Kindliche Neugier und Wissensdurst als Eintrittsbillet zur Kinderuni

Die Kinderuni wurde zehn Jahre alt. Das musste natürlich gefeiert werden. Mit einer Jubiläumsvorlesung von Rektor Martin Täuber und weiteren Highlights.

Von Christoph Leuenberger 21. Oktober 2014

Ausnahmsweise waren die Kinder diesmal nicht unter sich. Zum 10-jährigen Jubiläum der Kinderuni waren erstmals auch Erwachsene zugelassen. «Ein Geburtstagsfest ohne Gäste wäre doch nur halb so schön», meinte Astrid Tomczak-Plewka von den Kultessen, einem gemeinnützigen Verein für Kinder- und Jugendkultur. Auf dem Festprogramm standen unter anderem eine Begrüssung durch den Berner Erziehungsdirektor Bernhard Pulver sowie eine Vorlesung von Rektor Martin Täuber. Der Anlass fand am 17. Oktober an der UniS in Bern statt.

Auch Bernhard Pulver wäre gerne an die Kinderuni gegangen

«Ich bin der Chefchef», stellte Regierungsrat Bernhard Pulver zu Beginn seiner Begrüssung klar. Als Erziehungsdirektor des Kantons Bern sei er nämlich der Chef des Chefs der Uni Bern, Rektor Martin Täuber. Erziehungsdirektor bedeute gemäss Pulver nicht, dass er allen Eltern vorschreibe, wie sie ihre Kinder zu erziehen haben. «Ich bin aber an allem Schuld, was an den Schulen nicht funktioniert», fügte er augenzwinkernd an.


Regierungsrat Bernhard Pulver, «Chefchef» von Beruf, vor vollem Saal (Fotos: Martin Bichsel).

«Trotz allem Feiern und aller Freude bin ich heute aber auch ein bisschen traurig», meinte Pulver. Als Kind wäre er nämlich auch gerne an die Kinderuni gegangen. Leider gab es die aber vor vierzig Jahren noch nicht. Er freue sich sehr über den Erfolg der Kinderuni und wünschte den Kindern, dass sie neugierig bleiben und weiterhin Fragen stellen.

«Wenn man Bauchweh hat, ist man krank»

Rektor Martin Täuber hatte die Ehre, die Jubiläumsvorlesung zu halten. Das Thema lautete «Was sind Infektionen und wie kann man sich davor schützen?». Auf seine Frage, wie man merke, ob man krank sei, schnellten viele Kinderhände in die Höhe. «Wenn man Bauchweh hat», meinte ein Kind, «wenn man husten muss», ein anderes.


Rektor Martin Täuber hielt die Jubiläumsvorlesung.

Für Täuber ist klar: «Kranksein ist ein Teil des Lebens.» Viren seien für viele Erkrankungen verantwortlich. Meist seien diese aber harmlos und könnten vom körpereigenen Abwehrsystem bekämpft werden. Bakterien verursachten vor allem eitrige Erkrankungen. Er wolle die Kinder aber nicht erschrecken. Er zeige ihnen deshalb keine schlimmen Fotos von erkrankten Organen, wie dies Mediziner sonst gerne tun. Zuletzt gab Täuber noch verschiedene Tipps, wie man sich vor Infektionen schützen kann. So sei es beispielsweise hygienischer, wenn man in die Armbeuge niese und nicht in die Hände.

Ein Kinderuni-Alumni und ein Kinderuni-Fan

An einem Kinderuni-Jubiläum sollen aber nicht nur ältere Semester zu Wort kommen, sondern auch jüngere. Mit Ricardo und Nora standen dann zwei Personen auf der Bühne, die ein enges Verhältnis zur Kinderuni haben.


Nora und Ricardo sind alte Hasen in Sachen Kinderuni.

Ricardo gehört zu den Kinderuni-Studenten der ersten Generation. Vor zehn Jahren besuchte er die ersten Vorlesungen. Inzwischen studiert er an der «richtigen» Uni und ist Tutor für Kunstgeschichte. Nora ist mit ihren zwölf Jahren für Kinderuni-Verhältnisse bereits ein alter Hase. Sie ist eine der treusten Studentinnen der Kinderuni. Mit acht Jahren nahm sie an den ersten Vorlesungen teil und hat seither kaum eine Veranstaltung verpasst. In besonders guter Erinnerung ist ihr eine Vorlesung im Bereich Physik: «Mit Wasserdruck haben wir damals Raketen in die Luft gejagt. Das hat Spass gemacht.» Später möchte sie Forensik studieren, weil dies so abwechslungsreich sei.

Forschung hautnah erleben

Die Kinderuni Bern entstand auf Initiative der Kultessen. Diese sind seither im Auftrag der Universität Bern für das Programm und die Organisation verantwortlich. Der Fäger, die Berner Ferien- und Freizeitaktion für Kinder und Jugendliche, unterstützt sie dabei.


Für die Kinderuni braucht es lediglich kindliche Neugier und Wissensdurst.

Die Kinderuni gibt Kindern die einmalige Möglichkeit, an der Universität Bern das Abenteuer Wissenschaft zu entdecken und zu erleben. Dozierende und Forschende der Universität Bern geben 8- bis 12-Jährigen etwas aus ihrer Forschung preis und stehen ihnen Red und Antwort. In Begleitveranstaltungen können die Besuchenden der Kinderuni das Gehörte vertiefen und selbst erforschen. Die Kinderuni steht allen offen. Die Teilnahme ist kostenlos. Wichtig sind kindliche Neugier und Wissensdurst.