Beim Bier den Griff nach den Sternen wagen

Astronomie aus dem Zapfhahn – geht das? Ja, am Dienstag, 18. Februar 2020 fand in Bern die Science Slam Veranstaltung «Astronomy on Tap» statt. In ungezwungener Atmosphäre erfuhr das Publikum alles über Moleküle im Weltall und versteckte Knöpfe der Apollo Missionen. Daniel Angerhausen ist der Mann, der den Science-Slam aus Amerika nach Bern gebracht hat. «uniaktuell» hat ihn getroffen und dabei erfahren, warum sich ein Besuch im Kulturlokal ONO lohnt.

Von Brigit Bucher 18. Februar 2020

Zum neunten Mal fans am Dienstag, 18. Februar 2020 im Kulturlokal ONO an der Kramgasse 6 in Bern der Science Slam «Astronomy on Tap», kurz AoT, statt. Daniel Angerhausen, Astrobiologe und Fellow vom Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern, erzählt: «Ich selbst war zum ersten Mal im Jahr 2015 an einem AoT in Washington, DC. Ich war sofort infiziert – ungezwungen und unterhaltsam über meine Forschung reden – das gefiel mir schon immer. Und dann das Ganze auch noch in einer Kneipe vor coolem Publikum. Genau mein Ding.»

Der Astrobiologe Dr. Daniel Angerhausen ist Fellow vom Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern. Bild: zvg
Der Astrobiologe Dr. Daniel Angerhausen ist Fellow vom Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern. Bild: zvg

Das Universum zum Greifen nah

Eine typische «Astronomy on Tap»-Veranstaltung besteht aus drei bis vier Vorträgen in Englischer Sprache von Forschenden, meist aus den Fachgebieten Astronomie, Astrophysik und Astrobiologie. Nach jedem dieser ungefähr 15-minütigen Vorträge kann das Publikum spezifische Fragen stellen zu den Präsentationen oder zu astronomischen Themen ganz allgemein. «Wer eine Frage stellt, erhält einen der begehrten Astronomy on Tap Bern Aufkleber», so Angerhausen. «We space scientists love stickers», fügt er schmunzelnd an.

Impressionen von vergangenen AoT-Veranstaltungen. Bilder: zvg

Kleine Geschenke wie Pins oder Poster von Organisationen wie PlanetS, NASA, ESA oder ESO winken den Gewinnerinnen und Gewinnern des Quiz, das an keiner AoT-Veranstaltung fehlen darf. Bei einem Umtrunk an der Bar bieten sich im Anschluss an jedes AoT, mit den Forschenden ins Gespräch zu kommen und Antworten zu erhalten auf alle möglichen Fragen zum Universum. «Wir vermitteln wissenschaftliche Themen für ein Laienpublikum und beweisen an jedem AoT, dass Wissenschaft faszinieren und Spass machen kann», so Angerhausen.

Engagierter Tausendsassa

Daniel Angerhausen war während der letzten drei Jahre Fellow am Center for Space and Habitability an der Uni Bern. Davor war er für zwei Jahre bei der NASA als Postdoc. «Ursprünglich habe ich mich in Bern beworben, um vielleicht bei der NASA ein besseres Angebot auszuhandeln. Dann war das Angebot aus Bern so gut, dass ich nicht Nein sagen wollte», erzählt er lachend.

Daniel Angerhausen «in action». © Karo Krämer
Daniel Angerhausen «in action». © Karo Krämer

«Ich habe mich während meiner Zeit in Bern extrem vernetzen können, konnte mich in neue Themen wie Machine Learning oder Artificial Intelligence einarbeiten und habe Kollegen und Kolleginnen weltweit persönlich besucht.» So hatte Angerhausen eine Fellowship bei Google und hat am Frontier Development Lab FDL der NASA in Kalifornien an AI Applikationen für den Weltraum gearbeitet. Nach dem Auslaufen seiner Fellowship am CSH verlässt Angerhausen nun die Uni Bern für eine Anstellung an der ETH, um seinem Fernziel als Astrobiologe einen Schritt näher zu kommen: «Ich werde unter anderem in einem Projekt arbeiten, bei dem es um eine Mission mit einem Superteleskop geht: mehrere Weltraumteleskope, die in Formation fliegen, sollen uns dereinst helfen, Leben im All zu finden. Der Name der Mission ist LIFE – Large Interferometer For Exoplanets. Wissenschaftler mögen gute Akronyme.»

Ganz untreu wird Angerhausen Bern aber nicht: der Tausendsassa hat seine eigene Firma «Explainables» gegründet und unterrichtet weiterhin im Rahmen des «Transferable Skills»-Programms der Uni Bern Kurse für junge Forschende in den Bereichen Kommunikation, Verfassen von Forschungsanträgen und wie man sich als junge Forscherin oder Forscher am besten präsentiert.

«Es freut mich, dass AoT weitergeführt wird in Bern», so Angerhausen zum Schluss. «Mein Nachfolger Brett Morris steht in den Startlöchern und wird heute Abend im ONO anwesend sein und das Quiz präsentieren».  

«Astronomy on Tap»

«Astronomy on Tap» ist ein weltweites Netzwerk von Science-Slam-Veranstaltungen, bei denen Forschende – zumeist aus dem Gebiet der Weltraumforschung – in lokalen Bars informelle Vorträge zu einer Vielzahl von wissenschaftlichen Themen halten, gefolgt von Diskussionen und Interaktionen mit dem Publikum.

«Astronomy on Tap» wurde 2014 in New York City gegründet und ist inzwischen fast auf der ganzen Welt zu finden. Daniel Angerhausen vom Center for Space and Habitability (CSH) brachte die Veranstaltungsreihe mit der Hilfe eines Grants der Mittelbauvereinigung der Universität Bern auch in die Schweiz. Inzwischen finden auch in Lausanne regelmässig AoT-Veranstaltungen statt.

Heutige Veranstaltung


Dienstag, 18.02.2020, 20 Uhr

ONO Das Kulturlokal, Kramgasse 6, 3011 Bern

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Vorträge:

  • Guido Schwarz: Moon stories: Of hidden switches, unknown landscapes and lunar poop
  • Brett McGuire: Mirror Symmetry in Life and in Space
  • Quiz (moderiert von Brett Morris) und Musik von Stefan Jansen.

Zur Autorin

Brigit Bucher arbeitet als Leiterin Media Relations und ist Themenverantwortliche «Space» in der Abteilung Kommunikation & Marketing an der Universität Bern.

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