massgeblich unser Klima, ausserdem bilden sie die Basis der marinen Nahrungskette. Trotz ihrer Bedeutung ist die biologische Pumpe nur rudimentär verstanden, und Prognosen, wie sich der marine biologische Kohlenstoffkreislauf unter dem Klimawandel verändert, sind sehr unsicher. Grund ist, das von vielen ozeanischen Regionen nur sehr wenige Messdaten vorhanden sind. Daher müssen Modelle wichtige Parameter schätzen, was zu ungenauen Vorhersagen führt. BioCycle wird Daten der neuesten Generation von Argo floats verwenden – autonome, frei driftende Messbojen, die regelmässig Temperatur, Sauerstoffgehalt und Konzentration von Nährstoffen im Wasser messen. Anhand dieser Daten werde ich die Funktionsweise der biologischen Pumpe genauer erforschen können und damit präzisere Modellvorhersagen der biologischen Pumpe unter dem Klimawandel erstellen.

Weshalb haben Sie die Universität Bern für Ihr Projekt gewählt?

Für meine Forschung bietet die Universität Bern ideale Bedingungen: Ich habe einen hervorragenden Anschluss an andere Klimaforschende am Institut für Klima und Umweltphysik und am Oeschger Center for Climate Change Research. Ausserdem werden zwei der Ozeanmodelle, die für meine Arbeiten massgeblich sind, bereits am Institut verwendet. Das wird meinen Mitarbeitenden den Einstieg in die Modellierung erleichtern.

Worin besteht die gesellschaftliche Relevanz Ihres Projekts?

Der Klimawandel ist zweifellos die grösste umweltpolitische Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Obwohl der Ozean aus der Schweiz betrachtet weit weg erscheinen mag, sind wir alle von grossflächigen Änderungen der Planktongemeinschaften betroffen – sei es durch ihren Einfluss auf den Klimawandel oder auch durch Änderung der Nahrungsgrundlage für Speisefische. Mein Forschungsprojekt wird zu einem besseren Verständnis des Ozeans auf einem sich ändernden Planeten beitragen.

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