Die grosse «Züglete» der ausgefallenen Apparate
Die Kisten sind gepackt, die ersten Büros im Hochschulzentrum vonRoll werden bereits eingerichtet. Schwieriger gestaltet sich der Umzug von hochsensiblen Geräten und ganzen Labors. Ein Augenschein beim Institut für Psychologie an der Unitobler.
Kompakt und komplex sieht das Gerät aus, ein mit hydraulischen Stangen ausgerüsteter Sockel, darauf ein Alurahmen mit Stuhl. Kompliziert wird auch der Umzug des sogenannten «MOOG-Geräts» vom Keller der Unitobler ins neue Hochschulzentrum vonRoll. Der Bewegungssimulator wird für Experimente im Bereich der kognitiven Psychologie, etwa für Tests zur Wahrnehmung verwendet. Allein der Sockel wiegt 650 Kilogramm, auseinandergebaut werden kann er nicht. «Das ist technisch nicht möglich. Aber wir nehmen den Alurahmen mit Stuhl ab», erklärt Christian Mozzini-Vellen, Systemtechniker am Institut für Psychologie. Der Sockel werde als Ganzes transportiert, von Fachleuten des Umzugsunternehmens.
Der Sockel des «MOOG-Stuhls» wiegt 650 Kilogramm und muss in einem Stück gezügelt werden. (Bilder: Sandra Flückiger)
Für EEG-Kabinen muss die Herstellerfirma kommen
Christian Mozzini-Vellen wird den Umzug überwachen. Der Elektroingenieur, der für die Entwicklung von neuen Forschungsgeräten sowie für den Unterhalt der bereits bestehenden zuständig ist, befasst sich seit einem Jahr mit der Planung für die grosse «Züglete». Zusammen mit der Abteilung Bau und Raum hat er sich beispielsweise um die technische Einrichtung der neuen Räume im vonRoll gekümmert.
Es gibt einige Hürden zu überwinden. So erweist sich etwa das Zügeln der EEG-Kabinen – elektromagnetisch isolierte Räume, in denen Hirnströme von Probandinnen gemessen werden – als Herausforderung: Techniker müssen am jetzigen Standort die Lüftung und die elektronischen Installationen demontieren. Von der Herstellerfirma werden die Kabinen dann auseinandergebaut und nach dem Umzug wieder aufgebaut. «Im vonRoll müssen dann erneut Fachleute das Anschliessen an die Lüftung, die Kühlung und das Stromnetz übernehmen», erklärt Mozzini-Vellen.
Die isolierte EEG-Kabine muss von der Herstellerfirma auseinandergebaut und wieder aufgestellt werden.
Genutzt werden die Kabinen von der Abteilung Persönlichkeits-, Differentielle Psychologie und Diagnostik und der Abteilung Allgemeine Psychologie und Neuropsychologie genutzt. Neu kommt eine dritte EEG-Kabine hinzu, die allen Abteilungen am Institut für Psychologie sowie dem Center for Cognition, Learning and Memory (CCLM) zur Verfügung steht. «Um Kosten zu sparen, werden wir den Umzug gleich mit der Lieferung kombinieren», so Mozzini-Vellen.
Das teuerste Gerät hat sensible Kabel
Schwierig gestaltet sich auch das Zügeln des sogenannten «NIRS-Geräts». Dieses wird dazu verwendet, mittels Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) die Aktivität des Gehirns zu messen. Die Verbindung der Sensoren an der Kopfhaut mit dem Gerät erfolgt über Glasfaserkabel, die gemäss Christian Mozzini-Vellen äusserst heikel sind, da sie etwa nicht geknickt werden dürfen. «Wir müssen sehr vorsichtig vorgehen. Es ist unser neustes und teuerstes Gerät», erklärt der Systemtechniker.
Die hochsensiblen Glasfaserkabel des teuren NIRS-Geräts dürfen auf keinen Fall geknickt werden.
Ist der Umzug geschafft, geht’s ans Einrichten. Das Ziel ist, dass zu Beginn des Herbstsemesters alles betriebsbereit ist, was bei den Labors viel Arbeit bedeutet. «Das ist unsere grösste Herausforderung», sagt Madeleine Hussmann, geschäftsführende Mitarbeiterin des Instituts für Psychologie. Der Stressfaktor sei hoch, sagt sie, «der Aufwand für die Vorbereitungen war riesig». Die Freude über den Umzug ist dennoch gross: Im vonRoll-Gebäude seien dann wieder alle sieben Abteilungen des Instituts unter einem Dach, und es stünden mehr Räume zur Verfügung. «Das wird uns die Arbeit sehr erleichtern.»
Die Schränke und Büros sind leer, die Kisten stehen parat: Der Umzug von der Unitobler ins vonRoll-Hochschulzentrum steht kurz bevor.
Aufbruch ins neue Hochschulzentrum
Über den Sommer ziehen rund 850 Mitarbeitende der Universität Bern und der Pädagogischen Hochschule PHBern von über 15 Standorten ins neue gemeinsame Hochschulzentrum vonRoll. Dieses beherbergt neu das Departement Sozialwissenschaften der Uni, Teile der philosophisch-humanwissenschaftlichen Fakultät, die Bibliothek vonRoll sowie das grosse Speichermagazin der Universitätsbibliothek. Die räumliche Konzentration führt zu Synergien – zwischen den Hochschulen und innerhalb der Institutionen.