Herr Weber, der Prototyp für den «ArgonCube»-Neutrinodetektor ist am Fermilab angekommen. Ein Meilenstein?
Ja, es ist ein Meilenstein. Zwar ist das, was gerade in den USA angekommen ist, noch nicht der ganze Prototyp, sondern erst der Kryostat, der grosse «Eimer», der später die vier eigentlichen Detektor-Module umgibt und sie kühlt. Dennoch ist es die erste grössere Detektor-Komponente, die nun am Fermilab angekommen ist. Die Module werden hier in Bern noch fertig gestellt und dann nach und nach ebenfalls ans Fermilab geschickt. Eines davon geht bereits Ende August auf die Reise, die weiteren folgen. Das Ziel ist, dass der gesamte Prototyp bis Ende 2022 am Fermilab fertig aufgebaut ist und getestet werden kann.
Was wird genau getestet?
Anstatt von einem einzelnen grossen Detektor gibt es bei unserem ArgonCube mehrere kleinere Detektor-Module, die nebeneinandergereiht sind. Wir gehen davon aus, dass diese Technologie und das Design funktionieren, es muss einfach noch bewiesen werden. Mit dem Prototyp möchten wir zeigen, dass das modulare System funktioniert. Wir möchten zeigen, dass es möglich ist, mit mehreren Detektor-Modulen nebeneinander Neutrino-Wechselwirkungen zu rekonstruieren, so wie wir uns das vorstellen. Beim ArgonCube wird eine neuartige Technologie eingesetzt, die hier von unserer Gruppe in Bern konzipiert und entwickelt wurde. Den Prototyp am Fermliab zu testen, ist optimal, da es dort bereits einen Neutrino-Strahl gibt und auch der endgültige «near detector» wird am Fermilab sein wird.
Wie unterscheidet sich der Prototyp vom finalen Detektor?
Im Prototyp gibt es vier Module, die in einem 2x2-Schema angeordnet sind. Deshalb heisst der Prototyp auch «ArgonCube 2x2». Diese Anordnung ist die kleinstmögliche, um den modularen Aufbau zu testen. Beim Detektor, der dann für das richtige Experiment gebaut wird, gibt es aber eine 5x7-Anordnung sein mit 35 Modulen. Zudem wird dann alles etwas grösser sein. Die Prototyp-Module messen 70x70x100cm, die richtigen später dann 1x1x3m. Wir werden auch noch ein solches «full size» Modul als Prototyp bauen. Unser Ziel ist es, dass Ende 2023 das finale Design des Detektors abgesegnet ist, damit dann der Bau beginnen kann.
Es ist wahrscheinlich kein Kinderspiel so einen grossen «Eimer» in die USA zu verschicken. Wie geht man da vor?
Man ruft einfach die Transportfirma an und lässt ihn abholen, verpacken und liefern (lacht). Der grosse Eimer – er misst rund 2x2x3 Meter – wurde Mitte Juni mit dem Lastwagen abgeholt und dann noch in der Schweiz in eine riesige Holzkiste gepackt. Danach reiste er weiter nach Belgien in den Hafen von Zeerbrugge. Ab dort ging es per Schiff weiter via Southampton über den Atlantik nach Baltimore. Ende Juli kam er dann schliesslich am Fermilab in der Nähe von Chicago an, 6 Wochen nach der Abholung in Bern.
Sie haben wahrscheinlich keine Tracking-Nummer erhalten wie bei einem Paket, das mit der Post verschickt wird, oder?
Nein, das nicht, aber ich habe den Transport natürlich schon mitverfolgt. Wir kannten zum Beispiel den Namen des Schiffs: MS Titania. So konnten wir unser Paket verfolgen. Wir sind froh, dass es nun heil angekommen ist.