Vitamin C ist wichtig für das Gehirn des Fötus

Durch einen Mangel an Vitamin C entwickelt sich der Hippocampus, der für das Lernen und das Gedächtnis wichtig ist, bei Meerschweinchen-Neugeborenen schlechter. Für werdende Mütter kein Problem, wenn sie sich ausgewogen ernähren, so Mitautor Stephan Christen vom Institut für Infektionskrankheiten der Uni Bern.

Von Bettina Jakob 20. November 2012

Mandarinen, Petersilie, Brokkoli, Erdbeeren und Co.: In Früchten und Gemüse ist viel Vitamin C enthalten, welches für den menschlichen Organismus von vielfältiger Bedeutung ist. Die so genannte Ascorbinsäure ist an zahlreichen Stoffwechselvorgängen, etwa an enzymatischen Reaktionen, an der Bildung von Hormonen oder an der Stimulation des Immunsystems beteiligt. Offenbar ist Vitamin C auch bei der Gehirnentwicklung eines Fötus enorm wichtig – jedenfalls bei Meerschweinchen, wie ein internationales Forscherteam mit Berner Beteiligung nun herausgefunden hat. Ihre Studie ist jetzt in «PLoS one» publiziert.

Schwangere Frau presst Saft aus frischen Orangen
Mit richtiger Ernährung entsteht kaum ein Vitamin C-Mangel bei einer schwangeren Frau – und damit auch kein Problem für den Fötus. Bild: istock

Der Mensch kann Vitamin C nicht selber herstellen

Für die Untersuchung haben die Wissenschaftler die Meerschweinchen als Tiermodell gewählt, da diese Nagetiere wie der Mensch das Vitamin C nicht selber herstellen können und auf eine genügende Zufuhr in der Nahrung angewiesen sind.
Co-Autor Stephan Christen vom Institut für Infektionskrankheiten (IFIK) der Uni Bern und seine Forscherkollegen stellten nun fest, dass bereits ein moderater Mangel an Vitamin C in der Meerschweinchen-Mutter zu einer Störung der Entwicklung des Hippocampus in den Jungtieren führt, also dem Gehirnteil, der für das Lernen und Gedächtnis zuständig ist.

Nervenzellen entwickeln sich nicht richtig

«Verfügt eine Meerschweinchen-Mutter nicht über genügend Vitamin C, ist das Volumen des Hippocampus der Jungen signifikant kleiner als bei einem normalentwickelten Jungtier», führt Christen aus. Diese Unterentwicklung lasse sich nach der Geburt nicht mehr aufholen, auch nicht mit Extra-Gaben von Vitamin C. Dies haben die Forschenden zumindest für die ersten zwei Lebensmonate festgestellt, was bei Meerschweinchen dem Alter eines Jugendlichen entspricht. «Der Grund für diese Fehlentwicklung des Hippocampus scheint eine Störung von reifenden Nervenzellen zu sein – ein Prozess, der für die Funktion dieses Gehirnteils für das ganze Leben essentiell ist», so Christen.

Mit ausgewogener Ernährung kaum ein Problem

Ein leichter Vitamin C-Mangel tritt beim Menschen relativ häufig auf – gemäss den Forschenden bei rund 10 bis 20 Prozent der Erwachsenen. Deshalb sei es wichtig, «bei Schwangerschaften den Fokus noch stärker auf den Ernährungsstatus der Mutter zu richten». Die Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass schwangere Frauen, die ausgewogen essen und nicht rauchen, sich nicht sorgen müssen, an einem Vitamin C-Mangel zu leiden.

Stephan Christen vom IFIK betont ausserdem, dass es schwierig wäre, zu zeigen, dass ein Vitamin C-Mangel in werdenden Mütter tatsächlich zu einer lange andauernden Störung der intellektuellen Leistung bei ihren Kindern führe. «Diesem Risiko kann aber mit einer täglichen Einnahme eines entsprechenden Multivitaminpräparates während der Schwangerschaft relativ einfach begegnet werden», so Stephan Christen.

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