Sie fühlt den Banken auf den Zahn

Banken sind von Gesetzes wegen verpflichtet, Auskunft über Geschäftsrisiken zu geben. Wie sich dies auf den Geschäftsgang auswirkt, überprüft Ökonomin Yan Li. «uniaktuell» stellt in loser Reihe Forschende der Uni Bern vor – bis zur «Nacht der Forschung» am 23. September.

Interview: Maximiliano Wepfer 20. September 2011

«uniaktuell»: Frau Yan, worüber forschen Sie im Augenblick?
Yan Li: Ich analysiere die Anzeigepflicht der Bilanzpolitik von Banken. Dabei ist die zentrale Frage, wie die Offenlegung der Risiken die Geschäftstätigkeit der Banken beeinflussen kann. Die Erkenntnisse der Dissertation sollen ebenso wie das kürzlich verabschiedete «Basel III», eine Vereinbarung für die weltweite Regulierung von Banken, dazu beitragen, den teilweise sehr riskanten Investitionen der vergangenen Jahre vorzubeugen.


Das Forschungsthema von Ökonomin Yan Li ist hochaktuell: die Pflicht für Banken, ihre Risiken offenzulegen. (Bild: wem)

Wieso haben Sie dieses Forschungsfeld gewählt?
Ich bin sozusagen hineingerutscht: Von Informatik auf der Bachelorstufe über Arbeitsingenieurwesen im Masterstudiengang gelangte ich erst später zum Fachgebiet meiner Doktorarbeit – die Finanzbuchhaltung und das Finanzmanagement.

Was gab den Ausschlag, Wissenschaftlerin werden zu wollen?
Ich träumte nie davon, eine Wissenschaftlerin zu werden. Nach wie vor bin ich mir ja noch nicht sicher, ob ich für eine wissenschaftliche Laufbahn geeignet bin. Jedenfalls habe ich keinen genauen Karriereplan vorgezeichnet – ich lasse mich auf dem Weg überraschen.

Was schätzen Sie besonders an Ihrer Arbeit an der Uni?
Die ungezwungene Atmosphäre und die flachen Hierarchien. Meine Anregungen und Interessen werden von den Professorinnen und Professoren ernst genommen und respektiert.

Wo stehen Sie in zehn Jahren?
Ich hoffe auf eine erfolgreiche Promotion, die in zwei Jahren ansteht. Danach weiss ich noch nicht, ob ich in die Privatwirtschaft einsteige oder doch in der Wissenschaft bleibe. Falls ich bis dahin noch keine Familie gegründet und Kinder bekommen habe, dann würde ich gerne viele Länder bereisen und mit der Kamera ablichten. Meiner Meinung nach sind Reisen und Fotografieren untrennbar miteinander verbunden.

Welchen Nutzen hat die Gesellschaft von Ihrer Forschung?
Der Nutzen wäre am grössten, wenn ich meine Forschung mit einem Job in der Bankenindustrie verbinden könnte. So leiste ich einen Beitrag zum Wohlstand des Landes und gebe der Schweizer Gesellschaft etwas zurück von dem, was sie in meine Ausbildung und mich investiert hat.
 

Zur Person

Yan Li ist Forschungsassistentin am Institut für Unternehmensrechnung und Controlling.

Nacht der Forschung

Bei archäologischen Ausgrabungen mit anpacken oder beim Poker Klimagott spielen – Ausprobieren heisst es am 23. September 2011 an der schweizweit einzigen «Nacht der Forschung» an der Universität Bern. Über 100 Forschende aus allen Fachrichtungen suchen an rund 50 Ständen mit spannenden Präsentationen den Dialog mit der Gesellschaft. Die Nacht der Forschung findet rund ums Hauptgebäude der Universität statt. Ein breites kulinarisches Angebot mit Essständen und Bars sowie kulturelle Intermezzi runden das Programm ab.