Gedenkfeier zum 100. Geburtstag von Maurice E. Müller (1918–2009)

Die Universität Bern und die Insel Gruppe gedenken dem grossen Visionär und Pionier der orthopädischen Chirurgie Maurice E. Müller. Die Gedenkfeier findet statt am Freitag, 23. März 2018, 17.00 Uhr.

07. März 2018

Maurice E. Müller wurde für seine Pionierleistungen auf dem Gebiet der orthopädischen Chirurgie weltbekannt. Er setzte über 40 Jahre lang Meilensteine in der Traumatologie und revolutionierte die Chirurgie des Bewegungsapparates – unter anderem mit der Entwicklung der Hüfttotalprothese. Maurice E. Müller war aber nicht nur ein brillanter Chirurg, sondern auch ein Visionär und ein grosszügiger Mäzen. Bern wurde durch ihn zu einem weltweit anerkannten Zentrum der orthopädischen Chirurgie.

Maurice E. Müller
Maurice E. Müller. Bild: zvg

Anlässlich seines 100. Geburtstags gedenken die Universität Bern und die Insel Gruppe einem ihrer grössten Pioniere und Förderer und benennen den chirurgischen Hörsaal auf dem Inselareal nach ihm. Zudem zeigen vier Nachwuchsforschende auf, wohin sich die chirurgische Forschung in Bern in Zukunft entwickelt.

Freitag, 23. März 2018, 17.00 Uhr

Hörsaal 2 (Chirurgie), Inselspital, Universitätsspital Bern, Freiburgstrasse 16, 3010 Bern (Eingang 34)

Programm

  • Begrüssung
    Prof. Christian Leumann (Rektor Universität Bern)
     
  • Das Lebenswerk von Maurice E. Müller und sein Einfluss auf die moderne Orthopädie
    Prof. Klaus-Arno Siebenrock (Direktor Universitätsklinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie)
     
  • Maurice E. Müller: Mäzen, Unternehmer und Social Entrepreneur
    Prof. em. Jean-Pierre Jeannet (Babson College und IMD Institute)
     
  • Innovation aus Bern anhand aktueller Dissertationsprojekte aus dem ARTORG Center und dem Institute for Surgical Technology and Biomechanics ISTB
    Moderation: Prof. Stefan Weber (Direktor ARTORG) und Prof. Lutz Nolte (Direktor ISTB)
     
  • Feierliche Umbenennung des chirurgischen Hörsaals in «Auditorium Maurice E. Müller»
    Prof. Christian Leumann (Rektor Universität Bern) und Dr. h.c. Uwe E. Jocham (Verwaltungsrats- und Direktionspräsident Insel Gruppe AG)

Anschliessend Apéro im Foyer

Wir bitten um Anmeldung bis 20. März 2018 unter anlass@gs.unibe.ch

   

Biografie Maurice E. Müller

Maurice E. Müller wurde am 28. März 1918 in Biel geboren und wuchs dort auf. Er absolvierte sein Medizinstudium in Neuenburg, Bern und Lausanne, wo er dieses 1944 mit dem Staatsexamen abschloss.     

1945 meldete er sich für eine ärztliche Mission im damaligen Abessinien. 

1952–1957 war er Oberarzt an der Universitätsklinik Balgrist, Zürich. 

1957 Habilitation: «Die hüftnahen Femurosteotomien»

Danach war er «Köfferliarzt» über 3 Jahre und operierte in über 70 Spitälern. 

1960–1967 leitete Maurice E. Müller als Direktor die orthopädisch-traumatologische Abteilung der chirurgischen Klinik des Kantonsspitals St. Gallen. 

Ab 1963 wirkte er als ordentlicher Professor für Orthopädie und Chirurgie des Bewegungsapparates an der Universität Bern und war dort bis 1980 als Direktor der Universitätsklinik für orthopädische Chirurgie am Inselspital tätig.

François Kohler, Direktor des Inselspitals von 1958 bis 1985, und Maurice E. Müller
François Kohler, Direktor des Inselspitals von 1958 bis 1985, und Maurice E. Müller. Bild: zvg

Seit 1951 entwickelte er zahlreiche Schrauben, Platten und fallspezifische Instrumentarien, die der operativen Knochenbruchbehandlung dienten, sowie Hüftprothesen mit deren Instrumentarium.

1958 rief er mit Robert Schneider, Martin Allgöwer, Hans Willenegger und Walter Bandi die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (AO) ins Leben, deren spiritus rector und Motor er war. Die Pionierarbeit der AO in der Entwicklung von Instrumenten und von Techniken sowie deren Schulung (AO-Kurse) und die Dokumentation (Qualitätssicherung) fanden weltweit Anerkennung und Verbreitung. 1987 wurden die Gründer der AO mit dem Marcel Benoist-Preis ausgezeichnet. Seine Erfindungen und Patente verschenkte Müller der Synthes AG. 

Verleihung des Marcel Benoist-Preis mit Maurice E. Müller, Martin Allgöwer und Haus Willenegger als Vertreter der AO.
Verleihung des Marcel Benoist-Preis mit Maurice E. Müller, Martin Allgöwer und Haus Willenegger als Vertreter der AO. Bild: zvg

1967 eröffnete Müller eine eigene Praxis im Berner Lindenhofspital und gründete im selben Jahr die Firma Protek AG zur Herstellung von Hüftprothesen und deren Instrumentarium.

Die 1974 aus der Fondation Protek (1967) hervorgegangene Fondation Maurice E. Müller förderte weltweit die biomedizinische und orthopädische Forschung, Ausbildung und Evaluation.

Mit Mitteln aus dieser Stiftung wurden Institute gegründet und weitgehend finanziert:

  • M.E.Müller Institut für Strukturbiologie am Biozentrum der Universität Basel
  • Institut für evaluative Forschung in der orthopädischen Chirurgie der Universität Bern
  • Institut für chirurgische Technologien und Biomechanik der Universität Bern

Insgesamt stellte er für Forschung, Ausbildung und Evaluation rund 250 Mio. Franken zur Verfügung. 

Er gab sein Wissen weiter, wo er konnte und weit über den universitären Auftrag hinaus. Er betrachtete dies als seine Pflicht.

Maurice E. Müller gilt als einer der weltweit bedeutendsten Orthopäden und wurde zwölfmal mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Er erhielt den Vesalius-Ehrenring der Universität Basel und war Ehrenmitglied von 24 Gesellschaften weltweit, u.a. Honorary Fellow des Royal College of Surgeons of England sowie Gewinner zahlreicher internationaler Preise. 2002 wurde ihm der Titel «Orthopädischer Chirurge des 20. Jahrhunderts» der SICOT, der Weltorganisation der orthopädischen Chirurgie, verliehen.

1998–2005 stiftete das Ehepaar Müller einen grossen Teil des Familienvermögens (125 Mio. Franken) für das Zentrum Paul Klee in Bern. Die Stadt Bern hat dem Ehepaar Müller für diese Grosszügigkeit das Ehrenbürgerrecht am 15. März 2006 verliehen. 

Am 10. Mai 2009 starb Maurice E. Müller im Alter von 91 Jahren. 

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