In dem poetisch-philosophischen Bild des «Engels der Geschichte» verdichtet sich vielleicht all das, was Benjamin auf der Suche nach einem Lebensthema in Kants Geschichtsphilosophie nicht berücksichtigt sah, aber politisch vergegenwärtigen wollte:
«Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt […] Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet […] Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt […] Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.» (Walter Benjamin, «Über den Begriff der Geschichte», 1940, These IX).