«Direkte Demokratie ist nicht bequem»
Es gibt wohl kaum jemanden, bei dem diese Aussage so authentisch klingt, wie bei Alain Berset. Der 45-Jährige musste diesen Herbst bei der Abstimmung über die AHV-Reform schmerzlich erfahren, was es heisst, an der Urne zu verlieren. Und dennoch gab sich Berset vor uns Studierenden betont gelassen: Auch wenn die Vorstellungen über eine neue Reform der Altersvorsorge derzeit weit auseinandergingen und «Einigkeit über nichts» herrsche, so sei er doch zuversichtlich. Schliesslich zwinge uns die direkte Demokratie immer wieder dazu, mit unseren Gegnern zusammenzuarbeiten und Lösungen zu finden.
«Direkte Demokratie ist eine Debatte auf Augenhöhe, die nie aufhört»
Berset, der sich immer als Vollzeit-Politiker verstand, würdigte in seinem Referat auch die ausgeprägte Diskussionskultur, die durch die direkte Demokratie erzeugt werde. So hätten in der Schweiz alle Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich einzubringen und an der Debatte teilzunehmen. An dieser Stelle hätte ich mir allenfalls einen etwas kritischeren Alain Berset gewünscht, der auch auf mögliche Mängel der direkten Demokratie eingeht oder darauf hinweist, dass wir auf nationaler Ebene beispielsweise kein Ausländerstimmrecht kennen und deshalb nicht alle Menschen gleichermassen mitreden und mitentscheiden können.