Heilige Filmstars, Powerpoint-Karaoke und Prof-Bar
Die erste «Nacht der Forschung» der Uni Bern findet diesen Freitag, 23. September 2011, statt. In über 80 interaktiven Angeboten lässt sich Wissenschaft beobachten, anfassen und gar schmecken. Eine Kostprobe gefällig?
Pepsi oder Coke? Die Frage ist fast so alt wie die Konsumgesellschaft selbst. Das Institut für Marketing und Unternehmensführung (IMU) zeigt an der «Nacht der Forschung» mit seinem Projekt auf, wie Marketing den Konsum steuert. Dazu wird das Publikum direkt eingebunden: In einem Blindtest können etwa Schokolade oder Bier bewertet werden. Was verbindet der Konsument mit einer Marke? Wie bewertet er ein Produkt im Test? Im Anschluss erfährt der Proband, wie die Kraft der Marke auf ihn wirkt, denn diese hat oft einen starken Einfluss auf die Qualitätswahrnehmung von Produkten: «Die Marke ist ein zentrales Wahrnehmungsmerkmal. Sie bürgt für Qualität und weckt das Vertrauen der Konsumierenden», sagt Marketing-Spezialist und IMU-Direktor Harley Krohmer. Die Besucherinnen und Besucher können sich darüber bewusst werden, inwiefern Markenkenntnis ihr Urteil bestimmt und auf spielerische Art ihr Konsumverhalten hinterfragen.
In der «Nacht der Forschung» erstrahlt die Universität Bern in neuem Licht. (Bild: Adrian von Känel)
Das Vakuum im Rampenlicht
Das Projekt «Wasser, Wein und Horror Vacui» der Physiker des Albert Einstein Center for Fundamental Physics stellt das Konzept des Vakuums ins Rampenlicht. Anno 1647 wies der französische Physiker Blaise Pascal die Existenz des leeren Raums in einem Luftdruckexperiment nach. Eine wegweisende Erkenntnis, denn seit der Antike galt das Vakuum – die Idee des Nicht-Seienden – als undenkbar. An der «Nacht der Forschung» bringen zwei Schauspieler des Stadttheaters Bern das geschichtsträchtige Experiment auf die Bühne. Live erzeugen sie in zwei hohen Säulen, die eine mit Wasser, die andere mit Wein gefüllt, mit der Kraft des Luftdrucks ein Vakuum. Die Erforschung der Eigenschaften eines Vakuums ist auch heute noch von grossem Interesse. Mit den aktuellen Messungen am grossen Teilchenbeschleuniger am CERN stehen neue Erkenntnisse vor der Tür.
Die Qual der Wahl: Marken erleichtern die Orientierung im Wald der Produkte. (Bild: istock)
Jesus als Filmstar – vom Stummfilm zur Hyperrealität
Das Institut für Bibelwissenschaft erforscht, wie das Neue Testament den Weg in die Moderne findet. An der «Nacht der Forschung» werden unter dem Titel «Jesus of Hollywood» Clips mit filmischen Darstellungen von Christus erläutert. Darunter sind Ausschnitte aus der Pionierzeit der bewegten Bilder: «Stummfilme, die Jesus visualisieren, waren sehr beliebt. Einerseits weckten sie Schaulust, andererseits dienten sie auch der Ehrerbietung», erklärt Moisés Mayordomo, Dozent für Neues Testament an der Uni Bern. Die Inszenierungen veränderten sich jedoch mit dem Zeitgeist: So war die Figur Jesus ab den 1970er Jahren kaum mehr vermittelbar und Verfilmungen waren zumeist überzeichnet und skurril. Prominentestes Beispiel hierfür ist die Komödie «Monty Python’s Life of Brian» (1979), welche das Leben Jesu mit schwarzem Humor widergibt. Mit hyperrealen Gewaltdarstellungen hingegen polarisierte im Jahr 2004 «The Passion of the Christ». In einem Punkt aber gleichen sich alle Epochen der Filmgeschichte: Mit der filmischen Darstellung des «Heiligen» liess sich gemäss Mayordomo immer gutes Geld verdienen.
Auch im Weltall herrscht ein riesiges Vakuum. (Bild: zvg)
Talk, Karaoke und Bars
An der «Nacht der Forschung» erwartet das Publikum rund 80 weitere Programmpunkte. Etwa die Gesprächsrunde «Science-Talk», wo die Debatten von herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Bern live verfolgt werden können. Zu einem besonders amüsanten Spektakel verspricht das «Powerpoint-Karaoke» zu werden: Jeder darf sich in der rhetorisch-wissenschaftlichen Improvisation zu unbekannten Powerpoint-Präsentationen versuchen. Wer sich davor die Kehle befeuchten will, tut dies an der gebildetsten Bar von Bern: Hinter dem Tresen von «Ex Cathedra» stehen Professorinnen und Professoren höchstpersönlich.