Sie weiss, was es mit dem Weiss auf sich hat

Schön, aber taub: Die Genmutation mit dem Namen «Splashed White» ist für Pferde ein zweischneidiges Schwert. Veterinärmedizinerin Regula Hauswirth will Züchter von solchen Kreuzungen abhalten. «uniaktuell» stellt in loser Reihe Forschende der Uni Bern vor – bis zur «Nacht der Forschung» am 23. September.

Interview: Maximiliano Wepfer 07. September 2011

«uniaktuell»: Frau Hauswirth, worüber forschen Sie im Augenblick?
Regula Hauswirth: In meiner Dissertation untersuche ich die Ursachen für das Merkmal «Splashed White» oder Helmschecke, eine spontane genetische Mutation bei Pferden. Den betroffenen Tieren fehlen stellenweise farbbildende Zellen, die so genannten Melanozyten, was zu grossen, weissen Abzeichen an Kopf und Gliedmassen, aber oft auch zu Taubheit führt. Aufgrund des besonderen Verteilungsmusters und Erfolgs im Sport sind sie aber sehr begehrt, und ihre Nachkommen bringen den Züchtern viel Geld ein.


Sie will auf die Gefahren der Genmutation «Splashed White» hinweisen: Veterinärmedizinerin Regula Hauswirth. (Bild: wem)

Wieso haben Sie dieses Forschungsfeld gewählt?
Ich hatte mich schon während des Studiums für Farbgenetik interessiert, als mir dieses Thema für die Doktorarbeit angeboten wurde – das Thema ist wie auf mich zugeschnitten.

Was gab den Ausschlag, Wissenschaftlerin werden zu wollen?
Vor dem Einstieg in die Praxis wollte ich die Chance nutzen, mich in die Grundlagenforschung zu vertiefen. Das Wissen über die Farbvererbung kann ich später gut im Berufsleben einsetzen, weil ich dort den Schwerpunkt auf Grosstiere wie etwa Pferde legen will.

Was schätzen Sie besonders an Ihrer Arbeit an der Uni?
Bern ist eine sympathische Uni und zudem führend in der Veterinärmedizin – ich finde es motivierend, hier an vorderster Front forschen zu können.

Wo stehen Sie in zehn Jahren?
Ich würde gerne Züchterinnen und Züchter dafür sensibilisieren, keine Pferde mit allzu viel Weiss am Kopf zu kreuzen, nur weil solche Tiere schön aussehen – die fehlende Farbe kann zu Organschäden und Absterben der Embryos führen. Gerne würde ich in Gstaad praktizieren, der Standort für eine eigene Praxis wäre dort mit der wachsenden Anzahl an Pferdebesitzern ideal.

Welchen Nutzen hat die Gesellschaft von Ihrer Forschung?
Ähnliche Mutationen im selben Gen kommen auch beim Menschen vor und führen zu schweren Behinderungen. Dadurch profitiert der Mensch ebenfalls von unserer genetischen Grundlagenforschung, obwohl wir zuerst an Tieren forschen.

Zur Person

Regula Hauswirth ist Doktorandin am Institut für Genetik der Vetsuisse-Fakultät.

Nacht der Forschung

Bei archäologischen Ausgrabungen mit anpacken oder beim Poker Klimagott spielen – Ausprobieren heisst es am 23. September 2011 an der schweizweit einzigen «Nacht der Forschung» an der Universität Bern. Über 100 Forschende aus allen Fachrichtungen suchen an rund 50 Ständen mit spannenden Präsentationen den Dialog mit der Gesellschaft. Die Nacht der Forschung findet rund ums Hauptgebäude der Universität statt. Ein breites kulinarisches Angebot mit Essständen und Bars sowie kulturelle Intermezzi runden das Programm ab.

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