«Prix Lux» – Vorbilder beleuchten

Sie haben unter den 25 Nominationen das Rennen gemacht: Am Mittwoch, 13. Dezember 2017 hat die Universität Bern den «Women in Philosophy Bern» den Gleichstellungspreis «Prix Lux» verliehen. Damit geht der Preis im ersten Jahr seines Bestehens an eine Gruppe von jungen Philosophinnen, die sich für eine bessere Vernetzung von Frauen und mehr weibliche Vorbilder in ihrem Fach einsetzen.

Von Karin Beyeler 14. Dezember 2017

Der neu geschaffene Gleichstellungspreis der Universität Bern, der «Prix Lux», wird an Personen oder Institutionen verliehen, die sich an der Universität für Chancengleichheit engagieren – und das sind nicht wenige, wie die Anzahl der Nominationen auf die erste Ausschreibung gezeigt hatte.

Der «Prix Lux» besteht neben einem Preisgeld aus einem leuchtenden Buch, das symbolisch für die Strahlkraft gelungener Massnahmen in der Gleichstellung steht.
Der «Prix Lux» besteht neben einem Preisgeld aus einem leuchtenden Buch, das symbolisch für die Strahlkraft gelungener Massnahmen in der Gleichstellung steht.

Das vielfältige Spektrum an universitärer Gleichstellungspolitik

An der Preisverleihung am Mittwoch, 13. Dezember 2017 im Haus der Universität begrüsste die Vizerektorin Qualität Silvia Schroer die Gäste und sprach von der anspruchsvollen, aber auch schönen Aufgabe, welche die Jury bei der Sichtung der Nominationen hatte: «Nicht eine Handvoll oder zwei Handvoll Bewerbungen gingen auf die erste Ausschreibung des Prix Lux ein, sondern ganze 25 Nominationen. Sie kamen aus den verschiedensten Bereichen und deckten ein vielfältiges Spektrum an universitärer Gleichstellungspolitik ab», führte die Vizerektorin aus, die selbst der Jury angehört hatte. Schroer beschrieb die eingegangenen Bewerbungen als farbigen «Blumenstrauss», die teilweise eher klassische Gleichstellungsthemen betrafen wie die Vereinbarkeit von Familie und Karriere oder die Karriereförderung, teilweise aber auch Themen, die über die Gleichstellung von Frauen und Männern hinausgehen und die Diversität fördern. So waren beispielsweise Personen nominiert worden, die Massnahmen angestossen hatten, die die Wiedereingliederung von erkrankten Mitarbeitenden fördern oder die Altersdiskriminierung verhindern.

Vizerektorin Silvia Schroer zeigte sich beeindruckt von den vielseitigen Eingaben für den «Prix Lux». Alle Bilder von der Preisverleihung: Daniel Rihs
Vizerektorin Silvia Schroer zeigte sich beeindruckt von den vielseitigen Eingaben für den «Prix Lux». Alle Bilder von der Preisverleihung: Daniel Rihs

Ein Preis mit Strahlkraft

Als erste Preisträgerinnen auserkoren worden sind die «Women in Philosophy Bern», eine Gruppe von Uni-Angehörigen, die mit ihrer Initiative bezwecken, Frauen in der Philosophie besser zu vernetzen und sichtbar zu machen, Philosophinnen in ihrer Karriere zu unterstützen und für die Benachteiligungen von Frauen in der Philosophie oder der Akademie im Allgemeinen zu sensibilisieren.

Aufgenommen haben sie ihre Aktivitäten 2014 mit einer ersten Brownbag-Veranstaltung. Neben diesen Brownbag Lunches gab es schon bald eine feministische Lesegruppe, eine Facebookgruppe sowie verschiedene Veranstaltungen wie zum Beispiel Career Talks für Philosophinnen. Seit September 2017 geht die Gruppe in einem grösseren Rahmen als «Society for Women in Philosophy Switzerland» neue Wege – gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von anderen Schweizer Universitäten. 

Bei der Preisverleihung betonte Rektor Christian Leumann, dass sich die Universitätsleitung der Gleichstellungsthematik annehme: «Gleichstellung wird zum Beispiel im Rahmen der Strategiegespräche mit den Fakultäten deutlich angesprochen und eingefordert. Dennoch besteht nach wie vor Handlungsbedarf, gibt es doch nach wie vor Bereiche, in denen Frauen untervertreten sind.» Die Philosophisch-historische Fakultät stehe in dieser Hinsicht im Ganzen zwar nicht schlecht da. Der Frauenanteil bei den Studierenden in der Philosophie von 36% wäre jedoch selbst an einer anderen Fakultät wie der Philosphisch-naturwissenschaftlichen Fakultät nicht unbedingt beeindruckend, führte Leumann weiter aus. 

