In seinem Vortrag lieferte Robert Keohane einen Abriss über die bisherige globale Klimapolitik und verglich sie mit dem Montreal-Protokoll. Dem multilateralen Abkommen, das Stoffe verbietet, die zum Abbau der Ozonschicht führen, und das als eine der grossen Erfolgsgeschichten der internationalen Umweltpolitik gilt. Dabei betonte er, dass es für das Zustandekommen von internationalen Abkommen keine Harmonie brauche, denn Zusammenarbeit werde nur dort notwendig, wo Uneinigkeit über ein Problem besteht. Der Politologe sieht den Schlüssel zum Erfolg in richtig gesetzten Anreizen. «Die kurze Version der ganzen Geschichte: Wo die institutionellen Anreize richtig gesetzt sind, klappt es auch mit dem internationalen Klimaschutz.»
Schlechtes Beispiel Kyoto-Protokoll
Die etwas ausführlichere Erklärung des Erfolgs des Protokolls von Montreal: Das Verbot von Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) als Treibgase und Kühlmittel liess sich gut überwachen, und es setzte Anreize, alternative Technologien zu entwickeln. Vor allem aber wurden nicht nur die Industrie-, sondern auch die Entwicklungsländer in die Pflicht genommen. Sie durften sich beim Verzicht auf ozonschädigende Stoffe lediglich mehr Zeit lassen. Im Gegensatz dazu, so Keohane, habe das Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz gezeigt, «wie man es nicht machen sollte». Hauptkritikpunkt: Die Entwicklungsländer waren darin permanent von Klimaschutzmassnahmen ausgenommen – auch China, das heute Seite an Seite mit den USA am meisten Treibhausgase verursacht.
Dass sich im Abkommen von Paris alle Staaten zu Reduktionsmassnahmen bekennen müssen, wertet der Spezialist für internationale Beziehung als strategisch richtig. «Es war klug, zuerst alle Staaten an Bord zu bekommen und erst danach daran zu arbeiten, das Abkommen verbindlicher und effektiver zu gestalten.» Wie schwierig allerdings dieser zweite Schritt ist, zeigte sich an der soeben abgeschlossenen Klimakonferenz in Bonn – sie befand sich noch in vollem Gang, als Robert Keohane in Bern zu Gast war.
Wie kommt gute Klimapolitik zu Stande?
Nach seinem rasanten Überblick zur Klimapolitik wandte sich der Balzan Preisträger einem Punkt zu, der ihm besonders am Herzen liegt. Auf Wunsch der Balzan Stiftung soll die Hälfte des Preisgelds zur Förderung von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eingesetzt werden, und so stellte Robert Keohane im zweiten Teil seines Auftritts denn auch gleich ein entsprechendes Forschungsvorhaben zur Diskussion. Er sei nicht zufrieden damit, was seine Disziplin bis heute zur Bekämpfung des Klimawandels beigetragen habe. Dem will Keohane nun mit einem grossangelegten Projekt in vergleichender Politikwissenschaft entgegentreten, denn es fehle schlicht an Wissen darüber, wie Klimapolitiken zustande kämen. «Wir verstehen zwar gut, wie etwa Industriepolitik oder Sozialschutz unterschiedlich angegangen werden, aber haben keine Ahnung, weshalb gewisse Staaten effektive Klimapolitik verfolgen und andere nicht.» Wichtige sei aber auch zu wissen, warum Städte, Regionen, oder Unternehmen ambitionierte Entscheide zur CO2-Reduktion fällten.