Bundesrat Schneider-Amman an der Uni Bern

Ultraschnelle Prozesse für einen Bundesrat: Johann N. Schneider-Ammann besuchte an der Uni Bern den Nationalen Forschungsschwerpunkt NFS «MUST», der sich mit Bewegungen von Elementarteilchen beschäftigt. Einblick erhielt der Politiker, der Ende Jahr die neuen NFS bestimmen wird, auch in den NFS «Trade Regulation».

Von Bettina Jakob 29. August 2013

Disko an der Uni Bern: Wenn Thomas Feurer seine Laserblitze losjagt, fühlt man sich beinahe wie damals bei der spätnächtlichen Tanzstunde im Stroboskop-Licht. Mit ultrakurzen Laserblitzen, die durch komplexe Optik-Apparaturen schiessen, versucht der Co-Leiter des Nationalen Forschungsschwerpunktes NFS «Molecular Ultrafast Science and Technology» (MUST) mehr über die Eigenschaften von Elementarteilchen wie etwa Elektronen zu erfahren. Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann stattete nun den Berner Physikern um Thomas Feurer einen Besuch in den Labors im ExWi ab. Der Grund: Vor Ende Jahr wird Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann in seiner Funktion als Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) eine weitere Serie Nationaler Forschungsschwerpunkte (NFS) bestimmen.


Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann (rechts) im Gespräch mit Thomas Feurer (Mitte) und Manuel Ryser vom NFS MUST in Bern. (Bild: SNF/Severin Nowacki)

Im Hinblick darauf hat der Bundesrat auf Einladung des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) bereits laufende NFS an der Universität Bern besucht – neben MUST auch den NFS «Trade Regulation – Rahmenbedingungen des internationalen Handels: von einem fragmentierten zu einem kohärenten Regelwerk», dessen Leading House mit dem World
Trade Institute (WTI) an der Uni Bern angesiedelt ist.

Entscheid gegen Ende Jahr

Der Besuch bot dem Vorsteher des WBF Einblicke in die Forschungsarbeit und Gelegenheit, sich mit den Forschenden, der Universitätsleitung und den Verantwortlichen des Nationalfonds auszutauschen. Derzeit läuft das Auswahlverfahren für die vierte Serie der NFS. Nachdem der Schweizerische Nationalfonds die 63 Bewerbungen wissenschaftlich geprüft hat, fällt Bundesrat Schneider-Ammann noch in diesem Jahr den Entscheid, welche fünf bis sechs der vom SNF empfohlenen NFS im Jahr 2014 ihre Tätigkeit aufnehmen können. Insgesamt stehen für die neuen Nationalen Forschungsschwerpunkte 100 Millionen Franken für vier Jahre bereit  – die Uni Bern ist noch mit fünf Gesuchen im Rennen.


Im Laser-Labor des NFS MUST: Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann, NFS-Leiterin Ursula Keller und Co-Leiter Thomas Feurer. (Bild: SNF/Severin Nowacki)

Kleinstteilchen im Laserlicht

Im interdisziplinären schweizerischen Grossprojekt NFS MUST wollen Physiker Feurer und die NFS-Leiterin Ursula Keller von der ETH Zürich einen «Einblick in die fundamentalen Abläufe der Natur gewinnen und damit auch den Grundstein für viele Anwendungen in der Medizin und erneuerbaren Energien legen», führt der Berner Physiker in einem Kurzfilm über den NFS MUST aus (siehe Video). «Wenn wir es in Bewegung sehen, erfährt man viel über die Funktion eines Objekts», erklärt Feurer den Ansatz seiner Forschung von Elementarteilchen mit Laserblitzen: Wie vielleicht Ausserirdische eher verstehen würden, welchen Zweck ein Auto erfüllt, wenn sie es in Fahrt und nicht nur parkiert sehen würden. Mit Laserblitzen, die nicht mehr als ein Millionstel einer Milliardstelsekunde dauern, will der Physiker einzelne Bewegungszustände von Elektronen beleuchten – und mit der Kamera festhalten. Fügt man die Einzelbilder wieder zusammen, kann daraus die Bewegung der Teilchen eruiert, sichtbar gemacht und schliesslich auch simuliert werden.

Drei laufende NFS an der Uni Bern

Im Nationalen Forschungsschwerpunkt «Trade Regulation» am WTI der Uni Bern analysieren die Forschenden die Grundlagen des globalen Handels, um das Regelwerk der Welthandelsorganisation WTO für das 21. Jahrhundert zu rüsten. Durch die interdisziplinären Projekte des NFS sollen Ansatzpunkte für die internationale Abstimmung verschiedener Politikbereiche im Rahmen der Globalisierung aufgezeigt werden. Der dritte aktuell an der Uni Bern beheimatete NFS TransCure beschäftigt sich mit der Erforschung von Membranproteinen. Aus diesen Erkenntnissen sollen neue Medikamente und Therapien entwickelt werden – etwa für weit verbreitete Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Krebs und neurologische Erkrankungen.

Die 28 bisher lancierten NFS in der Schweiz haben gemäss Mitteilung des WBF «die Forschungslandschaft Schweiz massgeblich geprägt». Nebst einer beachtlichen Anzahl wissenschaftlicher Publikationen sind auch zahlreiche Patente und Start-up-Firmen aus den NFS hervorgegangen. Bundesrat Schneider-Ammann sieht darin eine Schweizer Erfolgsgeschichte.

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