Acht Ehrendoktoren – vom Fürsten bis zum Teilchenphysiker

Die Universität Bern hat acht Ehrendoktortitel und zahlreiche akademische Preise, darunter den mit 100'000 Franken dotierten Hans-Sigrist-Preis, vergeben. Am «Dies academicus» wurden im Kulturcasino die Gewürdigten im festlichen Rahmen geehrt – unter ihnen Fürst Albert II. von Monaco.

Von Eno Nipp 06. Dezember 2014

Ein Höhepunkt der 180. Stiftungsfeier der Universität war die Verleihung der Ehrendoktortitel. In ihren Laudationes erläuterten die fünf Dekane und der Rektor in feierlichen Talaren die Verdienste und den Werdegang der neuen Ehrendoktorinnen und Ehrendoktoren der Universität Bern. Anschliessend überreichten sie den Geehrten die Urkunde in einer festlichen roten Rolle


Fürst Albert II. von Monaco (Zweiter von links) nahm den Ehrendoktortitel persönlich in Empfang. (Bilder: Manu Friederich)

Fürstliches Engagement – Muskeldystrophie

Der Senat und die Universitätsleitung verliehen Fürst Albert II. von Monaco die Ehrendoktorwürde für seine Förderung der wissenschaftlichen Forschung, seinen Einsatz für die Klimawissenschaften, sein Engagement in der Bekämpfung seltener Krankheiten und für seinen Beitrag zur Erforschung der Duchenne-Muskelkrankheit.
Den zweiten Ehrendoktor verlieh die Universitätsleitung an Luc Pettavino, der sich aus persönlicher Betroffenheit für die Entwicklung von Therapieansätzen zur Heilung der Duchenne-Muskeldystrophie einsetzt und ein innovatives Modell zur Finanzierung entsprechender wissenschaftlicher Forschung entwickelte. Unter anderem beschloss er 2012, den molekularen Therapieansatz des Departments für Chemie und Biochemie der Universität Bern zu fördern.

Theologie – Unternehmerpersönlichkeit

Die Theologische Fakultät verlieh Bernadette J. Brooten die Ehrendoktorwürde für ihre bahnbrechenden Arbeiten zur Geschichte jüdischer und christlicher Frauen in der Antike. Gewürdigt wurde die US-amerikanische römisch-katholische Theologin und Professorin an der Brandeis University, USA, als feministische Gender-Forscherin, die sich konsequent und engagiert für die interdisziplinäre Aufarbeitung der Geschichte von Diskriminierungsphänomenen im Kontext antiker wie moderner Sklaverei einsetzt.
Von der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät erhielt der Verwaltungsratspräsident und Mitinhaber der «Stämpfli AG», Rudolf Stämpfli, die Ehrendoktorwürde. Als herausragende Unternehmerpersönlichkeit prägte er die Schweizer Wirtschaft, Politik und Gesellschaft der vergangenen zwanzig Jahre. Mit der Universität Bern verbunden ist der Alumnus Stämpfli auch durch seine Tätigkeit als Verleger und namentlich durch sein Engagement als Mitglied und Vizepräsident der Stiftung zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung.


Die Universität Bern verlieh dieses Jahr acht Ehrendoktortitel.

Französische Literatur – Weltliteratur

1977 gründete Mania Hahnloser-Sarpakis zusammen mit dem damaligen Botschafter Frankreichs die «Alliance française de Berne». Sie setzt sich seitdem mit unermüdlicher Energie für die Verbreitung der französischen und frankophonen Literatur und Kultur in Bern ein. Ihr Engagement, das auch zahlreiche Ausstellungen sowie literarische und gelehrte Veröffentlichungen ermöglichte, würdigte die Philosophisch-historische Fakultät mit dem Ehrendoktortitel.
Den zweiten Ehrendoktortitel verlieh die Fakultät dem Autor Hans Christoph Buch. Als Vertreter einer engagierten Weltliteratur und teilnehmender Beobachter erforscht er die Verbindung zwischen Aufklärung und Gewalt sowie zwischen Literatur und Geschichte. Der promovierte Germanist und Slawist hat an verschiedenen Hochschulen gelehrt und war mit 19 Jahren der jüngste Teilnehmer der bedeutenden literarischen «Gruppe 47».

Lebenslaufforschung – Teilchenphysik

Der Schweizer Soziologe Martin Kohli erhielt die Ehrendoktorwürde der Philosophisch-humanwissenschaftlichen Fakultät. Martin Kohli verfasste wegweisende Arbeiten zum historischen Wandel des Lebenslaufs, zu Generationenbeziehungen sowie zu gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen des Alters und Alterns von Menschen und Gesellschaften.
Seit seinem Engagement am CERN in den 1980er Jahren setzte sich der Berner Peter Jenni für die Weiterentwicklung des Teilchenbeschleunigers und insbesondere des Projekts ATLAS ein. Der ATLAS-Detektor war 2012 unter anderem an der Entdeckung des Higgs-Teilchens beteiligt – ein Meilenstein in der Überprüfung des Standardmodells der Teilchenphysik. Für sein Engagement erhält der Berner Physiker die Ehrendoktorwürde der Philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultät.


