«Wir wachsen über uns hinaus»

Mit Flugblättern und einer Einladung zur Chorprobe fing alles an – nun feiert der Unichor sein 30-jähriges Bestehen mit Jubiläumskonzerten am 3. und 4. Juni 2016. «uniaktuell» hat mit Unichorpräsidentin Sandra Schild über gemeinsames Singen und die Highlights in der Geschichte des Chors gesprochen.

Von Marla Eva Moser 25. Mai 2016

Im Oktober 1985 verteilte eine Handvoll singbegeisterter Studierende der Universität Bern Flugblätter mit einer Einladung zur Chorprobe. Dass sie damit den Grundstein für einen mittlerweile 30-jährigen Traditionsverein legen würden, ahnten sie wohl kaum.

Bis heute treffen sich etwa 80 junge, engagierte Sängerinnen und Sänger jeden Dienstag in der Aula Muesmatt zum gemeinsamen Singen. Es singen zwar hauptsächlich Studierende oder Alumni mit, doch der Chor steht grundsätzlich allen Interessierten offen. So gibt es denn auch ein paar Sängerinnen und Sänger, die nicht der Uni angehören. «Dadurch entsteht ein spannender Mix», sagt Sandra Schild, Präsidentin des Chors. Aufnahmeprüfungen oder Vorsingen gibt es beim Unichor nicht. «So kommen auch Interessierte zu uns, die noch keine Chorerfahrung haben. Bei uns können sie sich entwickeln und müssen sich nicht zuerst einem Vorsingen stellen, was doch für viele ein Hemmnis darstellt», erklärt sie.

Das Bild zeigt den Unichor am Dies Academicus 2014 der Universität Bern.
Der Unichor am Dies Academicus 2014 der Universität Bern. © Kommunikation & Marketing; Foto: Manu Friederich, Bern.

Singen gegen den Alltagsstress

Warum begeistern sich heute noch so viele junge Menschen für das Singen im Chor? Für Unichorpräsidentin Sandra Schild ist der Fall klar: «Singen ist der ideale Ausgleich zum Studium und zum Arbeitsalltag». Nach dem Singen fühle man sich entspannter: «Der Alltagsstress wird vergessen und man verspürt eine Zusammengehörigkeit, die weit über die Chorprobe hinweggeht».

Die Motivation, an etwas Grossem mitzuwirken und die Verantwortung gegenüber den anderen Sängerinnen und Sängern, sein Bestes zu geben, sporne auch an, über sich selbst hinauszuwachsen. «Erfolge werden im Chor schnell sichtbar: Viele Neue, die vorher noch nie gesungen haben, merken plötzlich, wie sich schwierige Stellen besser meistern lassen, sie schneller ab Blatt oder leichter hohe Töne singen können», so Schild.

Das Bild zeigt den Unichor 2016
Der Chor im Jahr 2016. Bild: Unichor

Der Verein «Chor der Universität Bern»

Die Sängerinnen und Sänger sind automatisch Mitglieder im Verein «Chor der Universität Bern». Der Mitgliederbeitrag beträgt 30 Franken pro Semester, dazu kommen noch die Kosten für die Noten – das variiert von Werk zu Werk. Für weitere finanzielle Ausgaben ist der Chor auf Dritte angewiesen, wie Sandra Schild erläutert: «Wir werden zudem von der Uni mit einem Jahresbeitrag unterstützt und versuchen immer wieder, Sponsoren für unsere Konzerte oder Inserenten für das Programmheft zu finden».

Die organisatorische und administrative Arbeit wird ehrenamtlich vom Vorstand des Unichors geleistet. Er organisiert die Konzerte, koordiniert die Werbung, verwaltet Mitgliederdaten und Finanzen. Hinzu kommt auch die Organisation von Probewochenenden oder aussergewöhnlichen Projekten wie die Reise nach Budapest im Jubiläumsjahr. Sandra Schild ist seit letztem Herbst Vorstandspräsidentin des Chors. «Als letzten Oktober verschiedene Ämter im Vorstand frei wurden, wollte ich nach vier Jahren Unichor die Chance nutzen und etwas zurückgeben», so Schild. Eine ihrer Hauptaufgaben ist es, den Informationsfluss im Vorstand und im Chor zu koordinieren.

Prädikat «vorzüglich»

Gefragt, wer bestimme, was gesungen wird erzählt Sandra Schild, dass die Werke meistens von einer Werkwahlkommission ausgesucht würden, die sich aus Vorstands- und Chormitgliedern zusammensetzt. «Es kann aber auch sein, dass wir zum Beispiel von einem Orchester angefragt werden, ob wir bei einem bestimmten Projekt mitmachen möchten». Ein besonderer Höhepunkt in der Geschichte des Unichors war denn auch die Uraufführung des «Berner Totentanz» von Adrian Mears oder das Projekt zum 25. Jubiläum mit einer Uraufführung von «L'Orient n'existe pas», das vom Unichor-Dirigenten Matthias Heep komponiert wurde.

Ein weiteres Highlight konnten die Mitglieder des Unichors letzten Sommer erleben: Am eidgenössischen Gesangsfest in Meiringen erhielt der Chor von der Fachjury das höchste Prädikat «vorzüglich» verliehen. «Darüber haben wir uns sehr gefreut und sind natürlich auch ein wenig stolz», so Schild. Und der Unichor soll auch auf allen Ebenen vorzüglich bleiben: «Singen in einem Chor hat auch mit Haltung, Gesichtsausdruck und Auftreten zu tun, nicht nur mit dem Musikalischen an sich».

Das Bild zeigt den Unichor in der Sankt Michaelskirche in Meiringen am eidgenössischen Gesangsfest 2015.
Der Unichor am eidgenössischen Gesangsfest 2015 in der Sankt Michaelskirche in Meiringen. Bild: Unichor

Eine Reise nach Budapest

Im Jubiläumsjahr hat sich der Unichor ein besonderes Projekt ausgedacht: B3 – Bern, Budapest, Beethoven. Der Chor ist dazu nach Budapest gereist und hat dort zusammen mit dem Medizinerorchester der Universität Semmelweis Anfang Mai ein Konzert gegeben. Nun steht der Gegenbesuch der Ungarn in Bern an, der von den beiden Konzertaufführungen am 3. Juni in der Petruskirche und 4. Juni 2016 im Berner Münster gekrönt werden wird.

Unichor Bern

Das Jubiläumskonzert B3 – Bern, Budapest, Beethoven – findet am 3. Juni in der Petruskirche und am 4. Juni 2016 im Berner Münster statt. Weitere Informationen zum Chor und zu den Konzerten:

Zur Autorin

Marla Eva Moser ist Hochschulpraktikantin Corporate Communication an der Universität Bern.

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