Betreibt die Universität Bern genug Aufwand, um die Leute zu schützen?
Erich Zahnd: Sparen hat sicher keine Priorität in dieser Zeit der Pandemie. So hat die Uni beispielsweise nie Selbsttests oder Schnelltests an den Teststellen in Erwägung gezogen, sondern nur die zuverlässigeren PCR-Tests. Komplexe, aufwändige Softwarelösungen wurden eingesetzt, damit die Leute sich einfach mit ihrer Unicard zum Testen registrieren können. Meiner Meinung nach ist man diese Sorgfalt der Gesellschaft auch schuldig als Universität. Viel mehr Aufwand zu leisten wäre schwierig, dieser muss ja auch noch zu handhaben sein.
Simone Ita: Genau, der Fokus der Uni liegt auf der Gesundheit. Natürlich ist es auch wichtig, dass die Lehre relativ reibungslos läuft. Bei einer Kontrolle von jedem einzelnen Zertifikat vor einer Lehrveranstaltung mit vielen Studierenden würde es beispielsweise lange Wartezeiten geben. Würden die Kontrolleurinnen und Kontrolleure während den Vorlesungen auftauchen, würde die Lehre gestört und die Studierenden abgelenkt. Aus diesem Grund gibt es Stichprobenkontrollen.
Die Universität Bern hat drei Teststationen eröffnet. Wie rege werden die Testangebote genutzt?
Simone Ita: Die werden genutzt. Da die Auslastung jedoch nicht bei hundert Prozent ist, haben wir gemeinsam mit der Sicherheitsfirma VüCH ein effizientes System entwickelt. An Tagen mit weniger Testanmeldungen bilden die Sicherheitspersonen von den Teststellen Teams und machen zusätzliche Zertifikatkontrollrundgänge.
Laufen die Kontrollen friedlich ab?
Simone Ita: Die Kontrollen werden sehr positiv aufgenommen, die Reaktionen darauf sind gut. Nicht nur die Studierenden schätzen die Kontrollen, auch die Mitarbeitenden sind froh darum. So beispielsweise die Mitarbeitenden der Bibliothek, die sich freuen, dass die Lernplätze in den Kontrollplan aufgenommen wurden.
Von September bis November wurden täglich zwischen ein und zwei Prozent der Universitätsangehörigen kontrolliert. Seither wurde die Zahl auf bis zu fünf Prozent erhöht. Dazu gibt es also Kontrollpläne?
Simone Ita: Es gibt einen Plan, der zur Unterstützung dient. Die Kontrollierenden wissen, wo und wann Vorlesungen stattfinden und orientieren sich daran, wo sich viele Studierende aufhalten. Es würde keinen Sinn machen, wenn sie in einem beinahe leeren Gebäude patrouillieren, nur weil der Plan es sagt. Der Plan sorgt dafür, dass keine Liegenschaft vergessen geht und die Präsenz überall wahrgenommen wird. Es soll keine Regelmässigkeit geben, denn dann könnten Orte mit Zertifikatskontrolle gezielt gemieden werden.
Wo finden die Stichproben-Kontrollen statt?
Simone Ita: Zum Beispiel am Eingang von Lehrveranstaltungen. Manchmal werden dann mehr als die vorgegebenen zwei bis fünf Prozent kontrolliert, da es oft so ist, dass die Studierenden ihr Zertifikat und den Ausweis automatisch hervornehmen, wenn sie die Kontrolle bemerken. Die Mensen und Aufenthaltsräume werden auch kontrolliert. Dort gibt es Studierende, die eigenes Essen mitbringen und dementsprechend nicht an der Kasse dem Mensapersonal ihr Zertifikat zeigen müssen. Ansonsten wird auch überprüft, dass die Leute im Innenbereich eine Maske tragen.
Was geschieht, wenn eine Person an der Universität kontrolliert wird und kein Zertifikat vorweisen kann?
Erich Zahnd: Die Personalien werden aufgenommen und dann kommt der Fall zur Fachstelle Risikomanagement. Dieses ermahnt die betroffene Person schriftlich hinsichtlich der Zertifikatspflicht. Beim zweiten Vergehen kommt der Fall zum Generalsekretariat und zum Rechtsdienst. Weitere Schritte werden dann eingeleitet, wobei jeder Fall individuell betrachtet wird. In Extremfällen kann eine mehrfache, absichtliche Missachtung der Zertifikatspflicht für Mitarbeitende zur Entlassung und für Studierende zur Exmatrikulation führen.
Simone Ita: Unserer Erfahrung nach reagieren die Leute auch mit Verständnis, wenn sie wegen einem fehlenden Zertifikat von der Lehrveranstaltung weggewiesen werden, und verlassen den Ort ohne Widerstand.
Erich Zahnd: Bei uns können die Studierenden im Testcenter den kostenlosen Spucktest machen, welcher viel angenehmer ist als der Nasen-Rachen Test. Dies führt sicher zu einer tieferen Hemmschwelle, sich testen zu lassen und dann ein Zertifikat zu erhalten.
In den Gebäuden und Lehrveranstaltungen gilt Maskenpflicht. Wieso ist die Zertifikatspflicht trotzdem wichtig für die Universität Bern?
Erich Zahnd: Mit der Zertifikatspflicht können die Hörsäle komplett gefüllt werden. Ohne Zertifikatspflicht dürften sie nur zu zwei Dritteln der Kapazität belegt werden. Das funktioniert an einer Uni mit unserem Wachstum nicht. Eine Lehre in Präsenz wäre ohne Zertifikatspflicht nicht möglich. In öffentlich zugänglichen Innenräumen gilt nach wie vor Maskenpflicht als zusätzliche Sicherheitsmassnahme. Die Vorlesungen können so im ordentlichen Rahmen stattfinden und niemand wird aussen vor gelassen. Testen ist ja gratis bei uns.