Ein Anwalt mit philosophischen Gedanken
Recht, Wirtschaft und Ethik: Alles findet Platz in der Dissertation von Rafael Häcki über Biotechnologie. Zur «Nacht der Forschung» am 23. September porträtiert «uniaktuell» Forschende der Uni Bern in loser Folge.
«uniaktuell»: Herr Häcki, worüber forschen Sie im Augenblick?
Rafael Häcki: Über die Patentierung von DNA-Sequenzen – und zwar aus rechtsphilosophischer Sicht. Besonders Patente im Bereich der menschlichen Gene werden oftmals als ethisch heikel betrachtet: Kritiker appellieren etwa an die Menschenwürde, sie sind gegen eine Kommerzialisierung des menschlichen Körpers und gegen die möglicherweise forschungshemmende Monopolisierung von Genen durch einzelne Firmen, die daran ein Patent halten. Auf der anderen Seite steht die Wirtschaft, mit deren Geldern wiederum die Forschung unterstützt wird. Bekommen die Unternehmen keinen Investitionsschutz in der Form von Patenten mehr, fliesst weniger Geld in Wissenschaft und Forschung.
Die Gene und das Recht: Rafael Häcki forscht auf einem heiklen Gebiet. (Bild:bj)
Wieso haben Sie dieses Forschungsfeld gewählt?
Für mich war klar, dass ich eine rechtsphilosophische Dissertation verfassen will. Dieses kontroverse Thema ist eine Schnittmenge von mehreren interessanten Disziplinen: Es ist stark juristisch geprägt, hat einen hohen wirtschaftlichen Anspruch und ist ethisch komplex. Es ist sehr spannend, ein Thema aus derart verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Aber auch eine Herausforderung – bis man schon nur die Sprache der einzelnen Disziplinen in eine gemeinsame übersetzt hat.
Was gab den Ausschlag, Wissenschaftler werden zu wollen?
Es ist einfach der beste Job, den es gibt! Ich finde es ungemein spannend, mich auf etwas zu konzentrieren, Dinge zu hinterfragen und ihnen auf den Grund zu gehen. Dabei schwingt immer auch Kreativität mit – und am Ende steht mein erstes Buch.
Was schätzen Sie besonders an Ihrer Arbeit an der Uni?
Neben dem Inhalt meiner Arbeit vor allem die angenehme Arbeitsatmosphäre und die Kollegialität am Institut. Zudem herrschen tolle Rahmenbedingungen, die Infrastruktur ist gut und ich habe flexible Arbeitszeiten. Und schliesslich: Die Uni ist so schön in die Stadt Bern eingebettet, die mir sehr gut gefällt.
Wo stehen Sie in zehn Jahren?
Ernsthaft beantwortet – ich habe keine Ahnung. Denkbar sind verschiedene Varianten. Realistischerweise arbeite ich als Anwalt und betreibe Forschung als aufwändiges Hobby. Das Wunschszenario bleibt aber, weiterhin als Forscher zu arbeiten und die Themen zu erforschen, die mich interessieren. Das lässt sich wohl nur mit einer akademischen Karriere vereinbaren, die schwierig zu verfolgen sein wird.
Welcher Nutzen hat die Gesellschaft von Ihrer Forschung?
Die Relevanz ist der Denkanstoss, den mein Buch geben soll. So wurde das schweizerische Patentgesetz im Bereich der Biotechnologie vor drei Jahren an die EU-Rechtslage angepasst. Allerdings sind meiner Meinung nach weiterhin viele Teilaspekte noch nicht restlos geklärt und diskussionsbedürftig. Meine Ausführungen sollen mithelfen, darüber nachzudenken, wie man darüber nachdenkt.
Zur Person
Rafael Häcki ist Doktorand am Institut für öffentliches Recht der Universität Bern.
Nacht der Forschung
Bei archäologischen Ausgrabungen mit anpacken oder beim Poker Klimagott spielen – Ausprobieren heisst es am 23. September 2011 an der schweizweit einzigen «Nacht der Forschung» an der Universität Bern. Über 100 Forschende aus allen Fachrichtungen suchen an rund 50 Ständen mit spannenden Präsentationen den Dialog mit der Gesellschaft. Die Nacht der Forschung findet rund ums Hauptgebäude der Universität statt. Ein breites kulinarisches Angebot mit Essständen und Bars sowie kulturelle Intermezzi runden das Programm ab.