Die Uni Bern reist an der BEA durchs Weltall

Was kommt aus Bern und war auf dem Mond? Natürlich: das Sonnenwindsegel der Universität Bern! Wer das Segel jetzt noch nicht kennt, wird es bald kennenlernen. Diesen Sommer feiert die Uni Bern 50 Jahre Mondlandung – und mittendrin das Berner Experiment, das 1969 mit Apollo 11 zum Mond flog. Als Auftakt der Feierlichkeiten ist die Universität Bern aktuell zu Gast an der BEA.

Von Levyn Bürki 02. Mai 2019

Als vor 50 Jahren am 21. Juli 1969 Buzz Aldrin als zweiter Mann aus der Mondlandefähre stieg, entrollte er als erstes – nein, nicht die amerikanische Flagge, sondern das Sonnenwindsegel der Universität Bern. Das Segel war ein erster grosser Höhepunkt der Berner Weltraumforschung, und als einziges nicht-amerikanisches Experiment an Bord der Apollo 11.

Diese fantastische Geschichte wird man sich diesen Sommer in Bern noch oft erzählen. Schliesslich markiert sie den Anfang der 50-jährigen Erfolgsgeschichte der Berner Weltraumforschung. Die Universität Bern nimmt das Jubiläum zum Anlass, gemeinsam mit der Bevölkerung zu feiern. Unter dem Motto «Bern im All», erwartet uns ein Berner Sommer ganz im Zeichen des Mondes.

«Besuchen Sie uns in Halle 3.2» – der Mond leuchtet den Besucherinnen und Besuchern der BEA bereits am Eingang hell entgegen. Alle Bilder: © Universität Bern / Ramon Lehmann
«Besuchen Sie uns in Halle 3.2» – der Mond leuchtet den Besucherinnen und Besuchern der BEA bereits am Eingang hell entgegen. Alle Bilder: © Universität Bern / Ramon Lehmann

An der BEA holt die Uni den Besuchenden wortwörtlich die Sterne vom Himmel

Als Auftakt des grossen Wissenschaftsfests ist die Universität Bern diese Woche als Sondershow zu Gast an der BEA und nimmt das Publikum mit auf eine Reise durchs All – und durch 50 Jahre Berner Weltraumforschung. Der grosse Messestand ist bis zur Decke in schwarzes Tuch gehüllt. Hoch oben leuchtet verheissungsvoll ein kreisrunder Vollmond. Er wirkt gross und nah, und gleichzeitig weckt er die Sehnsucht nach der Ferne und den Weiten des Weltalls.

Hoch oben leuchtet der Vollmond und weckt die Sehnsucht nach den Weiten des Weltalls.
Hoch oben leuchtet der Vollmond und weckt die Sehnsucht nach den Weiten des Weltalls.

Der Weg ins All ist allerdings nicht unbeschwerlich. Ob sie das Zeug zur Astronautin oder zum Astronauten haben, können Besuchende gleich am eigenen Körper herausfinden. Im Multi-Axis Trainer des Verkehrshauses der Schweiz geraten sie, wie in einer richtigen Raumkapsel, ins Trudeln und hängen, zum Amüsement des Publikums, bald kopfüber in ihren Sitzen. Ein Spektakel, bei dem einem nur schon beim Zuschauen schwindlig wird.

Hier wird einem schon nur beim Zuschauen schwindlig – mutige Kinder im Weltraum-Trainer.
Hier wird einem schon nur beim Zuschauen schwindlig – mutige Kinder im Weltraum-Trainer.

Im Planetarium ins Weltall reisen

Wer das Weltall lieber von der sicheren Erde aus geniesst, kann sich im grossen Planetarium zurücklehnen und sich in einer von sechs kommentierten Vorführungen in ferne Galaxien entführen lassen. Mit grosser Leidenschaft erzählen Urs Scheifele und Matthias Hofer, die beiden Erbauer und Betreiber des Planetariums Zürich, von den Geheimnissen und Wundern des Weltalls. Wunder der Technik verbergen sich auch hinter der Leinwand: hier werkelt eine ausgeklügelte Mechanik aus Spiegeln, Schlitten und analogen sowie digitalen Projektoren – ein professionelles Planetarium Marke Eigenbau mit über 20-jähriger Geschichte. An der BEA reisen hier jeden Tag mehrere Hundert Besuchende in die Weiten des Weltalls – und stets sicher wieder zurück zur Erde. Mit an Bord sind auch zahlreiche Schulklassen: Rund 1600 Schulkinder besuchen bis Freitag die Spezialvorführungen am Messeauftritt der Universität Bern.

In der Planetariums-Show «Ein neues Weltbild» erfahren die Schülerinnen und Schüler, wie Galileo Galilei vor 400 Jahren das Zeitalter der modernen Astronomie einläutete.

Begeisterung für die Astronomie spürt man auch bei den jungen Forschenden der Universität Bern, welche jeweils über Mittag von ihrer Forschung erzählen und dem interessierten Publikum faszinierende Einblicke in die Welt der Eismonde, Weltraumteleskope und Exoplaneten bieten. Am Mittwoch erzählte Astrophysiker Remo Burn vom Planetensystem namens «Trappist-1». Der Doktorand am Physikalischen Institut der Universität Bern kennt auch zahlreiche Anekdoten und erklärt, wieso das winzige Planetensystem nach einem belgischen Bier benannt ist.

Der Berner Astrophysiker Remo Burn in seinem Element. Bild: Sandro Burn
Der Berner Astrophysiker Remo Burn in seinem Element. Bild: Sandro Burn

Zwar kein belgisches Trappistenbier, dafür appenzeller Mondbier gibt es im Space Café zu bestellen. Wer schon immer wissen wollte, wie Astronautennahrung schmeckt, findet hier eine Karte voller fantasiereicher Weltraum-Snacks und Mond-Drinks.

