Entwicklungsprofis aus über 70 Nationen treffen sich in Bern

Das weltweit führende Weiterbildungsprogramm für Evaluationen in der Entwicklungsarbeit IPDET fand zum zweiten Mal an der Universität Bern statt. Für drei Wochen kamen rund 250 Evaluationsfachleute aus der ganzen Welt unter dem Dach des Zentrums für universitäre Weiterbildung ZUW zusammen. Hlali Kemedi Kgaphola aus Südafrika ist eine davon. «uniaktuell» hat die junge Ökonomin zum Gespräch getroffen.

Interview: Claudia Kaufmann 16. August 2019

Warum haben Sie an IPDET teilgenommen? Was waren Ihre Erwartungen?
Ich wollte mein Fachwissen vertiefen und neue, zusätzliche Methoden und Hilfsmittel der Evaluation kennenlernen. Ich weiss nicht, wohin mich mein Berufsweg in den nächsten 10 Jahren führen wird. Deshalb möchte ich mir ein umfassendes Evaluations-Knowhow aneignen, sowohl aus Auftraggeber- wie aus Auftragnehmersicht. Zu meinen Aufgaben gehört aber auch, auf lokaler Ebene Evaluatorinnen und Evaluatoren zu befähigen; und das Rüstzeug dafür wollte ich erweitern. IPDET hat all diese Erwartungen erfüllt: Ich werde mit neuen Kenntnissen und Ideen nach Hause zurückkehren und diese weitergeben und mit Kolleginnen und Kollegen teilen. Das ist toll. Ich bin sehr dankbar, dass es Stipendien gibt, die diese Erfahrung ermöglichen.

Hlali Kemedi Kgaphola aus Südafrika kennt beide Seiten, was die Evaluationen von Projekten der Entwicklungszusammenarbeit betrifft. © Universität Bern (ZUW) / Claudio de Capitani

Was sind Ihre wichtigsten Einsichten?
Ich habe neue Einsichten in die Evaluationstätigkeit und einen fokussierteren Blick auf die Ziele gewonnen, die wir damit erreichen wollen – als Auftraggeberin wie als Evaluatorin. Die für mich wichtigsten Erkenntnisse sind, wie bedeutsam theoretische Grundlagen für den praktischen Evaluationsprozess sind und wie sich klare Arbeitshypothesen für Monitoring- und Evaluationsmassnahmen formulieren lassen.

Sie treffen hier Evaluationsfachleute aus über 70 Nationen. Wie erleben Sie diese internationale «IPDET Community»?
Das ist etwas, was ich besonders an IPDET schätze: die konstruktive Lernumgebung mit vielen Möglichkeiten zum Networking und zum gegenseitigen Austausch durch das ganze Programm hinweg. Ich lerne Fachleute aus aller Welt an einem Ort kennen, kann mit ihnen Ideen diskutieren und von ihren Erfahrungen aus ihren Ländern lernen. Wir nehmen nicht nur Wissen, sondern eine Menge neuer Kontakte mit nach Hause. Genau dies macht die IPDET Community aus: Menschen, die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in Evaluation vertiefen, die sich vernetzen und gegenseitig in Evaluationsfragen unterstützen. IPDET ist gewissermassen ein offener Raum für mich, in dem ich eine Frage platzieren und zehn unterschiedliche Betrachtungsweisen aus zehn unterschiedlichen Ländern einholen kann.

Sie sind zum ersten Mal in der Schweiz. Was für Vorstellungen hatten Sie von Bern? Hat Sie etwas besonders überrascht?
Ich habe mir vorher gar nicht so viele Vorstellungen gemacht, sondern war einfach offen für alles. Bern ist kleiner, als ich dachte. Die überlieferte, alte Architektur ist wunderschön; ich könnte mir sogar vorstellen, mein Studium hier fortzuführen. Die Kultur hier hat mich fasziniert, auch die sozialen Aspekte, zum Beispiel das gemeinschaftliche Baden in der Aare. Dieses «Socializing» in der Aare ist wirklich einzigartig. Ich habe gemerkt, dass euch hier sehr viel am Brot liegt, und ich freue mich darauf, andere typische Schweizer Speisen und natürlich euren Käse auszuprobieren.

Wie werden Sie Bern zu Hause beschreiben?
Als schön, friedlich und sauber. Als wir kürzlich an der Aare entlang gingen, sah ich eine Frau, die eine Flasche, die andere weggeworfen hatten, aufhob und in die Mülltonne steckte. Das ist für mich nicht alltäglich und eine ungewöhnlich schöne Geste.

IPDET (International Program for Development Evaluation Training)

IPDET wurde 2001 von der Weltbank gegründet. Seit 2018 wird es gemeinsam vom Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW der Universität Bern, dem Center for Evaluation CEval der Universität Saarland und der Independent Evaluation Group IEG der Weltbank durchgeführt. IPDET stellt Managerinnen und Managern, Praktikerinnen und Praktikern die Werkzeuge zur Verfügung, um Entwicklungsstrategien, -programme und -projekte auf lokaler, nationaler, regionaler und globaler Ebene zu evaluieren. Das Weiterbildungsangebot richtet sich an Entwicklungsprofis, die Evaluationen durchführen, in Auftrag geben, managen oder nutzen. Die Teilnehmenden kommen aus Ministerien oder Behörden in Entwicklungsländern, Entwicklungsbanken, dem Non-Profit- und Stiftungssektor, dem System der Vereinten Nationen sowie aus bilateralen Entwicklungsagenturen, Universitäten, Think Tanks und auf Entwicklungsevaluierung spezialisierten Beratungsunternehmen des Privatsektors.

Evaluation an der Uni Bern

Als einzige Schweizer Hochschule bietet die Universität Bern am Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW seit 16 Jahren ein umfassendes Weiterbildungsangebot in Evaluation an. 2002 startete hier die erste wissenschaftliche Weiterbildung der Schweiz in Evaluation, seither wurde das Angebot laufend weiterentwickelt. Aktuell bietet das Weiterbildungsprogramm einen CAS-, DAS- und MAS-Studiengang an, die aufeinander aufbauen und deren Module auch einzeln besucht werden können, sowie das IPDET-Programm im Sommer. Nebst der Lehre ist der Bereich Evaluation am ZUW auch in der Forschung engagiert und bietet für Dritte Dienstleistungen wie die Durchführung von oder Beratung zu Evaluationen an.

Weiterbildung der Universität Bern

Die Weiterbildung ist zu einem wichtigen Bereich innerhalb der Universität Bern gewachsen: Sie umfasst heute über 100 Weiterbildungsstudiengänge (CAS, DAS, MAS) sowie eine Vielzahl an Einzelkursen aus nahezu allen Fachbereichen. Zugleich leistet die Weiterbildung wichtige Beiträge an die Entwicklung und den Erfolg der Universität als Ganzes: Sie fungiert als Vorreiterin für Interdisziplinarität, dient als «Labor» für neue Lehr- und Lernformen, fördert den Wissenstransfer aus der Wissenschaft in die Praxis und bringt umgekehrt Impulse aus der Berufswelt in die Wissenschaft. Sie bildet eine wertvolle Brücke zur Gesellschaft und pflegt ein breites Netzwerk zu Organisationen und Unternehmen.

Zur Autorin

Claudia Kaufmann ist Kommunikationsbeauftragte des Zentrums für universitäre Weiterbildung ZUW der Universität Bern.

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