Einsitz in zahlreichen Gremien
Es ist kein Zufall, dass Hans Balsiger bei so vielen Missionen massgeblich beteiligt war. Seine wissenschaftliche Kompetenz, seine Leidenschaft, sein pragmatisches Vorgehen, aber vor allem auch sein Humor und seine Menschlichkeit wurden weltweit geschätzt, bei Wissenschaftskolleginnen und -kollegen, bei der ESA und der NASA, bei politischen Gremien, bei der Schweizer Industrie wie auch beim wissenschaftlichen Nachwuchs.
Dies führte auch dazu, dass Hans Balsiger in vielen wissenschaftlichen und politischen Gremien Einsitz nehmen konnte und damit die Weltraumforschung in der Schweiz und bei der ESA geprägt hat. So war er Mitglied und zeitweise Präsident der wissenschaftlichen Beratungsgremien der ESA: der Solar System Working Group, des Senior Space Science Advisory Committee; des Long-term Space Policy Committee und 1996 bis 1999 präsidierte er das höchste ESA-Gremium, das Science Programme Committee, das die Entscheidungen trifft. Auch in der Schweiz war er gefragt als Präsident der Kommission für Weltraumforschung der Schweizerischen Akademie für Wissenschaften, als Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Weltraumfragen, im Forschungsrat des SNF.
Wer meint, dass er sich mit seiner Emeritierung 2003 zur Ruhe gesetzt hätte, liegt falsch. Er spielte weiter eine aktive Rolle beim ROSINA Instrument und war täglich an seinem Arbeitsplatzt im Institut anzutreffen. Das half mit, das Wissen über mehr als 20 Jahre an unzählige Nachwuchsleute weiter zu geben, ein wichtiger Pfeiler für den Erfolg von ROSINA. Von 2004 bis 2009 präsidierte er zusätzlich die internationale Stiftung «Hochalpine Forschungsstation Jungfraujoch und Gornergrat».
Ein gewiefter Diplomat und menschlicher Chef
Hans Balsiger war nicht nur ein guter Wissenschaftler, sondern auch ein exzellenter Diplomat, mit einer Portion Bauernschläue und einem Pokergesicht. Wie gewinnt man den Zuschlag für ein Weltrauminstrument gegenüber einer starken Konkurrenz? Ja, mit einem hervorragenden Proposal, einem guten Netzwerk und einem guten Ruf. Aber unschlagbar wird man, wenn man sämtliche Konkurrenten ins eigene Team holt. So gewann Hans Balsiger 1996 den Kampf um ROSINA gegenüber der ESA. Denn die ESA wollte für ROSINA nur ein Instrument und nur 21 kg Gewicht bewilligen. Die Antwort von Hans mit seinem Pokergesicht war: Dann mach ich das Instrument nicht. Ihr müsst jemand anders suchen. Der ESA blieb mangels Alternativen nichts übrig, als einzuwilligen: drei Instrumente und 35 kg. Kurz nachher kündigte die NASA an, dass sie ihren Beitrag an ROSINA nicht bezahlen könne, was den Bau dieses Instruments praktisch verunmöglicht hätte. In der Folge führte Hans Balsiger viele bilaterale Gespräche mit Verantwortlichen der deutschen und französischen Weltraumagentur, mit der ESA, mit dem Swiss Space Office und mit dem NASA Administrator. Schlussendlich hatte er einen Deal zusammen, der so kompliziert war, dass ihn niemand, nicht einmal mehr er selber, verstand. Aber der Deal stand, und so wurde ROSINA mit Unterstützung der NASA gebaut.