«World Trade Forum»: Mega-Abkommen sind wichtig für die Welt des Handels

Führende Wissenschaftler aus der ganzen Welt trafen sich am «World Trade Forum 2013» des «World Trade Institute» (WTI) der Uni Bern zur Bestandsaufnahme internationaler Handelsabkommen. Sie waren sich einig: Transkontinentale Abkommen kennzeichnen die neue Ära.

Von Morven McLean 01. Oktober 2013

In den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl von bilateralen sowie regionalen Handels- und Investitionsabkommen stark angestiegen. Während die früheren Abkommen eher regional konzentriert waren, spielt die Distanz heute kaum mehr eine Rolle. Transkontinentale Abkommen kennzeichnen die neue Ära, wie am World Trade Forum des World Trade Institute (WTI) der Universität Bern erläutert wurde. Die jährliche Konferenz des WTIs bot die Gelegenheit für führende Sozial- und Rechtswissenschaftleraus der ganzen Welt, das Phänomen bilateraler und regionaler Handelsregulierung näher unter die Lupe zu nehmen. Im Vordergrund standen Fragen sowohl zur Rolle und Entwicklung, als auch zu den Auswirkungen auf Wachstum und nationale Politik.


Manfred Elsig, stellvertretender Direktor des WTI, referiert über Aspekte der Handelsregulierung. (Bilder: Christine Kreis)

Handelsbarrieren werden abgebaut

«Derzeit werden neue Präferenz-Abkommen, wie etwa die Transatlantische Handel- und Investment-Partnerschaft (TTIP) zwischen den weltweit führenden Handelsmächten USA und EU vorbereitet, welche die zukünftige Handelsregulierung stark prägen werden», kommentierte der Organisator des Forums Professor Manfred Elsig, Direktor des NCCR Trade Regulation und stellvertretender Direktor des WTI. Der Zweck dieser TTIP-Verhandlungen ist es, existierende Handels- und Investitionsbarrieren abzubauen und neue Spielregeln in Form von neuen und harmonisierten Normen zu entwickeln. «Dies wird nicht nur den Waren-, Dienstleistungs- und Investitionsaustausch zwischen der EU und den USA weiter intensivieren, auch für Drittstaaten – wie die Schweiz – sind diese Verhandlungen von grosser Bedeutung», sagte Elsig.

Der grosse Handel über den Atlantik hinweg

Professorin Helen Milner von der Universität Princeton meinte, es gäbe grosse Hoffnung auf beiden Seiten des Atlantiks, dass das TTIP-Abkommen Wachstum und Arbeitsplätze generieren würde: «Als Folge der Finanzkrise und der grossen Rezession betrachten Politiker und Wirtschaftsvertreter in den USA und in Europa dieses Handelsabkommen als eine grosse Antriebsmaschine für ökonomisches Wachstum.»


Helen Milner erwartet durch transkontinentale Abkommen Wachstum und Arbeitsplätze.

Laut Professor Soo Yeon Kim von der National University in Singapur ist auch im Asien-Pazifik-Raum ein substantielles Abkommen in Vorbereitung, welches enorme Auswirkungen für die Region haben könnte. Es gebe viel Aufregung bezüglich der «ASEAN Economic Community» (AEC), welche 2015 zu Stande kommen solle. «Die Idee ist es, einen einzelnen Markt innerhalb der ASEAN-Staaten zu etablieren. Es ist fast eine ‹EU light› bezüglich des Warenaustausches, da Zölle gänzlich wegfallen werden», bemerkte Kim. Zusammen wollen die ASEAN-Staaten Thailand, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Brunei, Vietnam, Myanmar, Laos und Kambodscha gemäss offizieller Website wirtschaftlichen Aufschwung, sozialen Fortschritt, kulturelle Entwicklung und politische Stabilität fördern.


Soo Yeon Kim erläuterte die «ASEAN Economic Community» und ihre Rolle für den asiatischen Markt.

Blick zurück und nach vorne

«Mehr als 700 Abkommen sind in den letzten 60 Jahren verhandelt worden», sagte Manfred Elsig. Man habe jetzt genug Material, das analysiert werden könne. Man wolle herausfinden, wieso diese Abkommen kreiert würden, was deren Zweck und Funktion sei und welche Auswirkungen beobachtet werden könnten, kommentierte der stellvertretende Direktor des WTI. Es sei nun «ein guter historischer Zeitpunkt, um zu reflektieren und gleichzeitig nach vorne zu schauen».

Derzeit laufen gemäss Elsig wichtige Verhandlungen, die einen langfristigen Einfluss auf die Zukunft der Handelsregulierung haben. «Es kommt eine höchst interessante Phase auf uns zu, weil neue Mega-Abkommen verhandelt werden, die höchstwahrscheinlich als eine Vorlage für zukünftige Abkommen dienen können», sagte er.


Die Autorin Morven McLean ist Web Editor und Corporate Publisher am World Trade Institute

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