Sieben akademische Auszeichnungen – darunter den mit 100'000 Franken dotierten Hans-Sigrist-Preis – wurden an insgesamt neun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben.

Geschlechterforschung Theologie – Epidemiologie

Neben den Ehrendoktortiteln wurden am Dies academicus auch weitere hohe akademische Auszeichnungen der Universität Bern verliehen. Jennifer Klein von der Universität Yale, USA, erhält den mit 100'000 Franken dotierten Hans-Sigrist-Preis – die bedeutendste Ehrung der Universität Bern. Klein ist eine der international bedeutendsten Forscherinnen im Bereich «Historische Erklärungsansätze zur weiblichen Prekarität», wie es in der Laudatio hiess.
Der Preis für den besten Nachwuchswissenschaftler oder die beste Nachwuchswissenschaftlerin, der Theodor-Kocher-Preis der Universität Bern, ging dieses Jahr an Olivia Keiser vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin. Keiser erhielt die mit 50'000 Franken dotierte Auszeichnung für den Aufbau einer interdisziplinären Arbeitsgruppe im Bereich der Epidemiologie von HIV-Infektionen in Afrika.

Archäologie – Geschlechterforschung Literatur

Die Haller-Medaille verlieh die Universität Bern auf Antrag der Theologischen Fakultät an Stefan Münger. Gewürdigt wurden seine hervorragenden Leistungen als Co-Direktor des Kinneret Regional Project und als Leiter der Ausgrabungen auf Tel Kinrot, Israel. Seit 2014 ist er Leiter eines dreijährigen SNF-Projektes zur Endpublikation der früheisenzeitlichen Funde und Befunde von Tel Kinrot.
Mit dem Barbara-Lischetti-Preis werden hervorragende Dissertationen ausgezeichnet, in der ein Thema der Geschlechterforschung behandelt oder ein entsprechender Ansatz verwendet wird. Der Preis geht dieses Jahr an die Germanistin Melanie Rohner für ihre Doktorarbeit über Hautfarbe in Max Frischs Werken Stiller und Homo faber.

Zellbiologie – Pharmakologie – Pathobiologie

Mit dem Dr. Lutz Zwillenberg-Preis werden – in Erinnerung an den 2011 verstorbenen Biologen Dr. Lutz O. Zwillenberg – jährlich bis zu drei hervorragende wissenschaftliche Arbeiten aus dem Bereich der biologischen Wissenschaften ausgezeichnet. Dieses Jahr ging der Preis gleichermassen an drei Forschende: Ismael Fernández-Hernández hat in seiner Dissertation am Institut für Zellbiologie eine Methode entwickelt, mit deren Hilfe zum ersten Mal die Bildung neuer Nervenzellen im erwachsenen Gehirn der Fruchtfliege nachgewiesen werden konnte. He Liu, Postdoktorandin am Institut für Pharmakologie, hat mit ihrer Dissertation am Beispiel des Melanoms demonstriert, dass epigenetische Veränderungen die Selbstverdauung von Zellen stören können, was nachfolgend zur Entstehung von Tumoren beiträgt. In ihrer Dissertation am Institut für Pathologie der Berner Vetsuisse-Fakultät hat Kerry L. Woods auf molekularer Ebene gezeigt, wie sich der intrazelluläre Parasit Theileria der Wirtszelle bedient, um bei deren Zellteilung auf beide Tochterzellen verteilt zu werden.

Alternsforschung – Volkswirtschaft

Herausragende Abschlussarbeiten zur Alternsforschung, die an der Universität Bern erstellt worden sind, werden mit dem Preis der Seniorenuniversität für Alternsforschung ausgezeichnet. Dieses Jahr ging die Auszeichnung an den Historiker Matthias Ruoss. Er hat in seiner Dissertation gemäss Laudatio die Geschichte der «Stiftung für das Alter», heute bekannt als Pro Senectute, erstmals detailliert aufgearbeitet.
Den Credit Suisse Award for Best Teaching erhielt Aymo Brunetti. Der ordentliche Professor für Wirtschaftspolitik und Regionalökonomie begeistert die Studierenden mit seinem ausserordentlichen Engagement für die Lehre. Brunetti kann hierbei nicht nur auf abstraktes Wissen, sondern auch auf seine breite Erfahrung in der wirtschaftspolitischen Beratung und Forschung zurückgreifen.

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