Steine sind hart, farbig, wertvoll – und sie duften

«Riechende Steine» lautet der Titel der Führungen mit Beda Hofmann, Geologe an der Uni Bern. Das Naturhistorische Museum der Burgergemeinde Bern lädt zu einer neuen Erfahrung der Gesteinswelt.

Von Bettina Jakob 28. September 2012

Ein unverkennbarer Duft in der Luft: Ein Platzregen prasselt nach einem heissen Sommertag auf die Trottoirs und Strassen nieder – und plötzlich riecht es ein wenig nach nassem Ton. «So ähnlich duften viele Steine, wenn man sie anhaucht und an die Nase hält», erklärt Beda Hofmann. Der Geologe der Uni Bern erzählt an zwei Führungen im Naturhistorischen Museum der Burgergemeinde Bern Spannendes und Kurioses über «Riechende Steine».


Die Gerüche der Steine sind bisher noch unerforscht. (Bild: Lisa Schäublin/NHM)

Ursache unbekannt

Der verbreitete «tonige» Duft von Steinen – wie etwa des Molasse-Mergels – scheint wenig spektakulär, scheint er doch mit einem häufigen Bestandteil der Erde verbunden. Doch der Geologe betont, reiner Ton habe keine flüchtigen Bestandteile, und die Wissenschaft wisse bislang nicht, woher dieser eigentümliche Duft stamme. «Eine Theorie geht davon aus, dass die Duftmoleküle von Pilzen stammen, die sich auf den Steinen – oder eben auch im Staub auf den Strassen – befinden.»

Tintenfisch und Fluor

Steingerüche sind eine bisher unerforschte Welt, durch die man sich aber nichtsdestotrotz schnüffeln kann: Belemniten etwa, Überreste von versteinerten Tintenfischen, riechen erdölartig. «Wohl weil die Tintenfische ölartige Substanzen in ihr Skelett eingebaut hatten», erklärt Beda Hofmann, der auch die Abteilung Erdwissenschaften am Naturhistorischen Museum leitet. Für eine Duftprobe muss man ausserdem nicht ans Meer fahren: Im Jura, wo das Urmeer hinreichte, kommen die erhaltenen Gehäuse der Kopffüsser häufig vor.

Einen beissenden Fluor-Geruch sondert der Fluorit ab, der in einem Gebiet mit natürlicher radioaktiver Bestrahlung lag, wie zum Beispiel im Schwarzwald, «deshalb wird der Stein auch Stinkspat genannt», sagt Hofmann, der ebenfalls Experte für Meteoriten ist. Und auch diese sollen riechen, wenn man sie nach dem Niedergang auf die Erde findet – nämlich nach Schwefel.

Oben