Auftakt für den neuen CAS Migration und Bildung

Der neue CAS Migration und Bildung an der Universität Bern widmet sich einem zentralen und auch brisanten gesellschaftlichen Thema. An der Auftaktveranstaltung des neuen Weiterbildungsangebotes besprach der bekannte Schweizer Schriftsteller Lukas Hartmann letzten Donnerstag anhand von Textstellen aus seinen Büchern unterschiedliche Migrationsmotive sowie Migrationsfolgen und regte damit zu intensiven Diskussionen an.

«Es geht nicht nur darum zu fragen, woher jemand kommt, sondern auch, wohin jemand möchte.» Mit diesen Worten eröffnete Tina Hascher, Professorin am Institut für Erziehungswissenschaft, die Auftaktveranstaltung des neuen CAS Migration und Bildung. Migration sei ein Thema, das alle berühre, denn die meisten Menschen hätten Migrationserfahrungen – sei es in ihrer eigenen Biographie, innerhalb ihrer Familien oder Freundeskreise. Die Gründe für Migration hingegen sind vielseitig, wie Hascher weiter ausführte: Sie reichen von Neugier, Liebe, Abenteuerlust, bis hin zu Notlage, Verfolgung oder Krieg. Das Ankommen und Einfinden in eine neue Umgebung, die Begegnung mit neuen Kulturen und das Erfahren unbekannter Rahmenbedingungen sind aber nicht immer einfach.

Interdisziplinärer Blick auf Migration und Bildung

Und hier möchte der CAS Migration und Bildung ansetzen: Dozierende aus verschiedenen Bereichen werden einen interdisziplinären Blick auf die Frage von Migration und Bildung werfen und neben rechtlichen Rahmenbedingungen, Problematiken der Kommunikation und Identität sowie sprachlichen Herausforderungen auch familiäre Hintergründe, die Rolle von Religion und Spiritualität sowie die Bedeutung des Bildungssystems und der Chancengleichheit behandeln und analysieren. Der Fokus liegt zudem auch auf der konkreten Unterstützung, die Menschen im Migrationsprozess brauchen.

Autor Lukas Hartmann und Professorin Tina Hascher. Alle Bilder: zvg
Autor Lukas Hartmann und Professorin Tina Hascher. Alle Bilder: zvg

Rege Diskussion mit Lukas Hartmann

Passend zu den Schwerpunkten des CAS Migration und Bildung trug der bekannte Schweizer Schriftsteller Lukas Hartmann ausgewählte Textstellen aus vier seiner Bücher vor und illustrierte damit eindrücklich, wie unterschiedlich Migrationsmotive und die Folgen von Migration sein können.

Autor Lukas Hartmann beschäftigt sich in seinen Texten immer wieder mit Migration und regte damit an der Auftaktveranstaltung zu Diskussionen an.

Er erzählte von der Aufstiegsgeschichte seiner Grossmutter Martha, die sich vom Verdingking zur Geschäftsfrau hocharbeitete (aus «Madeleine, Martha und Pia - Protokolle vom Rand»), von der freigekauften Sklavin Marguerite, die Geliebte eines Schweizer Hauptmanns wurde, als Dienstmagd für dessen Familie arbeitete und deren Mischlingskind Louis unter Entwurzelung und Verachtung litt (in «Die Mohrin»), der Bedeutung von Sprache, Verständigung und Toleranz für eine positive Begegnung zwischen Menschen verschiedener Herkunft («Die Deutsche im Dorf») und von den Risiken der Migration und den Schwierigkeiten, in einem fremden Land mit fremder Kultur Fuss zufassen und akzeptiert zu werden («Abschied aus Sansibar»).

Mit den ausgewählten Textstellen löste Lukas Hartmann im Publikum rege Diskussionen aus. Zahlreiche persönliche Erzählungen und vielfältige Fragen zeigten, dass Migration wirklich alle betrifft und der neue CAS damit ein aktuelles und wichtiges Thema für die Gesellschaft aufnimmt.

CAS Migration und Bildung

Migration und Bildung sind aktuelle, sehr zentrale Themen unserer Gesellschaft. Für viele Berufsfelder sind daher Kenntnisse zur weltweiten Migration, zu Transnationalisierungsprozessen sowie Wissen um die soziale Konstruiertheit von kulturellen Differenzlinien in Gesellschaft und im Bildungswesen wichtig. Kompetenzen in der Kommunikation, Zusammenarbeit und Mediation in transnationalisierten sozialen Feldern werden zunehmend wichtiger. Migration und Bildung sind dabei sowohl unter biographischen und psychologischen, als auch juristischen und ethischen Perspektiven zu betrachten. Der neue CAS MiBi bietet nun die Möglichkeit, vertieftes Wissen zu Migration und Bildung zu entwickeln. Die Inhalte werden wissenschaftlich fundiert und zugleich praxisnah vermittelt und eignen sich für alle Berufsfelder, in denen es um Beratung und Begleitung, Berufsintegration und Bildung von Menschen mit Migrationshintergrund geht. Der CAS richtet sich deshalb insbesondere an Personen, die im Bildungswesen und in verwandten Bereichen tätig und in Theorie und Praxis mit Aufgaben der interkulturellen Bildung und Erziehung betraut sind bzw. sich damit beschäftigen wollen. Die sechs Kurs-Module beginnen am 23. Oktober 2018. Sie finden jeweils an drei aufeinanderfolgenden Tagen in den Gebäuden der Universität Bern statt. Anmeldefrist für den Studiengang ist der 30. September 2018.

Abteilung Schul- und Unterrichtsforschung (ASU), Institut für Erziehungswissenschaft

Die Abteilung Schul- und Unterrichtsforschung (ASU) besteht seit dem Herbstsemester 2012. Das Lehrangebot umfasst Veranstaltungen für alle Studienabschnitte (Bachelor, Master, Doktorat). Die ASU bietet den Studierenden die Möglichkeit, erziehungs- und bildungswissenschaftliche Kompetenzen anhand vielfältiger, praxisrelevanter Fragestellungen und Methoden in den folgenden Bereichen aufzubauen und vor allem in folgenden Bereichen weiterzuentwickeln: - Lehr- und Lernforschung - schulische Emotions- und Motivationsforschung - schulische Professionsforschung - Lehrer/innen/bildungsforschung - Schulevaluation

Zu den Autorinnen

Tina Hascher leitet die Abteilung Schul- und Unterrichtsforschung des Instituts für Erziehungswissenschaft an der Universität Bern. Sie ist die Vorsitzende der Programmleitung des CAS Migration und Bildung.

Anja Winkler promoviert in der Abteilung Schul- und Unterrichtsforschung und leitet den Studiengang CAS Migration und Bildung.

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