640 Quadratmeter gross ist die Sondershow der Universität Bern an der BEA.
640 Quadratmeter gross ist die Sondershow der Universität Bern an der BEA.

«Was denkst du, gibt es im Weltall alles zu entdecken?»

Humor und eine blühende Fantasie gehören in der Weltraumforschung fest mit dazu. Denn ohne verrückte Ideen und eine grosse Portion Vorstellungskraft wäre mit Sicherheit noch keine Rakete ins All geflogen und auch die Sonne kreiste in unserer Vorstellung wohl noch immer um die Erde. Begeisterung und Forschergeist werden bereits in früher Kindheit gepflanzt und beruhen auf der natürlichen Neugierde des Menschen. Peter Wurz, Leiter der Abteilung für Weltraumphysik an der Universität Bern, bringt es auf den Punkt: «Im Grunde sind Forschende noch so neugierig wie Kinder. Grossgewordene Kinder, die nie aufgehört haben, Fragen nach dem Warum zu stellen.» Die unerschöpfliche Fantasie der Kinder wird einem an der BEA eindrücklich vor Augen geführt: mit schillernden Farben malen junge und alte Sterngucker und Kosmonautinnen, was ihnen zum Weltraum in den Sinn kommt. Damit bevölkern sie auf berührende Weise die Leere des schwarzen Alls.

Mondbären, Einhorn-Planeten und allerlei Raketen – die grosse Zeichenwand an der BEA ist eine Augenweide und regt an zum Träumen.
Mondbären, Einhorn-Planeten und allerlei Raketen – die grosse Zeichenwand an der BEA ist eine Augenweide und regt an zum Träumen.

Die Berner Beteiligung an der Mondlandung gewürdigt haben auch Swissmint und die Schweizerische Post, je mit einer Sondermünze beziehungsweise einer Sonderbriefmarke. Diese wurden am Mittwoch feierlich der Öffentlichkeit präsentiert.

Nicola von Greyerz (Projektleiterin «Bern im All», Universität Bern), Christoph Tanner (Leiter Verkauf und Marketing, Eidgenössisches Finanzdepartement EFD, Eidgenössische Münzstatte Swissmint) und Bernhard Kallen (Leiter Produktmanagement, POST CH AG).
Nicola von Greyerz (Projektleiterin «Bern im All», Universität Bern), Christoph Tanner (Leiter Verkauf und Marketing, Eidgenössisches Finanzdepartement EFD, Eidgenössische Münzstatte Swissmint) und Bernhard Kallen (Leiter Produktmanagement, POST CH AG).

Bis Ende Woche kann die Sondershow an der BEA noch besucht werden. Danach geht es schon bald weiter mit zahlreichen aufregenden Höhepunkten in der ganzen Stadt Bern, unter anderem Ende Juni auf dem Bundesplatz.

Die Universität Bern zu Gast an der BEA

Durch die Milchstrasse, Galaxien und Sternennebel: Die Universität Bern nimmt das Publikum an der BEA vom 26. April bis 5. Mai 2019 gemeinsam mit dem Verkehrshaus der Schweiz und dem Planetarium Zürich mit auf eine Reise durchs All.

Bern im All – Wir feiern 50 Jahre Mondlandung, 28. Juni bis 4. Juli 2019

Ende Juni feiert die Universität Bern mit der Bevölkerung ein grosses Wissenschaftsfest.

  • Eine spektakuläre Reise auf dem Bundesplatz entführt die Besucherinnen und Besucher in die faszinierenden Tiefen des Weltalls und zeigt ihnen die wichtigsten Meilensteine der Berner Weltraumforschung.
  • Führende Vertreterinnen und Vertreter der grossen Weltraumorganisationen diskutieren über die Zukunft der Weltraumforschung.
  • Der Raketenbauwettbewerb macht auch die Ältesten wieder zum Kind.
  • Und an der Nacht der Sterne werfen wir gemeinsam einen Blick in die unendlichen Weiten des Weltraums.

Eröffnung: Freitag, 28. Juni 2019, 17.30 Uhr, Bundesplatz Bern

Mehr Informationen zu den Jubiläumsfeierlichkeiten: www.bern-im-all.ch 

Berner Weltraumforschung: Über 50 Jahre an der Weltspitze

Die Berner Weltraumforschung ist seit über 50 Jahren an der Weltspitze mit dabei und nimmt an Missionen der Weltraumorganisationen ESA und NASA und weiteren internationalen Weltraumaktivitäten teil. In Zahlen ergibt dies eine stattliche Bilanz: 25mal flogen Instrumente mit Raketen in die obere Atmosphäre und Ionosphäre (1967-1993), 9mal auf Ballonflügen in die Stratosphäre (1991-2008), über 30 Instrumente flogen auf Raumsonden mit, und ein Satellit wurde gebaut (CHEOPS, Start 2. Hälfte 2019).
Die erfolgreiche Arbeit der Abteilung Weltraumforschung und Planetologie (WP) des Physikalischen Instituts der Universität Bern wurde durch die Gründung eines universitären Kompetenzzentrums, dem Center for Space and Habitability (CSH), gestärkt. Der Schweizer Nationalsfonds sprach der Universität Bern zudem den Nationalen Forschungsschwerpunkt (NFS) PlanetS zu, den sie gemeinsam mit der Universität Genf leitet.

Zum Autor

Levyn Bürki studierte Physik an der Universität Bern. Er ist freischaffender Ausstellungsmacher, Projektleiter bei der Ideenschmiede reatch und gegenwärtig Projektmitarbeiter von «Bern im All».

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