In seiner Laudatio für die «Women in Philosophy Bern» hob Rektor Leumann die Öffentlichkeitskampagne hervor, die diese Gruppe gestartet hatte. Die «Women in Philosophy», die Philosophinnen ans Licht brächten, könnten selbst Vorbilder sein, so der Rektor in seiner Laudatio. Er übergab den Prix Lux an Melanie Altanian und Stephanie Deig stellvertretend für alle «Women in Philosophy Bern». Der Preis besteht neben einem Preisgeld von 2000 Franken aus einem Buch, das beim Öffnen leuchtet und somit symbolisch für die Strahlkraft gelungener Massnahmen in der Gleichstellung steht. 

Gestärkt durch gemeinsames Engagement

Die «Women in Philosophy» finden klare Worte dafür, warum ihr Engagement in der Gleichstellungsarbeit wichtig ist. Oft würden sie gefragt, warum es denn nun eine «Society for Women in Philosophy» bräuchte, es gebe ja schliesslich die Bundesverfassung und die Gesetze, die die Gleichstellung regeln sowie diverse Gleichstellungsabteilungen und -stellen, die die Anliegen vorantrieben. Melanie Altanian, derzeitige Präsidentin der «Society for Women in Philosophy Switzerland» sagte dazu: «Die Gleichstellungsthematik ist schlicht zu komplex und vielschichtig – es braucht lokale Initiativen, um ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich niemand ausgeschlossen fühlt.» 

Vizerektorin Silvia Schroer und Rektor Christian Leumann mit den «Women in Philosophy Bern»
Vizerektorin Silvia Schroer und Rektor Christian Leumann mit den «Women in Philosophy Bern»

Stephanie Deig, wie Melanie Altanian Mitgründerin der «Society for Women in Philosophy Switzerland» und aktuell Co-Präsidentin, beschrieb in ihrer Ansprache, dass es den «Women in Philosophy Bern» anfangs darum ging, herauszufinden, warum sie die Untervertretung der Frauen überhaupt betreffe und welchen Einfluss dies auf sie habe. In all ihrer Arbeit gehe es darum, in ihrem Fachgebiet, das Frauen ignoriere oder gar verunglimpfe, einen Raum zu schaffen, in dem sie sich gegenseitig Feedback geben könnten, sich unterstützen und gegenseitig versichern könnten, dass ihre Arbeit gut und wertvoll sei. Die Treffen hätten ihnen «Rückhalt und Stärkung» gegeben. Oft würde Philosophinnen – durchaus wohlwollend – geraten, den akademischen Weg einfach unter Einhaltung der geltenden Regeln und Annahme des Status quo zu begehen, zum Beispiel traditionelle Methoden anzuwenden, um eher gesehen und angesehen zu sein. Die gleichen Leute würden den Rat geben, Gleichstellung würde eher erreicht, wenn nur «nett gefragt» würde. «Stattdessen gilt es, Veränderung einzufordern und selbst den eigenen Weg weiterzugehen, nur so verändert man das Denken, die Herzen und die Politik», zeigte sich Stephanie Deig überzeugt. Sie fühlten sich ihrem Ziel heute mit der Verleihung des Prix Lux etwas näher, schloss sie ihre engagierte Rede. 

2018 wird der Prix Lux zum zweiten Mal vergeben werden. Die Jury freut sich bereits jetzt auf spannende und vielseitige Eingaben, die ihr die Auswahl auch nächstes Jahr nicht allzu einfach machen. 

ABTEILUNG FÜR DIE GLEICHSTELLUNG VON FRAUEN UND MÄNNERN

Die Universität Bern bekennt sich zur Gleichstellung von Frauen und Männern. Sie fördert mittels effektiver Gleichstellungsinstrumente und Karrieremodelle den Erfolg von Frauen und Männern im Wissenschaftsbetrieb. Die Universität Bern verfügt deshalb über eine Kommission sowie eine Abteilung für Gleichstellung. Die Abteilung für Gleichstellung (AfG) der Universität Bern bietet zu diesem Zweck verschiedene Kurse, Workshops, Mentoringprogramme, Coachings und Beratung an.

«PRIX LUX»

Der Gleichstellungspreis der Universität Bern «Prix Lux» prämiert Engagement für die Chancengleichheit. Für den Preis nominiert werden können Personen oder Einheiten, die sich für die Gleichstellung im Bereich Gender und Diversität an der Universität Bern engagieren. Die dabei angewandten Massnahmen sollen eine Diskussion zu Gleichstellungsthemen anregen, innovativ, originell und nachhaltig sein sowie Transferpotential aufweisen. Die nächste Ausschreibung für den Preis erfolgt im Frühjahrsemester 2018.

ZUR AUTORIN

Karin Beyeler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung für Gleichstellung der Universität Bern und war Mitglied der Jury.

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