Separatwelten führen zu Ausgrenzung
Zum einen geht es um kirchliche und theologische Strukturen, die Separatwelten hervorbringen und so sexualisierte Gewalt ermöglichen. Separatwelten zeichnen sich dadurch aus, dass sie von Eingeweihten als selbstverständlich angenommen werden, externen Personen aber fremd sind und bei ihnen sogar Ablehnung auslösen können. Partnerschaften und Familien, Institutionen, Unternehmen, Religionen und Kulturen zeigen sich als solche Separatwelten. Positiv gesagt erlauben sie Andersheit und Eigenart, negativ gewendet führen sie zu Ausgrenzung und starren Festlegungen. So gehört die Erzeugung überscharfer religiöser Kontraste, zum Beispiel zwischen Drinnen und Draussen, Amt und Person, Klerus und Laien, Körper und Seele, Wort und Wirklichkeit zu den Grundbedingungen sexualisierter Gewalt in kirchlichen Kontexten. Durch sprachliche und soziale Codes, durch Inszenierungen und Riten, durch ein bestimmtes Denken und daraus abgeleitetes Handeln werden teilweise toxische Separatwelten kreiert, die Personen von sich selbst entfremden.
Im Vergleich mit anderen sozialen Arrangements fällt die Wucht auf, mit der Separatwelten durch kirchliche Praxis entstehen können. Besonders deutlich wird dies, wenn Gegenwelten konzipiert und gelebt werden, die sich von der anderen, «der bösen Welt» so abgrenzen, als sei die umgebende Gesellschaft ein Übel.