«Am Anfang steht immer eine Idee»

Rock Your Life! Schweiz ist in erster Linie ein Mentoring-Programm für sozial benachteiligte Jugendliche – dahinter steckt aber auch eine erfolgreiche Berner Unternehmensgründung.

Von Eno Nipp 03. Oktober 2014

Im Sommer 2012 las Anna Leuenberger, eine von fünf Gründerinnen von Rock Your Life! Schweiz (RYL! Schweiz), zum ersten Mal vom gleichnamigen Projekt in Deutschland. Das Projekt liess sie nicht mehr los. Auch ihr Umfeld war rasch für die Idee zu begeistern, RYL! in die Schweiz zu bringen. Nina Haldimann und Helena von Känel gehörten dazu und sind heute immer noch mit Leidenschaft dabei. Gemeinsam blicken die beiden Jungunternehmerinnen zurück auf die ersten zwei Jahre ihrer Unternehmensgründung.

Personen vor einer Rock Your Life Fahne
Zwei Gründerinnen von RYL! Schweiz: Nina Haldimann (links), Verantwortliche Mentoring und Helena von Känel, Verantwortliche Fundraising und Marketing. Bild: Eno Nipp

Für Nina Haldimann und Helena von Känel steht fest, dass die Teilnahme am Berner Business Plan Wettbewerb (BBPW) das Sprungbrett für den späteren Erfolg bedeutete. «Aber am Anfang steht immer eine Vision, eine Idee und vor allem Leidenschaft», sind sich Helena von Känel und Nina Haldimann einig. Die Frage ist nur, was man mit dieser Idee macht.

«Wir haben die Chance genutzt»

Durch Zufall erfuhren sie vom BBPW, der dieses Jahr unter dem Namen Berner Business Creation Wettbewerb (BBCW) zum zweiten Mal durchgeführt wird. Spontan entschloss sich Anna Leuenberger, im November 2012 am Wettbewerb teilzunehmen. Drei Minuten Zeit hatte sie, um die Jury von ihrer Idee zu überzeugen. Der erfolgreiche Pitch bedeutete den Startschuss für das Projekt.

Es folgten Wochen intensiver Planung mit Unterstützung eines professionellen Coachingteams. Am Ende hatten sie einen Businessplan in der Tasche und präsentierten ihr Programm am BBPW Award an der Universität Bern vor zirka 100 Vertretern aus den Bereichen Wirtschaft, Forschung, Verwaltung und Politik. Obwohl sie sich am Schluss nicht gegen die Mitbewerber durchsetzten und den Preis nicht erhielten, nutzten sie diese Plattform, um Werbung in eigener Sache zu machen. «Es ist schwer zu sagen, wie es mit unserem Projekt weitergegangen wäre, wenn es diese Möglichkeit nicht geben hätte», fasst Helena von Känel zusammen.

Frau am Erklären
Anna Leuenberger (rechts), Verantwortliche Standortvereine, hatte drei Minuten Zeit um die Jury von ihrer Idee zu überzeugen. Bild: zvg/BBCW

Eine erfolgreiche Entwicklung

Die ersten Erfolge hätten bereits früh eingesetzt, wie Nina Haldimann erzählt: «Als wir den Pilot im Herbst 2013 auf Anhieb mit 22 Mentoring-Pärchen starten konnten, wussten wir, dass es funktioniert.» Der Hauptfokus des Programms liegt auf dem Übertritt der Schülerin oder des Schülers von der obligatorischen Schulzeit in eine Berufslehre oder eine weiterführende Schule. Es sei aber auch schön zu sehen, welche persönliche Entwicklung beide Seiten, also auch der Mentor oder die Mentorin, in dieser gemeinsamen Zeit durchmachen, so Nina Haldimann. Zudem erhalten die Studierenden nach Abschluss der zwei Jahre ein Zertifikat, das bei der eigenen Stellensuche nützlich sein kann, wie Helena von Känel ergänzt.

Dieser Erfolg auf der Ebene des Mentoring-Programms hatte auch Erfolge für das Unternehmen nach sich gezogen. Seit kurzem ist RYL! Schweiz Kooperationspartner der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung Bern-Mittelland (BIZ). «Das zeigt uns, dass auch von kantonaler Stelle erkannt wurde, dass unser Programm ein Bedürfnis ist», betont Helena von Känel. Aber nicht nur die Zusammenarbeit auf kantonaler Ebene hat Früchte getragen, auch von Seiten der Wirtschaft erhalten sie positive Rückmeldungen. Im Mai dieses Jahres führte RYL! Schweiz zusammen mit Hewlett-Packard und der Berner Kantonalbank einen Bewerbungsworkshop durch – ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des Unternehmens.

Unternehmerinnen mit Leidenschaft

Doch wo liegt die Motivation, ein eigenes Unternehmen zu gründen? Ginge es nicht auch einfacher? Für die Jungunternehmerinnen liegen die Vorteile auf der Hand: Sie entscheiden selbst, wie ihr Team aussieht und vor allem wie sie zusammenarbeiten und welche Ziele sie auf welchem Weg erreichen wollen. Da sie dabei ihrer Leidenschaft folgen können, erübrige sich auch die Sinnfrage, wie Nina Haldimann zusammenfasst. «Die Arbeit nimmt so viel Zeit in Anspruch und ich kann sie für etwas einsetzen, das ich gut finde», ergänzt Helena von Känel. «Das ist eines der grössten Geschenke und mehr Wert als die Einbussen beim Lohn.»

Berner Business Creation Wettbewerb

Der BBCW steht allen Uni-Angehörigen offen. Darüber hinaus auch allen am Unternehmertum interessierten Personen mit Wohnsitz im Kanton Bern. Am Berner Elevator Pitch vom 22. Oktober 2014 werden die Geschäftsideen vor einer Fachjury präsentiert. In Aussicht stehen ein professionelles Coaching und Preise bis zu 10’000 Franken. Der BBCW wird von der Universität Bern (Entrepreneurship Center) in Kooperation mit der Berner Fachhochschule sowie Unternehmen und öffentlichen Institutionen durchgeführt. Eine Anmeldung ist erforderlich bis 15. Oktober 2014.

Rock Your Life! Schweiz an der Uni

Sie möchten noch mehr über das Programm erfahren und haben allenfalls Interesse selber Mentor oder Mentorin zu werden? Das Team von RYL! Bern freut sich auf einen Besuch an der Informationsveranstaltung am 16. Oktober um 18.30 im Hauptgebäude der Universität (Hörsaal 105).