Wünsche für ein besseres Leben in der Zukunft

Der Ideenwettbewerb «Wunsch-Schloss» macht Ideen von Bürgerinnen und Bürgern seit 2015 sichtbar. Nachdem das «Wunsch-Schloss» wegen Corona pausieren musste, freuten sich Veranstalter und Gäste umso mehr, wieder vor Ort die zehn besten Ideen zum Thema «Vorsorge: Länger leben? Besser leben!» präsentiert zu bekommen. Die Universität Bern fungiert als Knowledge Partner.

Von Sylvia Löwe 10. Juni 2021

«Ich weiss schon gar nicht mehr, wie das geht – Anlass», stellte Moderator Patrick Rohr direkt zu Anfang fest. Die Reaktion im Publikum auf diese Aussage liess keinen Zweifel, dass er damit einen guten Start in einen kurzweiligen Abend getroffen hatte. Neben einem gut aufgelegten Moderator gingen die Finalteilnehmenden optimal vorbereitet in ihre Präsentationen und trugen ihre Ideen professionell und überzeugend vor.

Das Wunsch-Schloss-Finale fand dieses Mal nach einem Jahr Pause wieder auf Schloss Thun statt. ©Sandra Blaser Photography
Das Wunsch-Schloss-Finale fand dieses Mal nach einem Jahr Pause wieder auf Schloss Thun statt. ©Sandra Blaser Photography

Insgesamt wurden 75 Ideen zum Wettbewerb eingereicht. Aus allen Einreichungen wählte eine Fachjury bestehend aus Vertretenden von Wirtschaft, Medien, Wissenschaft und Kultur die finalen Ideen ohne Kenntnisse zu den Köpfen dahinter aus.

Acht Männer und zwei Frauen im Finale

So präsentierten acht Männer und zwei Frauen ihre Ideen. Die Ausgangsüberlegung aller Ideen war: Wie können wir eine Schweiz gestalten, in der die Lebenserwartung steigt, aber gleichzeitig stagnierende Geburtenzahlen herrschen? Schliesslich hat jedes zweite Neugeborene eine 50-prozentige Chance, 105 Jahre oder älter zu werden.

So präsentierte Erich Wintsch, 71 Jahre, als ältester Finalteilnehmer im Feld seine Idee, die BVG-Rente als flexibles Serviceabonnement zu institutionalisieren. Demnach sollten Rentnerinnen und Rentner alle fünf Jahre neu entscheiden dürfen, ob sie eine Rente oder das Kapital beziehen. Sein Vorschlag würde möglichen geänderten Lebensumständen im Alter Rechnung tragen und sich so besser den Bedürfnissen der Beziehenden anpassen.

Dominic Eichenberger stellte sein Konzept für ein Lebensfürsorgekonto vor: Mit Hilfe einer digitalen Plattform könnten Lebensvorsorge und Fürsorge für die Umwelt Hand in Hand gehen, indem ein Prozentsatz des eingezahlten Geldes in nachhaltige Projekte fliesse. Einzahlungen auf das mit der AHV-Nummer gekoppelte Konto seien sogar von Geburt an möglich und könnten so die Einzahlungsdauer erhöhen.

Dominic Eichenberger stellte seinen Wunsch voller Enthusiasmus vor. ©Sandra Blaser Photography
Dominic Eichenberger stellte seinen Wunsch voller Enthusiasmus vor. ©Sandra Blaser Photography

Die Entscheidung über den Sieg durch das Publikum

Bevor der Sieger gekürt wurde, diskutierte der Politbeirat des Wunsch-Schlosses die Umsetzbarkeit der Finalideen auf der Bühne: Lars Guggisberg (Nationalrat SVP), Philipp Kutter (Nationalrat Die Mitte), Christa Markwalder (Nationalrätin FDP), Melanie Mettler (Nationalrätin GLP) und Regula Rytz (Nationalrätin Grüne). Sie verrieten dabei, welcher Wunsch sie jeweils am meisten überzeugt hatte und versprachen auch gleich, Tür und Tor für das favorisierte Projekt zu öffnen.

Der Polit-Beirat sprach über die Machbarkeit der vorgestellten Ideen und welche Möglichkeiten die Vertreterinnen und Vertreter für die Altersvorsorge sehen. ©Sandra Blaser Photography
Der Polit-Beirat sprach über die Machbarkeit der vorgestellten Ideen und welche Möglichkeiten die Vertreterinnen und Vertreter für die Altersvorsorge sehen. ©Sandra Blaser Photography

Die Entscheidung über die Wahl der Siegerin oder des Siegers hatte jedoch das Publikum: Es wählte Gian Brun. Seine Idee eines «Netto Null» für die Altersvorsorge überzeugte die Anwesenden und Zuschauenden des Live-Streams, die dieses Jahr erstmals mitvotieren durften. Ein erster Schritt seines Wunsches sieht eine Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung vor, die das Rentenalter jährlich um den Faktor 0.8 der zusätzlich gewonnenen Lebenserwartung erhöht. Zudem stellte er mit seiner Idee eine Anpassung des Umwandlungssatzes vor. Ein dritter Punkt seiner Idee: Anreize schaffen, damit Menschen länger arbeiten, weil sie wollen und nicht, weil sie müssen. Seine Idee wurde mit einem Reisegutschein über 4000 Franken und einem Treffen mit allen Generalsekretärinnen und Generalsekretären der grossen Parteien honoriert. 

Der Sieger Gian Brun (Mitte) erhielt den Siegerpreis von den «Wunsch-Schloss»-Initianten Andreas Gerber (links, Swiss Venture Club) und Jobst Wagner (rechts, Strategie Dialog 21). ©Sandra Blaser Photography
Der Sieger Gian Brun (Mitte) erhielt den Siegerpreis von den «Wunsch-Schloss»-Initianten Andreas Gerber (links, Swiss Venture Club) und Jobst Wagner (rechts, Strategie Dialog 21). ©Sandra Blaser Photography

Uni Bern als Knowledge-Partner des Ideen-Wettbewerbs

Initiiert wurde der Ideenwettbewerb vom «StrategieDialog21» und dem «Swiss Venture Club», die Universität Bern fungiert seit mehreren Jahren als Knowledge Partner. Die Veranstalter luden illustre Gäste aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft auf das Schloss Thun ein. Auch Rektor Christian Leumann war vor Ort, er unterstrich die Bedeutung des Themas: «Dass so viele Ideen wie nie zuvor bei einem Wunsch-Schloss eingereicht wurden, zeigt, dass das Thema Vorsorge uns alle angeht und über flexible Lösungen fürs Alter nachgedacht werden muss.»

Der Ideen-Wettbewerb wird auch nächstes Jahr wieder stattfinden. Ein Finaltermin steht ebenfalls schon fest: Mittwoch, 22.06.2022. Das Thema wird nächstes Jahr verkündet.

Wunsch-Schloss:

Das Ziel der Wunsch-Schloss-Initianten «StrategieDialog21» und «Swiss Venture Club» ist es, eine Brücke zwischen Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zu schlagen. Mit dem einzigartigen Ansatz verschafft das Wunsch-Schloss seit 2015 den Lösungen von engagierten Bürgerinnen und Bürgern politisches Gehör. Ideen werden zu Taten und Projekten mit nachhaltigem Impact auf unsere Gesellschaft und Wirtschaft.

Zur Autorin

Sylvia Löwe ist Social Media Managerin beim Online Marketing in der Abteilung Kommunikation & Marketing der Universität Bern.

Oben