Forschung und Innovation kennen keine Grenzen

Die internationale Zusammenarbeit sei für die Universität Bern von grösster Bedeutung, betonte Rektor Christian Leumann beim Besuch einer hochrangigen deutschen Delegation am 1. September im Rahmen einer Informationsreise auf Einladung von Präsenz Schweiz. Die Universität Bern zeigte dabei an einigen aktuellen Beispielen, dass heutige Spitzenforschung nur gemeinsam möglich ist.

Rektor Christian Leumann stellte die Universität Bern vor. Wegen den Schutzbestimmungen rund um das Coronavirus waren die Gäste gebeten, Abstand zu wahren und Masken zu tragen. Alle Bilder: © Universität Bern, Bilder: Vera Knöpfel
Rektor Christian Leumann stellte die Universität Bern vor. Wegen den Schutzbestimmungen rund um das Coronavirus waren die Gäste gebeten, Abstand zu wahren und Masken zu tragen. Alle Bilder: © Universität Bern, Bilder: Vera Knöpfel

Die Schweiz habe schon immer einen sehr hohen Anteil an ausländischen Forschenden gehabt, so Christian Leumann. Dies sei ein wichtiger Teil des Erfolgs des hiesigen Forschungsplatzes. Er machte zudem deutlich, dass die Assoziierung der Schweiz an «Horizon Europe» zentral ist für die stark international ausgerichtete Forschung im Land und an der Universität Bern. Wie attraktiv die Schweiz auch weiterhin für Forschende und Studierende bleibe, hänge auch stark vom zukünftigen Verhältnis der Schweiz zur EU ab.
«Aus diesem Grund ist eine Mitgliedschaft bei The Guild – dem Zusammenschluss forschungsintensiver Universitäten innerhalb von Europa – umso wichtiger und wertvoller», zeigte sich Leumann überzeugt, auch wenn dies eine Assoziierung an ein Forschungsabkommen keinesfalls ersetze.

Erfolge bei internationalen Grossprojekten

Welche Erfolge man gemeinsam erreichen kann, zeigte Willy Benz, Professor für Astrophysik, am Beispiel des Weltraumteleskop CHEOPS. Dieses hat am 18. Dezember letzten Jahres seine Reise ins Weltall angetreten und soll Exoplaneten beobachten, also Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems.

Willy Benz ist der Hauptverantwortliche des CHEOPS-Konsortiums
Willy Benz ist der Hauptverantwortliche des CHEOPS-Konsortiums

«Unter der Leitung der Universität Bern und der Europäischen Weltraumorganisation ESA war ein Konsortium mit mehr als hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Ingenieurinnen und Ingenieuren aus elf europäischen Nationen während fünf Jahren am Bau des Satelliten beteiligt», erklärte Benz. Das wichtigste für solche internationale Projekte sei, dass Expertise und Finanzierung über lange Zeit stabil bleiben – nur so könnten solch komplexe Projekte erfolgreich umgesetzt werden.

Von Eiswürfeln und Schütteltischen

Von der Exzellenz der Forschungs- und Innovationskraft an der Universität Bern konnten sich die Gäste aus dem deutschen Bundestag, den Bundesländern sowie deutscher Hochschulen bei einem Rundgang im Gebäude der Exakten Wissenschaften überzeugen.

Lars Mächler in einem der Klimaforschungslaboren an der Uni Bern
Lars Mächler in einem der Klimaforschungslaboren an der Uni Bern

Bei Klimaforscher Lars Mächler konnten die Anwesenden Eiswürfel, die mehrere Hunderttausende Jahre alt sind und in denen die Treibhausgase der damaligen Atmosphäre eingeschlossen sind, in die Hand nehmen.

Im Grosslabor für Weltraumforschung erklärte Daniele Piazza den Gästen unter anderem den Schütteltisch: Sämtliche Weltrauminstrumente werden hier daraufhin getestet, ob sie einen Raketenstart überstehen werden.

Im Hintergrund der Schütteltisch, auf dem die Weltrauminstrumente platziert werden.
Im Hintergrund der Schütteltisch, auf dem die Weltrauminstrumente platziert werden.

Im sogenannten MEFISTO Labor erklärte André Galli, wie Instrumente für ihren Einsatz im Weltraum geeicht werden.

André Galli und Gäste im MEFISTO-Labor
André Galli und Gäste im MEFISTO-Labor

In der Anlage werden Teilchen beschleunigt, um die Situation im Weltraum nachzustellen. Weltraumorganisationen aus der ganzen Welt kommen nach Bern, um ihre Weltrauminstrumente zu kalibrieren, denn es ist die einzige Anlage, die diese Teilchenart erzeugen kann.

In der Wandelhalle zeigt der Direktor des physikalischen Instituts Nicolas Thomas Bilder der Berner Mars-Kamera CaSSIS, die unter seiner Leitung an der Universität Bern gebaut und entwickelt worden ist.

Auch Nicolas Thomas betonte die Wichtigkeit der internationalen Kollaborationen und der Zusammenarbeit mit der Industrie im Bereich der Weltraumforschung.
Auch Nicolas Thomas betonte die Wichtigkeit der internationalen Kollaborationen und der Zusammenarbeit mit der Industrie im Bereich der Weltraumforschung.

Alle diese Projekte sind zwingend angewiesen auf gute internationale Zusammenarbeit und den Wissensaustauch über Grenzen hinweg. Oder wie es Hubertus Fischer, Professor für Klima- und Umweltphysik, der mit seiner Forschungsgruppe im Projekt «Beyond EPICA – Oldest Ice» in der Antarktis nach 1.5 Millionen Jahre altem Eis bohren wird, um anhand der darin eingeschlossenen Luft relevante Informationen zum Klimawandel zu erhalten, etwas zugespitzt formulierte: «Für die Schweiz käme es einer Katastrophe gleich, wenn sie bei solchen paneuropäischen Projekten nicht mehr dabei sein könnte.»

Der finanzielle und logistische Aufwand für Eisbohrungen in der Antarktis kann nur in internationaler Zusammenarbeit geschultert werden, so Hubertus Fischer.
Der finanzielle und logistische Aufwand für Eisbohrungen in der Antarktis kann nur in internationaler Zusammenarbeit geschultert werden, so Hubertus Fischer.

Zu den Autorinnen

Brigit Bucher arbeitet als Leiterin Media Relations und ist Themenverantwortliche «Space» in der Abteilung Kommunikation & Marketing an der Universität Bern. Nicola von Greyerz arbeitet als Verantwortliche für gesamtuniversitäre Anlässe in der Abteilung Kommunikation & Marketing an der Universität Bern.

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